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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Ausschau nach Jesus«, sagte Jesaja. »Scheint, als hätten die Medikamente sein spirituelles Sehen beeinträchtigt.«
    »Sein spirituelles Sehen«, wiederholte ich.
    »So nennt er es jedenfalls. Wenn er Jesus sieht, meine ich.«
    Ich zog ihn beiseite. »Lass uns mal ’ne Minute vor die Tür gehen«, sagte ich.
    Wir verließen das Zimmer und setzten uns in die weich gepolsterten Sessel des Wartebereiches. Ich wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte.
    »Was?«, fragte Jesaja nach einer Weile.
    »Ich weiß, du hältst Mose für einen hoffnungslosen Fall«, sagte ich.
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Aber du hast es gedacht, so wie wir alle. Insbesondere ich, denn ich habe ihn gesehen.«
    »Und jetzt denkst du anders darüber?«
    »Ich denke anders darüber«, erwiderte ich. Ich hatte es im weiteren Sinne gemeint und Jesaja schien mich zu verstehen.
    »Klär mich auf, Uriah.«
    »Oben in den Black Mountains gibt es eine Institution, La Xanadu. Es ist eine private Reha-Klinik, wo man es mit den Vorschriften nicht so genau nimmt. Da will ich Mose hinbringen. Eigentlich will ich es mehr für Maggie als für Mose.«
    »Und du glaubst, die schaffen es, dass er von dem Zeug loskommt?«
    »Es wär einen Versuch wert.«
    Jesaja seufzte. »Man kann eine Katze nicht davon abhalten, das Sofa zu zerkratzen, es sei denn, man zieht ihr die Krallen. Die sollen Mose die Krallen ziehen können? Das glaube ich nicht. Abgesehen davon, wo willst du das Geld hernehmen? Privatkliniken nehmen keine Gammler auf, Uriah, und genau das ist Moses, ein Gammler.«
    »Ich denke, das Geld kann ich auftreiben«, sagte ich. »Aber ich brauche deine Hilfe.« Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wie ich das mit dem Geld bewerkstelligen sollte, doch ich hatte es spontan ausgesprochen und hinter diesem Impuls schien eine gewisse Überzeugung zu stecken.
    »Sollen wir eine Bank überfallen?«
    »Nein. Ich wollte sagen, ich brauche deine Hilfe, um ihn dorthin zu schaffen.«
    »Du meinst, du willst ihn kidnappen.«
    »Verschleppen, kidnappen, eskortieren, ein Ausflug aufs Land – spielt doch keine Rolle, wie wir es nennen, Hauptsache, wir schaffen ihn dorthin.«
    Jesaja holte tief Luft und stieß einen Seufzer aus. »Du bereitest alles vor, Uriah. Wenn ich kann, helfe ich dir.«
    »Großartig. Das wollte ich hören. Vielleicht können wir die Sache in einigen Wochen angehen.«
    »Wenn er sich bis dahin keine Überdosis verpasst hat.«
    »Richtig.«
    Wir gingen zurück zu Sam. Er stand voll unter Morphium. Obwohl er kaum bei Bewusstsein war, signalisierten die zusammengezogenen Brauen und die faltige, weiße Haut rund um seine Augen, dass er Schmerzen hatte.
    Ich küsste Maggie und Zipporah, schüttelte Jesaja die Hand und verabschiedete mich.
    Draußen, auf dem Gang, hielt mich ein Mann an. Er trug einen Bademantel des Krankenhauses. »Hast du ’ne Zigarette, Kumpel?«, fragte er. Ich wusste, dass er mich meinte, weil er seine Hand auf meinen Arm gelegt hatte, aber seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf eine Stelle links von mir und so sah ich nur sein linkes Profil. »Ich würde einen Mord begehen für ein Päckchen Benson and Hedges.«
    »Ich bin Nichtraucher«, sagte ich.
    »Scheiße, du bist also auch einer von denen, einer von den neuen SA-Männern. Nicht mehr lange und sie richten Konzentrationslager für unbelehrbare Qualmer wie mich ein.«
    Er sah eigentlich ganz normal aus, wenn nicht sogar recht gut, doch als ich Anstalten machte, ihm direkt ins Gesicht zu sehen, drehte er sich weg und präsentierte mir wieder nur sein linkes Profil. »Seit der Operation habe ich nicht eine einzige Kippe geraucht«, sagte er. »Und das ist jetzt zehn Tage her.«
    »Im Laden unten kann man bestimmt Zigaretten kaufen«, sagte ich.
    »Doch nicht in einem Krankenhausladen. Nicht mehr heutzutage. Woher kommst du denn? Vom Mars? Raucher sind die Aussätzigen der Moderne.«
    Über dieses Thema vergaß er alles andere und wandte mir sein Gesicht zu. Die rechte Seite seines Kopfes war völlig entstellt. Die Augenhöhle war vernäht und dort, wo ein Wangenknochen hätte sein sollen, befand sich eine konkave Wölbung. Seine rechte Schädelhälfte war kahl und flach wie ein Brett. Eine wulstige, rote Naht verlief in Form eines Hufeisens von der leeren Augenhöhle bis hin zu dem Knochen hinter seinem Ohr.
    »Oh Gott«, entschlüpfte es mir.
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Gehirntumor«, sagte er. »Die Schnippler haben die Hälfte meines Hirns und

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