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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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spezialisiert hatte. »Ich nehme an, Sie sind hergekommen, um Fragen zu stellen. Na los, nehmen Sie kein Blatt vor den Mund, Walkinghorse.«
    »Er weiß doch überhaupt nicht, welche Frage er stellen soll«, sagte Clara.
    »Die Schecks«, sagte ich.
    »Mein Gott, die sind für dich ein Geheimnis? Was die Dinger betrifft, tappst du immer noch im Dunkeln?«, fragte sie.
    »Die Schecks waren Jillians Idee«, erklärte Trebeaux.
    »Jillian hat eine sentimentale Ader – eine Schwäche neben all ihren guten Eigenschaften. Die Bank wollte Sie verschwinden lassen, aber Jillian hat um Ihr Leben gebettelt. Und sie hat ihren Willen durchgesetzt. Solís hat Jillian gern. Zum Teufel, wir alle haben Jillian gern.«
    Die letzte Bemerkung ließ Clara zynisch auflachen. »Scheiße, Jilly ist ein wahres Juwel.«
    »Die Schecks sollten was? – mich freikaufen?«, fragte ich.
    »Freikaufen? Wir wollten nichts kaufen«, sagte Trebeaux. »Wir wollten Sie in eine Kiste sperren.« Es gelang ihm, sich aufzurichten und sich in seinen Ledersessel zu setzen. Ihm brach der Schweiß aus, so stark, dass es sein Kinn hinuntertropfte. Seine Augen waren geweitet und glasig. Er stand unter Schock.
    »Ich versteh nicht«, sagte ich. »Was für eine Kiste?«
    Clara lachte. »Er begreift es immer noch nicht«, sagte sie. »Das wär eigentlich ’ne passende Inschrift für seinen Grabstein.«
    »Hätten Sie das Geld von Jillian akzeptiert«, sagte Trebeaux, »hätte man es als Schweigegeld betrachten können. Bestechungsgeld.«
    »Erpressung«, sagte ich.
    »Bravo. Sobald Sie die Schecks eingelöst hätten, hätten Sie eine Nachricht erhalten: ›Nur ein Wort über Clive Rensellers kleines, krankes Hobby und du bist wegen Erpressung dran. Eine Straftat.‹ Aber dazu hätten Sie die Schecks einlösen müssen – aber solange Sie das nicht taten, hatten wir nichts gegen Sie in der Hand. Das Ganze hat Jilly ausgeheckt, weil sie nicht wollte, dass Sie sterben. Sie hat nun mal ein Faible für Sie, verstehen Sie?« Er drohte erneut ohnmächtig zu werden. Ich holte ein Glas Wasser vom Wasserspender im Mini-Gym.
    »Es war eine Schnapsidee, von Anfang an«, sagte Clara. »Das hat jeder so gesehen, doch Jillian hat sich durchgesetzt. Als du die Schecks nicht eingelöst hast, hat die Bank auf Plan A zurückgegriffen. Wie hast du nur aus Samalayuca verschwinden können?«
    »Zu Fuß«, sagte ich, den Rest der Geschichte behielt ich für mich. Es gab mir ein gutes Gefühl, etwas zu wissen, von dem die Leute hier keine Ahnung hatten.
    »¡Qué milagro!«, sagte Clara.
    »Richtig«, sagte ich. »Es war ein Wunder.«
    »Sie werden wohl noch eins brauchen«, sagte Trebeaux.
    »Was stört es Sie eigentlich, wenn Rensellers Spielchen öffentlich bekannt werden?«, fragte ich. »Dergleichen Mist ist schließlich heutzutage gang und gäbe. Die Leute sind doch inzwischen einiges gewöhnt.«
    Trebeaux schüttelte den Kopf, als hätte er es mit jemandem zu tun, dessen intellektuelle Fähigkeiten ernsthaft beeinträchtigt waren. Eine bravouröse Vorstellung, wären da nicht die flatternden Lider gewesen und der Kopf, der nach hinten und dann zur Seite kippte. »Haben Sie sich diese Bank mal genau angesehen?«, fragte Trebeaux. »Westlich des Hudsons finden Sie keine Bank mit mehr Klasse. Langsam interessieren sich Leute aus dem Kreise der Fortune Five Hundred für uns. Alter, sehr alter Geldadel. Die Stadt liebt uns, der Bürgermeister hat Clive öffentlich fast den Arsch geküsst. Niemand will diesen Ruf ankratzen, Walkinghorse. Im Bankgewerbe ist der Ruf ein Aktivposten.«
    »Des Rufes wegen sollte ich in Samalayuca begraben werden?«
    »Ich verrate Ihnen jetzt etwas, was Sie sich sehr gut merken sollten.« Trebeaux hatte sich gesammelt. »Sie sind einer von der entbehrlichen Sorte. Sie sind von keinerlei Wert. Es steht Ihnen frei, das als Beleidigung aufzufassen, aber es ist nicht als solche gemeint. Es ist schlicht eine Tatsache. Ihrer sind Legion da draußen.« Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck. »Wie? Sie sind gegenteiliger Auffassung?«, fuhr er fort. »Denken Sie an Afrika, was dort passiert. Millionen sterben an AIDS und es werden weitere Millionen daran sterben. Kümmert Sie das? Kümmert das irgendjemanden in den USA? Es kümmert niemanden auch nur einen Dreck. Diese Leute sind entbehrlich. Nun, das ist der springende Punkt: Die Mehrheit der Menschheit ist entbehrlich.«
    »Das nenn ich eine Mords-Philosophie, Trebeaux«, sagte ich.
    Er lehnte sich auf die Seite,

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