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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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versucht, mehr als zehn Riesen bar einzuzahlen, klingeln alle Alarmglocken. Dieser Bürger braucht eine verdammt gute Erklärung, woher das Geld stammt. Banken hingegen sind nie Gegenstand genauerer Untersuchungen. Hat eine Bank einen Überschuss, gilt das als Beweis, dass das Unternehmen gesund ist und das Management aus knallharten Geschäftsleuten besteht. Warum, glaubst du, betreiben Banken das Lobbying in Sachen Nordamerikanisches Freihandelsabkommen? Weil sie wissen, dass sich ihre Stahlkammern säckeweise mit Bargeld füllen, das von der anderen Seite des Rio stammt.«
    Wir waren jetzt ganz in der Nähe des Cibola-Gebäudes. Ich fuhr langsamer und wies Zack darauf hin. »Da ist die Cibola Savings and Loan«, sagte ich. »In mexikanischer Hand. Die sind bei einigen großen Bauprojekten hier in der Stadt mit von der Partie.«
    Zack lachte. »Ganz schön mutig, diese Mistkerle! Nennen ihren Waschsalon Cibola nach einer der sagenumwobenen sieben goldenen Städte. Diese Chuzpe muss man erst mal haben. Respekt.«

Vierundzwanzig
    Zack bezog eine Suite mit zwei Zimmern im Westin Hotel. An der Bar nahmen wir jeder zwei Margaritas, dann fuhren wir zum Krankenhaus.
    Sam lag noch auf der Intensivstation, in einem postoperativen Trancezustand. Sein Kopf war bandagiert. Die Kanüle für den Tropf steckte jetzt oben in seiner schmalen Brust. Sam sah aus wie hundert. An der Wand hinter seinem Bett piepten die Maschinen. »Ich muss mich übergeben«, sagte er plötzlich.
    Maggie, die neben dem Bett saß, stand auf, um nach einer Schwester zu suchen. In Begleitung zweier Krankenschwestern kam sie zurück. Sam hatte sich inzwischen aufgerichtet. Während die Schwestern noch nach einer Schale suchten, riss Sam den Mund auf und ein Schwall dunkelroten Blutes schoss in die Senke der Bettdecke zwischen seinen Knien.
    »Das macht nichts«, meinte eine der Krankenschwestern. »Sie müssen sich alle übergeben. Das liegt am Narkosemittel. Wir haben genug sauberes Bettzeug.« Sie hatte einen Lappen in der Hand und fuhr damit über Sams dunkle Lippen. »Machen Sie sich wegen dem Blut keine Sorgen. Das sind ganz normale Absonderungen.« Sam sank in die Kissen zurück. »Wo ist er?«, fragte er.
    »Wo ist wer, Schatz?«, fragte Maggie. »Zacharias? Zacharias ist hier, Sam. Er ist extra aus Belgien eingeflogen, um dich zu sehen.«
    Sams Blick irrte verzweifelt durch den Raum, blieb aber an niemandem hängen, nicht mal an Zack. Wir waren alle da, standen um sein Bett herum, aber er wartete auf jemand anderen. Sam zog die Hände unter der Bettdecke hervor und betastete vorsichtig den Verband um seinen Kopf. Die Haut seiner Hände sah aus wie Pergament, unter dem sich die Venen abzeichneten.
    »Er ist zurückgegangen«, sagte er.
    Diesmal fragte Maggie nicht, wer gemeint sei.
    »Ihr habt ihn mir vertrieben.« Sam sah mit anklagendem Blick in die Runde, dann wandte er den Kopf zur Seite, machte die Augen zu und schloss uns alle aus. Das elektronische Piepen seines Pulsschlages war die rhythmische Untermalung für die beinahe unerträgliche Atmosphäre, in der wir quasi Wache hielten.
    Maggie fing an zu weinen und Jesaja nahm sie in die Arme.
    »Du wirst bald wieder auf den Beinen sein, Daddy«, sagte Zipporah.
    Doktor Bill Sandy, der Chirurg, der Sam operiert hatte, schob den Vorhang beiseite und trat an das Bett. Ohne jegliches musikalisches Gespür summte er die Melodie eines Stückes von Buddy Holly. »Wie geht’s unserem Grandpa?«, fragte er. Bill Sandy war ein großer Mann mit weißem Haar und schlechten Zähnen. Seine breite Nase wies die Kraterlandschaft einer Trinkernase auf. In seinem blutbespritzten Kittel musste er geradewegs aus dem OP gekommen sein. Vor sich hin summend studierte er die Monitore hinter Sams Bett.
    Seitlich am Kopf hatte man Sam eine Drainage angelegt, damit Sekret, das sich nach einer Operation, in deren Verlauf die Schädeldecke zeitweilig entfernt worden war, angesammelt hatte, abfließen konnte. Doktor Sandy bewegte den Plastikschlauch, um zu überprüfen, ob die Drainage ordnungsgemäß funktionierte.
    »Es sieht alles ganz hervorragend aus«, sagte er. »In ein paar Tagen ist Grandpa wieder ganz der Alte. Wir haben das Ergebnis der Gewebeprobe aus dem Labor erhalten. Nun ja, wie wir es vermutet hatten, war es die hässliche Geschichte. Aber die gute Nachricht lautet, dass wir alles entfernen konnten. Es war ein properer Bursche, aber wir sind überzeugt, dass wir ihn zu neunundneunzig Komma neun Prozent

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