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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Panikattacken bekommen habe, weil das Bild meiner toten Mutter wieder vor meinen Augen auferstanden ist. Sie hat mich beruhigt und nicht gleich zum Arzt geschickt. Ich bin froh, dass sie jetzt hier in Wien ist. Ich brauche sie manchmal, genauso wie früher. Da nehme ich doch ein gewisses Recht darauf in Anspruch, sie zu treffen.«
    »Das ist ja keine Frage«, meinte Korber. »Aber muss das immer dann sein, wenn ich mit ihr beisammen bin?«
    »Wenn es notwendig ist, ja.«
    Korbers Blick fiel wie von einem Magneten angezogen auf Ingrids zarten Oberkörper, der nur von einem violetten T-Shirt bedeckt war. Die Warzen ihrer kleinen Brüste waren gut auszunehmen. »Magst du Maria eigentlich mehr, als es sonst unter Frauen üblich ist?«, fragte er jetzt.
    »Was soll diese Frage? Bist du eifersüchtig oder was?«, gab Ingrid gereizt zurück.
    »Entschuldigung, ich meine ja nur«, murmelte Korber. Dabei rückte er ein wenig näher an Ingrid heran.
    »Du solltest dich höchstens fragen, ob Maria dich überhaupt mag. So eine Scheidung ist nicht ohne. Sie hat jetzt auch eine schwere Zeit durchgemacht. Da wirft man sich nicht gleich dem nächstbesten Mann an den Hals.«
    »Ist ja gut«, sagte Korber leise. »Ist ja gut. Schau mal …«
    Dabei fasste er sie mit seiner rechten Hand an ihrem rechten Arm. Es begann wie eine Art Aufmunterung und wurde dann zur vorsichtigen Umarmung. Sein Gesicht tastete sich heran an ihres. So, genau so, hatte er gestern Maria gegenübersitzen wollen. Jetzt drückte er Ingrid an sich und versuchte einen Kuss. Sie öffnete ihre Lippen nicht.
    »He, ich mag so etwas nicht«, sagte sie und drehte sich weg. Sie wurde rot im Gesicht. Zwei Tränen schossen aus ihren Augen. »So gern hast du Maria?«, fragte sie. »So gern? Und sag bitte nicht wieder ›Entschuldigung‹.«
    »Mein Gott, ich … ich wollte ja nur …«, stammelte Korber.
    »Was?« Sie drehte sich wieder zu ihm. Sie hatte sich schnell beruhigt.
    Jetzt signalisierte sie Bereitschaft. Es wurde ein langer, satter Kuss, der Korbers innere Leere ausfüllte wie seine Zunge ihren Mund. Er war noch nicht glücklich, aber er war auf dem besten Wege dazu.
    »Du wolltest nicht mit mir über Maria sprechen«, sagte Ingrid dann. »Du bist meinetwegen gekommen.«
    »Vielleicht. Das heißt, ich bin schon wegen Maria gekommen, aber …«
    »Du möchtest mit mir ins Bett gehen, stimmt’s?« Dabei spannte sie kurz ihr T-Shirt, sodass er ihre kleinen Möpse ahnen konnte, die genau in seine beiden Hände passen würden.
    Korber nickte voll Verlangen.
    »Schön«, sagte Ingrid rasch und emotionslos. Sie wischte kurz mit der Hand über ihr Gesicht, dessen Wangen immer noch tränenfeucht waren. »Ich möchte aber, dass wir vorher noch ein bisschen miteinander spielen, damit wir schön in Stimmung kommen. Willst du etwas trinken? Ich habe vorhin vergessen, dich zu fragen.«
    »Wein wirst du ja keinen zu Hause haben.« Korber konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen wie Ingrid überhaupt etwas Alkoholisches bei sich hatte.
    »Nein, leider nicht. Aber ich habe einmal ein paar Flaschen Whiskey geschenkt bekommen. Trinkst du so etwas auch?«
    »Gerne.«
    Ingrid stand auf und ging in die Küche. Korber, der sein Glück noch gar nicht richtig fassen konnte, erhob sich ebenfalls. Er war unruhig, neugierig. Er riskierte einen Blick in das Schlafzimmer nebenan. Auch hier lagen die Dinge durcheinander: Skripten, Zeitschriften, Bücher, verschiedener anderer Kram. Das Bett war ungemacht, aber sauber, mit grell orangefarbener Bettwäsche Marke Ingrid. Es würde sich da drinnen gut liegen.
    Irgendwo dazwischen, aber genau in seinem Blickwinkel, sah Korber die herausgerissene Seite einer Zeitung. Auf einem Foto – es war übrigens dasselbe, das Leopold im Kino hergezeigt hatte – war deutlich Georg Fellner zu erkennen. Um seinen Kopf herum hatte jemand einen dicken Kreis gemacht, dann folgten weitere Kreise, sodass das Ganze aussah wie eine Zielscheibe.
    Ingrid kam zur Tür herein. Sie drückte Korber das Whiskeyglas in die Hand. »Trink«, sagte sie.
    Gedankenverloren leerte Korber das Glas.
    »Was starrst du so auf die Zeitung?«, fragte Ingrid.
    »Das Bild … ich meine das Foto … das ist doch Georg Fellner«, stammelte Korber.
    »Ja, das ist mein Vater, das Schwein«, zischte Ingrid.
    Korber überlegte kurz. Wenn Fellner Ingrids Vater war, sie ihn als Schwein bezeichnete und seinen Kopf zur Zielscheibe gemacht hatte … mein Gott, dann war ja Ingrid die

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