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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Höhe, um einen Blick hinter die normalen Wolken werfen zu können, wo sich der Schrecken manifestieren sollte.
    Noch war nichts zu sehen, aber es würde nicht mehr lange dauern, dann fiel das Grauen nach unten, dann waren ihm die Menschen schutzlos ausgeliefert.
    »Bestimmt weiß er, daß du hier bist, Hoheit.«
    Kara nickte. »Ich werde ihn erwarten, Kruti. Ich will, daß er mich sieht.«
    »Und dann?« Kruti sprach erschreckt.
    »Werden wir sehen.« Kara schaute sich um. »Aber nicht hier, ich will ihm an einem anderen Ort begegnen. Du kennst dich aus. Wohin sollen wir gehen?«
    »Es gibt einen Platz, wo sich die Menschen oft versammeln. Er ist um diese Zeit leer, weil alle wissen, daß sich das Grauen näherte. Dort befindet sich auch das Denkmal.«
    »Welches Denkmal?«
    Kruti verneigte sich. »Das der Königin!«
    Kara gab keine Antwort. Plötzlich aber schämte sie sich, denn sie dachte daran, was die Menschen auf sich genommen und welches Vertrauen sie in ihre Königin gesetzt hatten. Sie war der Hoffnungsträger dieser Menschen gewesen, und sie wußte auch, wie sehr sie diese enttäuschen würde. Es würde keine Königin Kara geben, sie würde kein Volk gegen den Schwarzen Tod und seine Vasallen führen. Sie konnte nur eines tun.
    Sich den Horden stellen und so viele wie möglich aus den Reihen des Schwarzen Todes vernichten.
    Kruti schaute sie fragend an.
    Kara nickte. »Laß uns gehen.«
    Beide verließen den Hof…
    ***
    Der Platz!
    Groß und weit, ohne Enge, von Häusern umgeben, die einen Kreis bildeten.
    Er war der Mittelpunkt des Ortes. Auf ihm stand das Denkmal, und ihn hatte Kara, so erinnerte sie sich wieder, in ihren Träumen gesehen.
    Einige Male war sie darüber hinweggeflogen, doch nun stand sie selbst an diesem Ort, und es drängten sich die grausamen Einzelheiten aus ihrem Traum wieder hoch.
    Sie hatte ihn gesehen und als einen Ort des Todes empfunden. Leichen, Blut, riesige Vögel, die verschwommen darüber kreisten, denn alles war von einer dichten Nebelwand umfangen gewesen. An diesem Ort hatte es nur die große Leere und das Sterben gegeben, und im Traum war Kara der Blutgeruch in die Nase gestiegen.
    Nicht jetzt!
    Sie stand allein, sie roch den Wind, der aus Öde heranwehte und voll Verbranntem steckte. Sie sah die Wolken, sie sah den Staub, der in langen Spiralen in die Höhe stieg, um nach den Wolken zu greifen.
    Hinter ihr ragte das Denkmal hoch. Es stand auf einem Sockel, und Kara hatte es sich auch angesehen. Sie war überrascht, wie genau der Künstler sie geschaffen hatte.
    Sie erinnerte sich auch an den Weg, den sie und Kruti zurückgelegt hatten.
    Es war eine schlimme Strecke gewesen. Schritte durch eine leere Stadt, mit Häusern und Bauten, die Kara an Festungen erinnert hatten.
    In ihnen lebten die Menschen.
    Nur wenige waren ihnen begegnet, und sie hatten sich jedesmal erschreckt, als sie Kara sahen, denn ihnen war die Ähnlichkeit mit dem Denkmal aufgefallen.
    Männer und Frauen hatten sich verneigt, aber nicht gewagt, sie anzusprechen.
    Sie hatte es nicht gewollt, doch jetzt würde es sich herumsprechen, wer in dieses Land zurückgekehrt war. Das hatte Kara überhaupt nicht gefallen. Sie wußte ja, daß sie diese Macht und Kraft nicht besaß, die man ihr unterstellte.
    Zwischen ihr und dem Denkmal in ihrem Rücken gab es noch einen Unterschied.
    Im Gegensatz zu der Figur aus Stein hatte Kara ihre Waffe gezogen.
    Das Schwert mit der goldenen Klinge steckte nicht mehr in der Scheide.
    Wenn das Böse kam, war sie bereit, sich sofort dagegen zur Wehr zu setzen, aber noch hielt es sich zurück.
    Der Platz war so schrecklich leer. Nur Staubfahnen wirbelten und kreisten umher. Hin und wieder schleuderte der Wind ein altes Tuch vor sich her und auch mal ein Stück Holz, das er irgendwo gelöst hatte. In den Fensteröffnungen der umliegenden Häuser zeigte sich kein Gesicht, doch Kara wußte, daß man sie beobachtete, daß man für sie betete, daß man ihr die Daumen drückte.
    Auf sie allein kam es jetzt an!
    Sie hörte Schritte. Auf dem buckligen, unregelmäßig gelegten Pflaster kamen sie ihr überlaut vor, und als sie den Kopf nach rechts drehte, sah sie, daß es Kruti war, der auf sie zueilte. Er sah aus, als hätte er eine Nachricht zu überbringen. Sein dunkles Gesicht glänzte durch die dicke Schweißschicht. Sein Mund stand offen, er keuchte, die Haare klebten auf seinem Kopf.
    »Sie… sie…«
    »Bitte, Kruti, beruhige dich«, sagte Kara, als er keuchend vor ihr

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