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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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sicher.
Und auch meine Frisur, an die werde ich bald eine Schere dranlassen.«
    Es schien Grundler ernst zu sein.
Beim Büfett in der Alten Post langte er nur nach Salat und Gemüse sowie Frischobst.
»Ihr braucht mich nicht zu bedauern«, meinte er kauend zu Lieselotte und Böhnke.
»Ich habe mir die Pfunde angefressen und jetzt müssen sie wieder runter. Reiner
Kummerspeck. Aber damit ist Schluss.« Er betrachtete Böhnke. »Ich habe mich wieder
gefangen, nachdem ich ein Jahr lang herumgelungert oder durch die Welt gegondelt
bin.«
    »Und wo warst du?«, wollte Böhnke
neugierig wissen.
    »Überall und nirgends. Ständig unterwegs
auf der Suche nach etwas, das ich nirgendwo finden konnte: auf der Suche nach innerer
Ruhe.«
    »Und die haben Sie jetzt wieder?«,
fragte Lieselotte verwundert.
    »Ja«, antwortete Grundler überzeugt.
»Das letzte Kapitel ist abgeschlossen. Jetzt fange ich ein neues an und ich freue
mich darauf.« Er löffelte zufrieden den frisch zubereiteten Obstsalat. »Manchmal
habe ich den Eindruck, als habe man in Aachen und in der Region nur darauf gewartet,
dass ich wieder mitmische. Aber«, er kaute bedächtig und schluckte, »ich spiele
nur noch nach meinen Regeln: allein und klein.«
    Er konnte es
sich leisten, wie Böhnke wusste. Sein Freund und früherer Kompagnon Dr. Dieter Schulz
hatte Grundler eine überaus üppige Auslöse bezahlt.
    »Wenn Dieter
mich ruft, übernehme ich gerne wieder einen Fall für ihn. Aber ich reduziere meinen
Aufwand und werde nur dann tätig, wenn ich auch Lust dazu habe. So wie momentan.«
Er tupfte sich mit einer Serviette über die Lippen und schaute sich in der gut besuchten
Gaststube um, als befürchte er, von einem der Nachbartische aus belauscht zu werden.
»Das ist übrigens der zweite Grund, weshalb ich mit dir reden wollte.« Noch einmal
schaute er sich um. »Ich glaube nicht, dass das hier der richtige Ort für ein Gespräch
ist. Ist zwar nett, aber auch etwas laut und es gibt mir zu viele Ohren hier.«
    »Darf ich einen
Vorschlag machen?«, mischte sich Lieselotte ein. »Ihr beiden Männer macht einen
Spaziergang und ich gehe nach Hause. Wenn ihr kommt, ist der Kaffee fertig.«
    »Gute Idee«, lobte Grundler. Er
winkte nach der Bedienung und bezahlte ihre Mahlzeiten und Getränke mitsamt einem
üppigen Trinkgeld.
     
    »Dein Grund Nummer eins ist Werner Müller.« Böhnke kam sofort auf die
Anliegen von Grundler zu sprechen, kaum dass sie sich von der Gaststätte in Richtung
Trift entfernt hatten. Das private Geschehen hatte Zeit bis zu einer anderen Gelegenheit.
Er wechselte die Straßenseite, weil ihnen ein Pferdegespann mit einem Leiterwagen
entgegenkam, auf dem Touristen eine Rundfahrt durchs Dorf und die Umgebung gemacht
hatten, um in der Alten Post eine Rast einzulegen. Diese Fahrten waren auch eine
Idee gewesen, um den Fremdenverkehr ein wenig anzukurbeln. Der Erfolg gab den Organisatoren
recht.
    »Grund Nummer eins ist Werner Müller«,
bestätigte Grundler. Er hatte sich dem langsamen Schritttempo seines älteren Freundes
angepasst, der den Weg zum kleinen Modellflugzeugplatz eingeschlagen hatte. Dennoch
war er ein wenig kurzatmig. »Ich weiß, ich muss wieder mehr Sport treiben«, kommentierte
er Böhnkes unausgesprochene Bemerkung. Dessen Blick hatte gereicht. »Aber meine
fehlende Kondition sollte jetzt nicht unser Thema sein.« Grundler schnaufte durch
und wischte sich mit dem Ärmel seines Shirts die Schweißperlen von der Stirn. »Werner
Müller vertraut mir und zweifelt an dir, wenn ich es so salopp sagen darf. Aber
ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass er nur dann mit meiner Hilfe rechnen kann,
wenn du für mich am Ball bleibst. Das hat er missmutig akzeptiert.« Er grinste schelmisch.
»Ich bekomme keinen günstigeren Ermittler als dich. Vollkommen aus dem Blickfeld
und bei niemandem auf der Rechnung. Von dir wissen nur Müller und ich.«
    »Und Lieselotte«, ergänzte Böhnke.
Er ärgerte sich, dass seine Liebste immer so wenig Beachtung fand, wenn er irgendwo
mitmachen sollte.
    »Dabei bleibt’s.
Müller hat es mir zugesichert.« Grundler ging auf Böhnkes Zwischenbemerkung gar
nicht ein.
    »Also ein Politikerversprechen.
Was immer davon zu halten ist.«
    Er solle nicht so skeptisch sein,
meinte Grundler. »Der tut doch auch nur seinen Job und ist froh, dass er lebt.«
    »Womit er dem Kardinal etwas Positives
voraus hat.« Böhnke blieb stehen und schaute hinab ins grasgrüne Tal. »Muss er denn
Angst haben vor einem

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