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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fackel mitgenommen, in dieser Finsternis bewegte er sich dennoch so sicher wie am hellen Tag. Er hatte Kara bewußt nicht gesagt, wohin er ihr Bild bringen würde. Sie wäre dann von ihrer anderen Aufgabe abgelenkt worden, die sie als Königin erfüllen mußte.
    Gallas erreichte das Gemälde. Er streckte beide Hände aus und erwischte die Kante an der linken Bildseite.
    Tief atmete er durch.
    Dann hob er das Bild ab.
    Im ersten Augenblick wunderte er sich darüber, wie leicht es war. Er ging wieder tiefer in die Finsternis hinein, stoppte aber schon nach wenigen Schritten.
    Dunkelheit wie in einem Grab umgab ihn. Gallas war nicht zu sehen, höchstens zu riechen, denn sein Körper war mit einer Schicht aus Schweiß bedeckt.
    Er setzte das Gemälde vorsichtig ab, streckte den Arm aus und klopfte gegen die Tür.
    Ein dumpfes Geräusch erklang.
    Viermal hatte er gegen die Tür in der Felswand geschlagen. Er wußte, daß sein Zeichen verstanden werden würde.
    Noch tat sich nichts.
    Er mußte warten.
    Dann hörte er das kratzende Geräusch. In der tiefen Finsternis trat Gallas zurück. Noch rechtzeitig genug, denn die alte Tür wurde nach außen gedrückt. Es entstand ein gänsehauterzeugendes Kratzen, das einem Fremden Furcht eingejagt hätte, ihm aber nicht, denn er war daran gewöhnt.
    Licht sickerte ihm entgegen, ein rötlich gelber Schein, der von Öllampen stammte, die in der versteckten Höhle ihren Platz gefunden hatten.
    Inmitten des geheimnisvollen Lichtscheins hob sich eine Gestalt ab, ein uralter Mann, der gebeugt ging, den Kopf mit seinem faltigen Gesicht vorgestreckt hatte und dessen weißes Haar ebenfalls einen rötlichen Schimmer bekommen hatte, als Licht darüber flutete.
    Als Gallas das Gemälde hochhob, verschärfte sich der Blick des Alten.
    Er fragte: »Ist sie gekommen?«
    »Ja, sie ist da.«
    »Dann komm.«
    Gallas ging. Er brauchte nicht zu fragen, er wollte es auch nicht, denn der alte Mann wußte mehr.
    Viel mehr…
    Noch einmal stellte Gallas das Gemälde ab, bevor er die Tür hinter sich zuzerrte. Dann ging er den Weg durch den Stollen hinein in die Höhle, wo die Öllichter brannten, die von einem frischen Luftzug bewegt wurden. Nur so konnte das Muster aus geheimnisvollen Lichtern und Schatten entstehen, das sich wie eine düstere Botschaft an den Wänden der Höhle abzeichneten. Der Alte lebte hier. Ein einfaches Lager befand sich in der Nähe. Es waren auch Krüge und Töpfe vorhanden. Kannen für die Aufnahme von Wasser standen ebenfalls bereit. Holz lag trocken in der Ecke. Im Hintergrund verengte sich die Höhle. Wenn Gallas genau hinschaute, erkannte er die unregelmäßig geschlagenen Stufen einer Treppe, die nach oben und aus dem Berg herausführte.
    Es war ein Fluchtweg, den nur wenige Vertraute kannten. Callas gehörte zu ihnen.
    Er stellte das Bild so auf, daß es von der Helligkeit des Feuers erfaßt wurde. Der Alte warf noch einige Holzstücke in die Flammen und fachte sie wieder an.
    Rauch quoll auf. Er wehte der Decke und der Treppe entgegen, wo ihn der Luftzug wegwehte.
    Der alte Mann betrachtete das Bild. Gallas wagte es nicht zu sprechen.
    Er stand nur wenige Schritte entfernt von ihm und hatte eine ehrfürchtige Haltung eingenommen. Von der Seite her konnte er in das Gesicht des Alten schauen. Es bestand aus einem Kunstwerk aus Falten und Runzeln, das sich zu dem Begriff Haut zusammenfügte. Der Mund war so gut wie nicht zu sehen, aber die Augen konnte Gallas erkennen. Sie sahen aus wie zwei helle Wassertropfen, und da wußte Gallas, daß der Weise leise weinte.
    Er hatte es prophezeit. Er war derjenige, der in den Flammen hatte lesen können. Auch jetzt warf er Staub hinein, und das Feuer fing an zu funkeln. Dann sagte er: »Ich habe die Wahrheit erkannt, ich habe sie dir auch gesagt. Sie ist eingetroffen, du hast die Königin gesehen, aber ich habe dir nicht die ganze Wahrheit mitgeteilt. Ich sagte dir nicht, daß sie ihr Reich zwar sehen, aber nicht übernehmen wird. Das schafft sie einfach nicht. Das Reich bleibt ihr verschlossen. Es wird für sie zu einer Erinnerung werden, zu mehr nicht. Sie hat nun erfahren, was es hätte geben können, aber das Schicksal hat anders entschieden, und mir ist es nicht vergönnt, einzugreifen. Ich habe die Gabe des Sehens, aber ich kann nichts beeinflussen. Ich wußte auch, daß du kommen würdest, das las ich ebenfalls aus dem Feuer, denn es gehört zu einem Teil des Plans. Wenn Kara nicht die Herrschaft über ihr Reich antreten kann,

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