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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mir. Und Sie verraten mir jetzt bitte noch etwas über Lipperich.
Natürlich vertraulich. Ich kann schweigen wie ein Grab. Sie kennen mich ja.«
    Eben, hätte Böhnke am liebsten geantwortet,
aber er zog eine andere Antwort vor: »Diese Information ist in den Würstchen nicht
drin. Ich werde Ihnen den Namen nicht nennen.«
    Abrupt erhob er sich. »Jetzt können
Sie mit uns in den Garten gehen und mitarbeiten. Oder Sie fahren zurück in Ihre
Printenstadt.«
    Unzufrieden stemmte sich auch Sümmerling
hoch. »Sie enttäuschen mich, Herr Böhnke.«
    Böhnke lächelte. Ihm war eine Idee
gekommen. »Der Einbruch in die Aachener Wohnung bei Kardinal, geschah der eigentlich
vor dem Zeitpunkt, an dem sich auf dem Tivoli der zweite Todesfall ereignet hat?«,
fragte er Sümmerling. »Darüber sollten Sie sich mal Gedanken machen.«
    Nachdenklich verabschiedete sich
der Journalist.
    Böhnke sah ihm vergnügt nach.
    »Besteht da ein Zusammenhang zwischen
dem Tod von Kardinal, dem Einbruch und dem zweiten Tod auf dem Tivoli?«, fragte
seine Liebste.
    »Keine Ahnung«, antwortete Böhnke.
»Aber Sümmerling hat jetzt wenigstens einen weiteren Knochen, an dem er herumknabbern
kann.«

13.
     
    Ob er ihr plausibel erklären könne, was sie unter Mandantenschutz zu
verstehen haben, wollte Lieselotte am Abend wissen.
    Er hatte gehofft, sie hätte diesen
Aspekt von Sümmerlings Besuch verdrängt, aber er hatte sich geirrt.
    »Das kann für mich nur bedeuten,
dass du für jemanden arbeitest, Commissario«, folgerte sie richtig. Es gehe sie
zwar nichts an, solange sie nicht behelligt werde, aber es würde sie schon interessieren,
womit er seine Freizeit verbringe, statt sich um Haus und Garten zu kümmern. »Lohnt
es sich wenigstens? Oder müssen wir noch draufzahlen?« Denn die Würstchen, die sich
Sümmerling ohne Scheu einverleibt hatte, gingen ja wohl auf ihre Rechnung.
    Böhnke betrachtete seine Liebste
nachdenklich. Sie machte sich mehr Sorgen um ihn als er selbst und wollte im Prinzip
nur, dass er sich nicht übernahm.
    Ob es sich lohnte? »Finanziell schon«,
meinte er bedächtig. Wenn er die ausgelobten 20.000 Euro von Lipperich betrachtete
und den Tagessatz von Müller respektive Grundler, da kam schon ein beachtlicher
Batzen Geld zusammen.
    »Wenn du es wirklich kriegst«, bezweifelte
Lieselotte, nachdem sie zunächst ungläubig, dann kopfschüttelnd Böhnkes Rechnung
vernommen hatte.
    Er konnte nicht anders und er wollte
auch nicht anders: Vor Lieselotte konnte er nie lange Geheimnisse für sich behalten.
Sie bekam immer heraus, wenn er aus der Normalität seines Pensionärsalltags ausbrach.
    »Pass bloß auf, dass du bei deiner
Schnüffelei nicht auch noch mit dem Permanticus spontanus vergiftet wirst. Du bist
schließlich kein Pferd, sondern ein alter Mann.« Sie lächelte milde und er verstand
ihre leichte Ironie.
    Er war kein alter Mann, er war nur
nicht mehr ein junger Mann. Ihre wiederholte, ihn bisweilen nervende Anregung, er
solle sich gelegentlich Gedanken machen, wie er seinen nicht mehr allzu fernen 60.
Geburtstag feiern wolle, schob er vor sich her; das hatte noch Zeit und musste warten.
     
    Im Gegensatz zu ihm war der Mensch, der sie am Sonntag zur Mittagszeit
besuchte, in Lieselottes Augen noch ein junger Mann, da er gerade einmal die 40er
Grenze überschritten hatte. Er hatte allerdings viel von seiner Drahtigkeit und
Jugend verloren, die ihn so lange ausgezeichnet hatte, stellte sie fest, als er
in der Einfahrt zum Hühnerstall aus seinem Wagen stieg.
    Böhnke konnte sich den Kommentar
nicht verkneifen: »Du bist aber dick geworden«, meinte er respektlos bei der Begrüßung,
nachdem er Tobias Grundler herzlich umarmt hatte. Schlank und sportlich, so hatte
er seinen Freund in Erinnerung. Nun stand vor ihm ein aufgedunsener Mann mit einem
beachtlich hervorstehenden Bauch und schulterlangen, ungekämmten Haaren, der durchaus
eine gewisse Ähnlichkeit hatte mit dem Abbild von Kardinal und den er nicht sofort
als Grundler erkannt hätte, wären da nicht die stahlblauen Augen gewesen und die
markante Kleidung, die Grundler schon immer getragen hatte. Ob Sommer oder Winter,
er war zu jeder Zeit mit Jeans und grauem Sweatshirt bekleidet.
    »Da kann ich dir nicht widersprechen«,
bekannte Grundler freimütig. »Ich habe mich halt gehen lassen im letzten Jahr und
bin jetzt wieder dabei, abzuspecken. Fünf Kilos habe ich schon runter«, sagte er
und klopfte sich auf seinen Bauch. »Das wird schon werden, da bin ich mir

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