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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Wie zuvor bei den Lustreisen, ließ er eine Kopie
des Bildes durch die Runde kreisen, das ihn in den Armen der thailändischen Dirne
zeigte.
    Lediglich die ökologisch angehauchte
Pohlke ließ einen spitzen Aufschrei hören: »Das ist ja empörend, Herr Bürgermeister.«
    ›Fehlt nur noch, dass die Ökopaxe
meinen Rücktritt fordert‹, dachte sich Müller, der mit Pohlkes Reaktion gerechnet
hatte.
    »Das ist nicht empörend, dass ist
menschlich beziehungsweise männlich«, widersprach ausgerechnet der Konservative
Schlingenheim. »Ich finde es schlichtweg skandalös, dass Kardinal derart diskriminierende
Bilder aus dem Privatbereich unseres Bürgermeisters in Besitz hatte. Wenn er die
Bilder an den Blitz weitergegeben oder sie als Drohmittel genutzt hätte …«, er schaute
in die Runde, »das wäre eine politische Katastrophe geworden.«
    Müller hörte dem Disput zwischen
Pohlke und Schlingenheim interessiert zu. Wenn die wüssten, sagte er sich und erinnerte
sich mit Wehmut an die heißen Orgien, die Kardinal in dem Appartement am Rhein organisiert
hatte. Die waren jetzt leider vorbei.
    »Sie können versichert sein, dass
Kardinal bislang von diesen Fotos keinen Gebrauch gemacht hat«, ließ er sich endlich
vernehmen. Wie von ihm erwartet, blieben die anderen Mitglieder der Runde aus ihm
verständlichen Gründen stumm. Ob sie schon ahnten, was ihnen bevorstand?
    »Mit diesen Bildern hat er mich
nicht erpresst«, sagte er mit energischer Stimme. ›Brauchte er auch nicht‹, dachte
er für sich, ›er hatte mich ja wegen des Kokains in der Hand.‹ Aber das hatte die
anderen nicht zu interessieren.
     
    »Der Nächste bitte, beziehungsweise die Nächste.« Geradezu genüsslich
ließ Müller die Informationen über die Fraktionskollegin von Pohlke kursieren. Das
Schmunzeln auf den Gesichtern der Ratsherren gefiel ihm ebenso wie der spitze Aufschrei
der einzigen Frau in der Runde.
    »Ih, das ist ja wohl die größte
Unverschämtheit, die ich je mitbekommen habe«, entrüstete sie sich. »Die Information
muss sofort vernichtet werden. Darauf bestehe ich!« Was sollte bloß die Öffentlichkeit
denken, wenn sie erfuhr, dass eine ›Fleischwurst im Dior-Kleid‹ mit dem Kardinal
in die Kiste geklettert war, geschweige denn Kenntnis erhielt von der wenig erbaulichen
Beurteilung des Sexualverhaltens ihrer Fraktionskollegin. Wie stand die dann da,
wo sie doch schon seit Jahren öffentlich einen erbitterten Kampf gegen Kardinal
führte? Die würde gewiss niemand mehr für voll nehmen. Die Glaubwürdigkeit der gesamten
Fraktion stand auf dem Spiel, wenn diese Information in die Welt gelangte.
    »Ich bring den Kerl um!«, entfuhr
es ihr. Erschrocken über ihre eigene Bemerkung, hielt sich Pohlke die Hände vor
den Mund.
    »Ihre Drohung ist glücklicherweise
rein theoretisch und weder tatsächlich noch politisch mehr umsetzbar, werte Kollegin«,
sagte der Sozialdemokrat Ringelzweig pointiert. »Aber vielleicht hat Ihre Freundin
das verwirklicht, was Sie gerade ausgesprochen haben.«
    Bevor es laut
und hitzig in der Runde werden konnte, schritt Müller schnell ein. »Selbstverständlich
werden diese Informationen diesen Raum niemals verlassen. Alle werden von mir getilgt.«
    Ringelzweig
meldete sich räuspernd zu Wort. »Woher haben Sie eigentlich diese diskriminierenden
Dinge?«
    Müller lächelte
überlegen. »Ich habe da so meine Quelle. Aber ich kann Ihnen verraten und versprechen,
dass diese Quelle absolut verlässlich und diskret ist. Sie hat mir eine CD zukommen
lassen, die es nur ein einziges Mal gibt. Diese CD werde ich vernichten, wenn Sie
wollen, gerne auch in Ihrer Gegenwart«, bot er an. Er verschwieg, dass er längst
eine Kopie für sich gezogen hatte, und verschwieg außerdem, dass er nicht davon
ausgehen konnte, alle Informationen von Grundler erhalten zu haben. Für diese Vermutung
sprach aus seiner Sicht, dass sich auf der CD von Grundler kein einziger Hinweis
auf seinen Kokainkonsum befunden hatte. Aber diese Sache würde er unter vier Augen
mit dem Anwalt klären müssen. Wenn Grundler Pech hatte, würde dieses Gespräch das
letzte sein, das sie miteinander führten.
     
    »Apropos, diskriminierende Dinge.« Müller griff
zum nächsten Blatt in seiner Dokumentenmappe. Interessiert hatte er beobachtet,
dass Ringelzweig seine außerehelichen sexuellen Eskapaden offensichtlich in dem
gleichen Appartement betrieben hatte wie er, allerdings mit einer Frau, die ihm
nicht bekannt war.
    Ringelzweig
lief puterrot

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