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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Junkies eintreten«, sagte ich, doch Moses erwiderte nichts darauf. Er bereitete sich für die Straße vor. Ich versuchte es anders. »Schreib das doch alles mal auf und schick es Maggie. Wird sie sicherlich davon überzeugen, dass es ein heldenhafter Kampf gegen das Establishment ist, wenn du dein Leben ruinierst.«
    Er lachte, dann musste er husten. »Wie geht’s dir denn so, Bruder? Drückst du immer noch Steroide? Hast du deine erste Million bereits im Sack? Oder einen Bombenjob mit Gratifikation und Pläne für die Altersvorsorge?«
    »Leck mich am Arsch, Mose.«
    »Ich liebe dich auch, carnalito.«
    Sie stiegen in ihre Klamotten – Rusty zog eine Folklore-Bluse an, einen langen mexikanischen Rock und schlüpfte in abgetragene Sandalen. Anschließend wickelte sie eine Puppe in eine Decke, hielt sie eng an ihre flache, vertrocknete Brust, als wolle sie die Puppe stillen, und verwandelte sich flugs in Maria Guadalupe, die Mutter hungernder Kinder.
    Moses zog Hosen in Tarnfarbe an und streifte ein Sweatshirt über. Dann schnürte er seine Springerstiefel zu. Er sah aus wie ein Veteran, der im Krieg zu viel gesehen hatte, um in Friedenszeiten überleben zu können. Sein verwüstetes Gesicht passte dazu wie die Faust aufs Auge.
    An der Tür machte er Halt und sah zurück. »Wenn du Maggie das nächste Mal siehst – ich weiß, das wird ’ne Weile dauern, denn schließlich betrachtet sie dich genauso wenig als ihren Kronensohn, nun, wenn du sie siehst, sag ihr, ich bin glücklich wie eine Muschel im warmen Schlamm. Sag ihr, das alles hat nichts mit ihr zu tun oder mit Sam. Ich hab lebenstechnisch gesehen nun mal die Arschkarte gezogen. Alles klar?«
    Ich nickte.
    »Pass auf dich auf, carnalito«, sagte er. »Und mach die Tür richtig zu, wenn du gehst.«

Dreizehn
    In der Hoffnung, Jillian würde mal wieder vorbeikommen, um mich zu was Bestimmten zu überreden, löste ich die Schecks nicht ein, auch nicht den, der am nächsten Freitag kam. Die Sorte Überredungskunst, der sich Jillian bediente, barg eindeutig Suchtgefahr.
    Samstagvormittag stieß ich im Y auf meinen Trainingspartner Ray Fuentes. »Du wirst langsam korpulent, Alter«, feixte Ray, als er mich in meinen Trainingsklamotten sah.
    »Knapp ein Kilo. Das macht einen nicht gleich korpulent.«
    Tatsächlich hatte ich in den letzten Monaten gut fünf Kilo zugelegt und wog jetzt einhundertsieben, mein persönlicher Rekord. Aber ich konnte nicht erkennen, wo die fünf Kilo saßen.
    Ray entging nicht, dass ich mich in einem Wandspiegel betrachtete. »Es ist dein Arsch«, sagte er. »Du hast den nalgas eines russischen Gewichthebers. Nimmst du wieder Steroide?«
    »Leck mich, Ray«, sagte ich, schnappte mir eine mit hundert Kilo beladene Langhantel und machte zehn Curls, um Form vorzutäuschen.
    Ich hatte Steroide genommen, vor Jahren, als ich noch Wettkämpfe bestritten hatte. Nachdem der Umfang meines Oberarms nicht über fünfundvierzig Zentimeter hinausgekommen war, hatten ihn Steroide innerhalb weniger Monate auf über fünfzig Zentimeter aufgepumpt. Mit einem Bizepsumfang von über fünfzig wurde aus mir ein Konkurrent. Ich hatte das Zeug so lange genommen, bis Lyle Alzedo, der Footballspieler, an einem bösartigen, vermutlich durch Steroide induzierten Hirntumor erkrankte. Eine rote Karte reichte mir.
    »Machst du jetzt Masse, Uri?«, fragte Ray. »Keinen Bock mehr auf Schwerstarbeit?«
    Fuentes hatte irgendwann den Titel des Mister West Texas gewonnen. Mit seinen neunzig Kilo, verteilt auf 1,80 Meter, könnte er auch das marmorne Kunstwerk eines alten Griechen sein. Ich bezweifle, dass er auf mehr als drei Prozent Körperfett kommt. Auf der Bank kann er das Doppelte seines Körpergewichtes drücken. Einmal habe ich ihn beobachtet, wie er mit hundertachtzig Kilo zehn Wiederholungen schaffte und dabei nicht mal die Zähne zusammenbiss.
    Ich machte hundert Sit-ups, dann trainierte ich eine Stunde an der Kraftstation. Nachdem ich mein Pensum absolviert hatte, verspürte ich Appetit auf huevos rancheros im H&H, doch das verkniff ich mir. Ich musste diese fünf Kilo loswerden. Eitelkeit regiert.
    Als ich nach Hause kam, stand Jillians Mercedes auf meinem Parkplatz. Ich nahm drei Stufen auf einmal, doch leider war es nicht Jillian, die vor meinem Apartment wartete, sondern Mr. Kartoffelkopf samt Freund.
    Sie saßen auf Klappstühlen aus Segeltuch, die sie vom Rand des nicht mehr genutzten Swimming-Pools mitgebracht hatten. Seit 1973 war kein Wasser mehr im

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