Kardinalspoker
Toten?«
»Hoffentlich nicht.«
»Braucht er wohl auch nicht, wenn
man der Ansicht ist, Kardinal ist Opfer eines Fankriegs geworden.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Grundler
bei. »Aber ist das wirklich der Fall?«
»Weiß ich nicht«, antwortete Böhnke.
»Momentan sieht es jedenfalls nicht danach aus, als sei Kardinal aus politischen
Gründen ums Leben gekommen. Das ist der Stand der Dinge.«
»Der am besten auch so bleibt«,
unterbrach ihn Grundler. Erneut wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Müller
vertritt jedenfalls diesen Standpunkt.«
»Und das bedeutet?«
»Das bedeutet, dass er eigentlich
auf unsere weiteren Dienste verzichten könnte.«
»Was heißt ›eigentlich‹?«
»Eigentlich heißt, dass ich ihm
gesagt habe, ich wolle absolute Klarheit. Deshalb würden wir weiterermitteln.« Grundlers
Stimme wurde energisch. »Und weil wir weiterermitteln, soll er dir gefälligst die
Unterlagen über Kardinal, die er im Rathaus hat, schicken. Ansonsten müssten wir
den Verdacht hegen, er habe doch etwas zu verbergen.« Grundler gab sich entschlossen.
»Ich lasse mir von einem Politiker doch nicht vorschreiben, wann ich meine Arbeit
zu beenden habe. Wenn ich eine Sache anfange, will ich sie auch mit einem Ergebnis
abschließen, das mich zufriedenstellt. Nicht irgendeinen Herrn Müller aus Köln,
auch wenn der der Oberbürgermeister ist. Und weißt du, was das Beste ist?«
»Du wirst es mir garantiert nicht
verschweigen.«
»Müller schickt dir die Unterlagen
und bezahlt uns weiter.«
»Du denkst auch nur ans Geld, du
Materialist.«
Grundler wurde ernst. »Ich habe
bei meinem Ruhejahr so viel Elend in Afrika gesehen, da kann ich gar nicht genug
Geld haben, um dort zu helfen. Ich will in einem der ärmsten Länder der Welt in
einem der elendesten Dörfer dafür sorgen, dass die Menschen dort sich eine Schule,
eine Krankenstation und ein Gemeinschaftshaus bauen können.«
Am Eingang zum kleinen Modellflugzeugplatz
legten sie eine Pause ein. Gerne hätte Böhnke einem regen Treiben zugesehen. Aber
das Gelände war menschenleer.
»Lass uns zurückgehen«, schlug Grundler
vor.
»Okay, aber erst, wenn du mir hier
an Ort und Stelle Grund Nummer zwei nennst«, willigte Böhnke ein. »Was willst du
von mir?«
Der Anwalt kratzte sich am Kopf.
»Das ist zum einen eine lange Geschichte. Wenn ich sie dir hier erzähle, schlägst
du Wurzeln. Also lass uns lieber zurückgehen. Zum anderen ist es eine delikate,
nein, heikle Sache«, antwortete er und folgte seinem Freund, der sich unvermittelt
umgedreht hatte und sich mit strammen Schritten vom Fluggelände entfernte.
Böhnke betrachtete ihn mit gerunzelter
Stirn, als Grundler endlich zu ihm aufgeschlossen hatte. »Fang endlich an!«
»Ich weiß nicht so richtig, wo ich
anfangen soll«, bekannte Grundler. »Wie ich auch anfange, könnte es falsch sein.
Du musst mir versprechen, die Klappe zu halten, sonst komme ich in Teufels Küche.
Aber andererseits will ich dich ins Bild setzen, weil die Sache was mit Kardinal
und damit auch mit Müller zu tun hat.«
Erneut runzelte Böhnke die Stirn.
»Wir haben dieses Gespräch nie geführt«, brummte er. »Also, was ist?«
»Na gut.« Grundler schnaufte durch.
»Wenn Sümmerling gestern bei dir war, hat dir das alte Tratschweib garantiert berichtet,
dass man in einer Wohnung in Aachen eindeutige Hinweise auf Kardinal gefunden hat
und dass diese Wohnung zum Immobilienbesitz der Familie Großknecht gehört.« Er musste
hellauf lachen, als er Böhnkes Verblüffung bemerkte. »Meine Beziehungen zur Polizei
sind manchmal besser als die von Sümmerling. Die Jungs, zumindest einige von denen,
haben mich nicht vergessen. Die haben ihm die Sache mit dem Einbruch gesteckt, damit
er nicht über die größere Sache stolpert, die sich dahinter verbirgt. Denn unsere
Freunde von der Polizei haben in der Wohnung durchaus beachtliche Rauschgiftmengen
gefunden. Koks ebenso wie Heroin und einige Designerdrogen.«
»Moment!«, unterbrach ihn Böhnke.
Er war stehen geblieben und staunte Grundler an: »Du willst mir also sagen, ein
oder mehrere Einbrecher haben in der Wohnung zwar Rechner und CDs und ein paar Aktenordner
mitgenommen, nicht aber das für sie wahrscheinlich wertvollere Zeug? Da stimmt doch
etwas nicht. So handelt doch kein gewöhnlicher Einbrecher.«
»Nicht unbedingt schlüssig, Herr
Kommissar. Für den oder die angenommenen Einbrecher könnten die Dateien und Ordner
vielleicht einen größeren Wert haben als das
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