Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Stahlrohrsesseln. Die lange Theke aus Holz ist überdacht, die Regale mit dem ansehnlichen Angebot an Spirituosen dahinter elegant verspiegelt. An der Bar ist noch genug Betrieb, die Tische im Dschungel scheinen um diese Zeit für Liebespaare reserviert zu sein. Hier sieht man mehr Schwarze als Weiße. Vesna deutet auf zwei freie Hocker. Im Gras geht es sich wie auf einem dicken Teppich.
Sie bestellt Cola-Rum, überrumpelt schließe ich mich an. Ich mag Cola nicht.
Wenn Batas Beschreibung nur etwas mit der Realität zu tun hat, dann sind einige der Typen vom Wachdienst da: Große Kerle Anfang zwanzig in zu engen T-Shirts oder Netzleibchen, auch die Sache mit den dicken Goldketten stimmt. Der eine drückt ein Mädchen an sich, das für mein Gefühl bestenfalls fünfzehn ist, dafür trägt es einen aufreizend engen und kurzen rosa Rock. Wir sind eindeutig zu alt für die Knaben.
Vesna sieht das nicht so. „Das sind sie, zwei erkenne ich. Zuerst wir trinken in Ruhe, dann werde ich hinübergehen und sagen, was für Muskeln, woher bekommt man die?“
„In welcher Sprache?“, werfe ich ein.
„Dann wirst du hinübergehen, Mira Valensky, und das sagen.“
Es gibt Grenzen.
„Gut, wir gehen gemeinsam. Ich bin Italienerin und will das wissen.“
„Warum Italienerin?“
„Hört sich besser an als Bosnierin. Leider.“
„Glaubst du, dass die wissen, wo Europa liegt?“
„Sicherheitshalber. Und vom Krieg haben sie vielleicht gehört.“
Ich kippe das Cola-Rum hinunter, schade um den Rum – vorausgesetzt, dieser da ist so gut wie der Mount Gay.
Ist es der laue Wind, ist es der Alkohol oder meine durcheinander geratene innere Uhr? Ich werde auf einmal abenteuerlustig, ziehe Vesna mit mir und stelle mich eng zu den schwarzen Muskelprotzen.
„Rum on the rocks“, bestelle ich, wenn möglich, solle es ein Mount Gay sein. Ich muss gar nicht mehr sagen, der Typ im schwarzen Netzleibchen mustert mich interessiert.
„Eine gute Wahl“, sagt er mit deutlichem Inseldialekt. Zum Glück spricht er langsamer als der Fahrer, fast schon schleppend. Wer weiß, wie viel er getrunken hat.
„Mount Gay ist der Beste, das sagt auch meine Freundin“, bringe ich Vesna ins Gespräch.
„Yes“, fügt sie hinzu.
„Meine Freundin lässt fragen, woher ihr diese tollen Muskeln habt. Bei ihr in Italien ist so etwas selten.“
Die Burschen nehmen das Kompliment mit Freude. Schwarze Männer, so erklären sie uns, seien von Natur aus kräftiger gebaut als weiße. Kluge Frauen hielten sich an die schwarzen Männer.
Ich zucke mit keiner Wimper. „Kein Wunder“, sage ich und strahle sie an. „Bimbo“, fällt mir ein, aber das wäre nun wirklich rassistisch. Trotzdem, in diesem Fall … Es gibt ja auch präpotente Deutsche und raunzige Wiener, warum soll es in der Karibik nicht den einen oder anderen Bimbo geben? „Aber für so etwas muss man bestimmt trainieren.“
„Brauchen wir für unseren Job“, mischt sich ein anderer ein. „Wir gehören zur Security-Truppe des Pleasures. Luxushotel. Wohnt ihr etwa dort?“
Ich erinnere mich, dass die Wachmannschaft angeblich nicht mit den Gästen reden darf. „Nein, wir haben eine Villa gemietet.“
„Am Star Hill?“
„Ja, eine von denen.“ Warum auch nicht, klingt gut.
Sie sehen uns mit deutlich mehr Respekt an. Vielleicht lassen sie sich auch für gewisse Stunden mieten – aber da wäre es mir ums Geld schade, und irgendwie: Ein bisschen Grips hat beim Sex noch nie geschadet, ich weiß, das sehe ich anders als viele Männer. Obwohl: Ganz dumm kann die Anwaltsziege, mit der es Oskar …
„What do you do in hotel?“, versucht sich Vesna auf Englisch. Sie lernt wirklich verdammt schnell.
Sie erzählen, dass sie für die Sicherheit sorgen. Ein tougher Job. Erst vor kurzem sei einer von ihnen ermordet worden.
Bestens, denen muss man die Story nicht erst lange aus der Nase ziehen.
„Ist es so gefährlich hier?“, frage ich mit einem übertriebenen Schaudern. Sie fressen auch das.
„Mit uns nicht, Lady“, sagt Mister Netzleibchen und legt einen Arm um mich. Ich mache mich steif. Vesna klopft ihm leicht auf die Finger und schaut hoheitsvoll wie die Königin von Italien.
„Not now“, sagt sie.
Danke. Ich bin wieder frei. Warum ihr Kollege ermordet worden sei, will ich wissen.
„Imperialist activists“, zischt einer zwischen den Zähnen hervor.
„Wir lassen uns nichts sagen von den imperialistischen Amerikanern, damit muss endlich Schluss sein. Das ist unsere
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