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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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an. Pohlke schnappte wiederum empört nach Luft. Schlingenheim gab
sich teilnahmslos, der Liberale Bückenfänger schüttelte nur den Kopf, als überlege
er, was noch alles kommen könnte. Er konnte nur hoffen.
    »Davon weiß ich nichts«, stotterte
Ringelzweig, »die Bilder habe ich noch nie gesehen.«
    »Sie wussten bisher nichts von ihrer
Existenz?«, fragte Schlingenheim.
    »Nein. Und ich will mich nicht einmal
in dieser vertraulichen Runde rechtfertigen. Ein einziges Mal habe ich die Dienste
dieser Dame in Anspruch genommen. Kardinal hatte mich zu der Adresse gebeten, angeblich,
um sich dort mit mir vertraulich zu unterhalten. Er hätte brisante Informationen
über die Konservativen und die Liberalen. Da müsse man überlegen, ob man nicht gemeinsame
politische Sache machen könnte. Aber es war nur diese«, er legte eine Denkpause
ein, »diese Frau da. Da ist es dann passiert.«
    »Männer!«, fauchte Pohlke zornig.
    »Frauen sind auch nicht besser«,
keifte Ringelzweig zurück, »aber anscheinend sogar schlechter, wenn ich an Ihre
Kollegin denke.«
    Prompt zog Pohlke beleidigt einen
Schmollmund.
     
    Aus ihrem Schmollen wurde blankes Entsetzen, als
sie die letzten Blätter betrachtete, die Müller in die Runde geworfen hatte, um
den aufkommenden Streit zu unterbinden. »Sie Ferkel! Das hätte ich ja nie von Ihnen
gedacht. Das ist ja ekelhaft!«, schimpfte Pohlke. Bückenfänger in den Armen zweier
Jungen, das war zu viel für ihre Moralvorstellung.
    »Ist menschlich,
aber nicht unbedingt männlich«, kommentierte Ringelzweig trocken, froh darüber,
nicht länger peinlich im Mittelpunkt stehen zu müssen.
    »Das ist Ihre Privatangelegenheit«,
heuchelte Schlingenheim Verständnis. Er würde dieses Wissen um die Homosexualität
des liberalen Frontmanns politisch ausschlachten. Die Liberalen gingen ihm in letzter
Zeit zu sehr auf den Keks. Endlich hatte er ein wunderbares Argument in der Hinterhand.
    Bückenfänger schwieg mit verkniffenen
Lippen. Jetzt war es raus, wussten alle von seinen sexuellen Vorlieben. Er hätte
Kardinal umbringen können.
    »Ich frage mich eins.« Müller beendete
die eingetretene Stille. »Was bezweckte Kardinal mit diesem diskriminierenden Material?
Mich jedenfalls hat er nie damit konfrontiert.«
    »Mich auch nicht«, sagte Ringelzweig
spontan.
    Bückenfänger schloss sich an.
    Pohlke wusste von rein gar nichts
– wie immer, wie Müller für sich spöttelte, und Schlingenheim war schlichtweg nicht
im Bilde. Der einzig wahre Heilige unter den Politikern, so schien es.
    Stimmten diese Aussagen oder waren
sie gelogen? Müller traute den Typen um ihn herum nicht. Wahrscheinlich traute er
ihnen ebenso wenig wie sie ihm, auch wenn sie hier in der vermeintlich vertrauten
Runde saßen.
    »Sie sehen oder haben erkannt, jeder
einzelne, oder fast jeder einzelne von uns hätte Grund genug gehabt, Kardinal auszuschalten.
Da wir aber bis eben nichts von dem Material wussten, haben wir auch kein Motiv
und dürften somit als Mörder ausscheiden.«
    Die Runde stimmte kopfnickend dieser
Interpretation zu, auch wenn sie nicht unbedingt schlüssig war. Aber spielte das
eine Rolle, wenn sie sich einig waren? Und einig waren sie sich darüber, über die
peinliche Angelegenheit den Deckel zu schieben und sie zu vergessen. Das war wohl
im Sinne aller.
     
    Mit dieser gegenseitigen Beteuerung löste sich
die Runde auf. Niemand verspürte Interesse, sich mit einem Kollegen zu unterhalten.
Alle strebten schnell alleine davon.
    Ein Teilnehmer
griff auf der nächsten Toilette am Ende des langen Flures zum Handy und rief die
Redaktion des Blitz an. Doch als sich ein Journalist meldete, legte er wieder auf.
Es war besser zu schweigen, so dachte er sich, auch wenn er damit gegen den Deal
mit seinem Freund verstieß.
    Müller schredderte
in seinem Büro die Papiere und die CD. Er vermutete, dass er damit nicht aus der
Schusslinie war. Aber ein Ziel hatte er erreicht. Es gab Mitwisser, die alle in
die Fänge von Kardinal geraten waren. Jedem konnte er öffentlich die Hammelbeine
lang ziehen, wenn er selbst an den Pranger gestellt werden sollte. Vertraulichkeit
hin, Vertraulichkeit her: Solange alle den Schein wahrten, war es gut.

28.
     
    Auch Böhnke bekam es mit der Angst zu tun. Mit
dieser Erkenntnis, die ihm Lipperich mit geradezu kaltblütiger Gelassenheit aufgedrängt
hatte, würde er in der Nacht kein Auge zutun. Wahrscheinlich hätte er es hinter
sich, bevor er im Bett war. Der entflohene Verbrecher würde

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