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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Tüchern und Stoffen ein Vermögen gemacht und rechtzeitig in Steine und
Firmenbeteiligungen aller Art investiert.«
    »Da gibt es nicht viele«, unterbrach
ihn Böhnke. So mancher Tuchhersteller hatte nicht rechtzeitig die Kurve bekommen
und war mit dem Niedergang der Industrie pleite gegangen. »Da fallen mir nur die
Namen Jerusalem und Schmitz ein oder Wilhelmi.«
    »Die nicht.« Sümmerling schüttelte
den Kopf. »Es handelt sich um die Familie Großknecht.«
    Alter Geldadel, der sich in der
Öffentlichkeit rarmachte, wusste Böhnke. »Also, dem Großknecht-Clan gehört das Haus,
die familieneigene Immobiliengesellschaft hat dann eine Wohnung an Kardinal vermietet.«
    »Nein«, sagte Sümmerling und schluckte
den letzten Bissen herunter. »Also, laut Klingelschild und laut Mietvertrag wurde
diese Wohnung an einen gewissen Heinz-Willi Schulz aus Köln vermietet. Allerdings
hat niemand ernsthaft nachgeprüft, ob dieser Schulz auch tatsächlich eingezogen
ist oder ob es Kardinal war. Man hatte keine Bedenken, immerhin wurde die Miete
stets fristgemäß und vollständig überwiesen.«
    »Kann es denn sein, dass Schulz
und Kardinal ein und dieselbe Person sind?«, überlegte Böhnke.
    »Das vermutet mein Informant bei
der Polizei auch. Merkwürdig ist nur, dass der angebliche Mieter Schulz gar nicht
in Aachen gemeldet ist. Im Einwohnermeldeamt ist für dieses Haus an der Jülicher
Straße kein Bewohner mit dem Namen Schulz registriert.«
    »Und auch kein Kardinal«, vermutete
Böhnke und erhielt sofort die Bestätigung von Sümmerling. »So ist es.«
    »Nun gut.« Böhnke nahm es als Faktum
hin, dass Kardinal gewissermaßen unerkannt in Aachen eine Art Zweitwohnung unterhalten
hatte. Warum wurden daraus nach dessen Tod der Rechner, CDs und Aktenordner gestohlen?
Er ging jedenfalls davon aus, dass dieser Diebstahl nach dem Ableben von Kardinal
stattgefunden hatte.
    »Was meinen Sie?«, fragte er. »Geschahen
der Einbruch und der Diebstahl nach dem Tod von Kardinal?«
    »Davon können Sie mit tödlicher
Sicherheit ausgehen«, bestätigte ihm Sümmerling. »Das Licht brannte erst seit Donnerstag
oder Freitag ununterbrochen. Auf jeden Fall aber erst Tage nach dem Fund von Kardinals
Leiche auf dem Tivoli-Parkplatz. Die Polizei vermutet, dass der oder die Täter den
Schlüsselbund entwendet haben, damit sie in die Wohnung gelangen konnten.«
    »Womit wir es eventuell mit einem
Raubmord zu tun hätten«, dachte Böhnke laut und ergänzte für sich: Müller würde
es freuen.
    So sei es, meinte Sümmerling. »Und
ich frage mich dann natürlich sofort, warum stehlen Unbekannte die Unterlagen eines
Kölner Ratsherrn, die dieser in seiner geheimen Zweitwohnung in Aachen deponiert
hat? Denn dass die Einbrecher es auf die Unterlagen abgesehen hatten, liegt ja wohl
auf der Hand. Alle anderen Dinge, wie etwa einen Flachbildschirm, haben sie stehen
gelassen. Die haben gezielt nach den Unterlagen gesucht.«
    »Vielleicht sind diese Sachen brisant«,
ließ sich Lieselotte vernehmen. »Vielleicht sind sie der Grund, weshalb dieser Mensch
sterben musste.«
    Hatte der Mord demnach doch etwas
mit der kommunalpolitischen Tätigkeit von Kardinal zu tun? Diese Frage stellte sich
jetzt wieder zwangsläufig. Und, warum in aller Welt, wollte Müller, dass er ausgerechnet
einen kommunalpolitischen Hintergrund ausschloss? Da würde er bei Müller einmal
intensiver nachforschen müssen.
    »Übrigens«, ließ sich Sümmerling
vernehmen, »ich habe meinem Informanten versprochen, dass ich diese Informationen
nicht an die Öffentlichkeit weitergebe und nichts darüber schreibe. Im Gegenzug
bekomme ich die Geschichte exklusiv, wenn sie aufgeklärt sein sollte.«
    Das war wieder so ein gelegentlicher
Deal, den die Polizei mit Sümmerling machte, dachte sich Böhnke. Sein Schweigen
nutzte den Kollegen im Moment wahrscheinlich mehr als eine Veröffentlichung. So
konnten sie unbehelligt ermitteln und die Täter sich noch sicher fühlen. Auch war
ein zweiter Aspekt nicht zu verachten: Man warf dem Journalisten einen Brocken hin,
um einen dickeren zu verbergen.
    »Aber Sie haben uns doch informiert«,
hielt Lieselotte dem Journalisten vor.
    »Sie sind nicht die Öffentlichkeit«,
antwortete Sümmerling grinsend. »Und irgendwie müssen Sie ja auch von mir eine kleine
Gegenleistung für Ihre köstlichen Brühwürstchen erhalten.« Er wandte sich Böhnke
zu. »Nur Ihre Leistung steht noch aus. Würstchen gab es von Ihrer verehrten Herzensdame,
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