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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Insel. So ein Unsinn, die Schildkröten, die gibt es immer noch, und seit man sie nicht mehr essen darf, vermehren sie sich wie die Fliegen.“
    Mister Netzleibchen nickt gewichtig.
    „Das Hotel bringt uns Jobs, wir schmeißen die Amerikaner raus. Als Gäste sind sie okay, wenn sie zahlen können. Aber wir wollen keine, die uns Befehle geben.“
    „Blackpower“, grölt der mit der Freundin im rosa Rock. Das Hotel gehört zu einem deutsch-amerikanischen Konzern, aber ich sage natürlich nichts. Die Ökos sind die Feinde, das hab ich schon begriffen.
    „Mick hat gewusst, wo es langgeht. Deswegen haben sie ihn erledigt.“
    „Er hat gewusst, wo es langgeht?“, hake ich nach.
    „Der war klug, der hat Sinn für Geschäfte gehabt, Mann, der hat auch nebenbei Geld gemacht.“
    „Womit?“
    Die Burschen verstummen. Mit diesem und jenem eben.
    „Keine Feinde?“
    „Mann, wo denkst du hin? So ein Typ wie Mick hat Feinde genug.“
    Offenbar viel Feind, viel Ehr.
    „Aber es waren die Imperialisten. Scheiß auf die Amis.“
    Er spuckt aus.
    „He“, mischt sich der Barkeeper ein, „haltet den Mund, Angeber, meine besten Gäste sind Amerikaner.“
    „Wenn sie zahlen – no problem.“
    „Sorry“, wendet sich der Barkeeper an uns, „die Jungs haben schon zu viel getrunken, wenn sie Sie belästigen …“
    „No, no“, flötet Vesna zurück.
    „Warum hat der starke und schlaue Mick nicht gegen die miesen Amis gewonnen?“, frage ich.
    „Sie haben ihn feige aus nächster Nähe erschossen“, kommt es zurück. „Wenn die sich noch einmal aufs Hotelgelände trauen …“
    Momentan, so hat uns Bata erzählt, protestieren die Ökos vorder Polizei, um ihren Freund freizubekommen, womöglich ein Glück für sie. An Muskelmasse ist ihnen die Wachtruppe um ein Vielfaches überlegen.
    „Es hat gebrannt im Golden Sand.“
    „Und? Schade, dass sie nicht alle verbrannt sind. In einer solchen Bruchbude kann leicht ein Feuer entstehen.“
    „Angeblich war es Brandstiftung.“
    „Wahrscheinlich waren es die Imperialisten selbst, zur Ablenkung.“
    „Warum?“
    „Jedenfalls: Die kriegen wir klein. Und auf das Hotel sind wir stolz. Wir bewachen es.“ Mister Netzleibchen schreit es fast.
    „Cool down“, mahnt der Barkeeper. „Klar ist das Hotel okay, höchste Zeit, dass sich auf der Insel was tut. Ich hab eine Menge neuer guter Gäste. Solche mit Geld. Aber wahnsinnig reinsteigern muss man sich deswegen auch nicht. Die besten Jobs sind nicht an die Leute von hier gegangen. Und das meiste Zeug lassen sie sich aus Übersee liefern. Steuerfrei. Deal mit der Regierung.“
    „Bestechung?“, frage ich nach.
    „Warum wollen Sie das wissen?“
    „Blanke Neugier.“
    „Sicher auch Bestechung, aber nicht mehr als international üblich, das kann ich Ihnen sagen. Ich hab lang in Toronto gelebt.“
    Die Wachmannschaft bestellt eine Runde Cola-Rum. Wir sind eingeladen. Geschäftsanbahnung? Ich werde frech und sage, dass ich nur Rum on the rocks trinke, wenn es geht, Mount Gay, das Zeug mit Cola sei mir zu dünn.
    Sie sehen mich beinahe ehrfürchtig an und bestellen um. Hoffentlich falle ich nicht vom Hocker nach diesem Glas.
    Die Security-Männer bieten uns alles Mögliche an: Ein Boot, sehr günstig zu mieten, wenn wir wollen, auch mit Skipper. Einen Leihwagen, fast geschenkt. Vorzugsbehandlung beim Animationsprogramm im Hotel, fürs Segeln und Trecken und Jetskifahren und Fischen seien sie persönlich zuständig. Der Typ aus Deutschland habe es einfach nicht gebracht, sei doch glatt mit drei Touristinnen von Bord eines Segelbootes gekippt. Wisse ja nicht einmal, was einrichtiges Meer sei, Mann. Wenn’s um Gymnastik oder so etwas gehe, würden sie den Mädels Bescheid sagen. Und last but not least wird uns ihre Begleitung angeboten – so weit wir wollen.
    Wir lehnen dankend ab, aber vielleicht sehe man sich ja wieder einmal.
    Ich steige etwas steif vom Hocker und mir kommt vor, als wäre das Gras in den letzten eineinhalb Stunden deutlich gewachsen.
    Es ist extrem peinlich, aber mir fällt meine Zimmernummer nicht mehr ein. Irgendwas mit 200, das weiß ich. Aber 214 oder 241 oder vielleicht doch 246? Der Rezeptionist lächelt mich geduldig an. Ich tue so, als würde ich, lange nach Mitternacht, ein dringendes Interesse für die aufliegenden Ausflugsprospekte entwickeln. Morgen um neun Uhr geht es auf den Vulkan. Treffpunkt: Lobby, gute Schuhe … Mir verschwimmen die Buchstaben. Ob ich es mit 214 probieren soll? Und wenn ich

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