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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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werde Moses einen Entzug in einer Klinik in den Black Mountains aufdrücken. Das wird teuer.« Ich atmete ein paarmal tief durch.
    »Und?«
    »Könntest du ein paar Riesen beisteuern?«
    »Du meinst, ob ich ein paar Riesen im Klo runterspülen will?«
    »Ich tue es für Maggie, Zack. Maggie braucht wieder eine Perspektive.«
    »Brauchen wir die nicht alle?«
    »Du siehst nicht so aus, als hättest du ’ne miese Phase hinter dir.«
    »Die Antwort ist nein, Uri.«
    »Auch wenn er nur ein trauriger Sack voll Scheiße ist, er ist immer noch dein Bruder.«
    »Komm mir jetzt nicht mit dem Schwachsinn von wegen er ist immer noch dein Bruder. Wir waren ein Haufen Bastarde, die das Glück hatten, von einem bibelbesessenen Verrückten und seiner liebenswerten Frau aufgenommen zu werden, statt samt unseren Windeln in der nächsten Mülltonne zu landen, also erzähl mir nicht, dass Moses mein gottverdammter Bruder ist. Er ist ein absoluter Versager. Und erzähl mir auch nicht, du hättest auch nur im Ansatz die Hoffnung, aus diesem Arschloch könnte noch was werden.«
    Ich verließ den Freeway über die Ausfahrt Mesa Street und fuhr Richtung Stadt. Das Schweigen, das zwischen uns herrschte, war zum Schneiden dick, bis Zack es schließlich brach.
    »Na gut«, sagte er. »Wir machen es folgendermaßen: Du bringst Moses dazu, mir zu schreiben. Er soll mich um das Geld bitten. Ich möchte, dass er mir mitteilt, und zwar schriftlich, dass er die Entziehungskur machen will. Dann finanziere ich die ganze Sache.«
    »Du wirst dein Geld behalten, Zack. Das macht er niemals und das weißt du.«
    »Wenn er nicht clean werden will, wird er auch nicht clean. Das sollte dir klar sein.«
    »Ich denke an Maggie«, sagte ich.
    »Gut. Denke an sie. Bring dein Leben in Ordnung. Das trägt einen gehörigen Teil dazu bei, sie glücklich zu machen.«
    Was wusste er schon von meinem Leben? »Mose war ihr erstes Baby«, sagte ich. »Das erste Baby ist für eine Mutter immer etwas ganz Besonderes.«
    »Als du mit dem Pumpen angefangen hast – ich glaube, du warst ungefähr sechzehn –, was habe ich dich da angehimmelt. Mein großer Bruder, der Herkules. In der High School habe ich gesehen – zum Teufel, jeder konnte es sehen –, wie du dich hineingesteigert hast. Du warst besessen davon, Mr. West Side. Und es sieht so aus, als wärst du’s immer noch. Aber was hast du darüber hinaus getan? Wie lange, glaubst du, kannst du deinen Körper formen, stählen? Bis du sechzig bist? Siebzig?«
    »Wir sprechen über Mose, nicht über mich.«
    »Schreib ihn ab. Er hat uns auch abgeschrieben, alle, einschließlich Maggie.«
    Das dumpfe Dröhnen des Verkehrs löschte die Stille zwischen uns aus. Zack hatte eine italienische Sonnenbrille aufgesetzt. Er nahm die Stadt in sich auf, in der er aufgewachsen war. Zehn Jahre Abwesenheit und in dieser Zeit hatte sich hier einiges verändert.
    »Prosperität«, sagte er. Als ich darauf nicht reagierte, sagte er: »Auch hier ist es zu spüren. Die ganze Welt leidet daran.«
    »Was soll das heißen, die Welt leidet daran?«
    »Je höher man fliegt, desto tiefer fällt man. Aufschwung und Krise. Das alte Fieber, doch der Aufschwung ist außergewöhnlich steil und lang anhaltend. Er ist historisch und der Kollaps wird genauso historisch sein. Momentan leben wir in einem kollektiven Taumel. Aber die großen Macher werden wieder etwas zu gierig, so wie immer, und dann beginnt die Erosion. Hier an der Grenze war die Wirtschaft nie wirklich stabil. Doch in gewisser Hinsicht haben die Leute einen Vorteil. Durch den Drogenhandel ist die Wirtschaft hier nie ernsthaft in Gefahr.«
    »Das hört sich an, als befürwortest du den Drogenhandel.«
    »Es hat nichts damit zu tun, ob ich etwas befürworte oder nicht. Es geht um den massiven Zufluss von Bargeld. Früher nannte man den Süden und Südwesten den Sonnengürtel. Heute spricht man vom Wäschegürtel. Von San Diego bis Miami sind die Banken voll mit Wäsche. Niemand erhebt Einspruch. Städte und Gemeinden profitieren davon.«
    »Was meinst du mit niemand erhebt Einspruch? Was ist mit dem Gesetz?«
    Zack musterte mich, um zu sehen, ob ich nur einen Spruch abgelassen hatte. Ich feixte ein wenig, um ihn davon zu überzeugen, dass ich den Unbedarften nur mimte. Er nahm mir das nicht ab und lachte mich aus.
    »Alle diese Waschsalons haben am Jahresende riesige Überschüsse«, sagte er. »Milliardenüberschüsse. Doch niemand verlangt eine Erklärung dafür. Wenn ein Bürger

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