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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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nicht mehr ganz makellos. „Police Cafeteria“ steht auf dem Nachbargebäude. Aus mannshohen schwarzen Lautsprechern auf der Terrasse dringt Popmusik, sie übertönt spielend Autoverkehr und Gehupe. Die Bässe wummern magenerschütternd, Buschtrommeln des 21. Jahrhunderts.
    You mean, justice is enough?
    Gimme love honey, gimme, gimme love
,
    And you will understand
,
    To be true is a matter of time
,
    And we’ll live every second

    Die Polizei scheint hier nicht das Bedürfnis zu haben, sich vom Rest der Bevölkerung abzusondern. An einem der Plastiktische sitzen drei Beamte in Uniform und schlürfen Cola.
    Bata lässt mich aussteigen, sie will spätestens in einer Stunde wieder hier sein. Nein, zur Polizei gehe sie nicht mit, Polizisten seien nicht ihr Fall, sie habe außerdem eine Menge Besorgungen zu machen. Auch recht.
    Die Tür steht offen, ich trete ein und blinzle. Im Vergleich zum gleißenden Licht draußen ist es hier finster. Ein hölzerner, hoher, dunkler Tresen. Ein alter Ventilator, der an einer langen Stange befestigt ist und mehr Lärm als Luftbewegung erzeugt.
    „Yes?“
    Ich zucke zusammen, „Yes“ scheint die Standardanrede der öffentlichen Verwaltung dieser Insel zu sein. Hinter dem Tresen steht eine kaffeebraune Frau in Uniform.
    „Can I help you?“
    Und ob. Sie wird etwas weniger freundlich, als ich darum bitte, Vesna sehen zu dürfen. Die Amerikaner hätten seit Tagen auf der Straße protestiert, den Verkehr behindert, staatsfeindliche Parolen gerufen. Und wie man wisse, seien sie auch schon im Pleasures unliebsam aufgefallen.
    Ich lächle. „Sind sie festgenommen?“
    „Vorläufig angehalten.“
    „Im Gefängnis?“
    „Nein, hier im Parterre.“
    Ich erfahre, dass die Arrestzellen im ersten Stock liegen. Dort sitzt Christopher Frazer.
    „Wie lautet die Anklage?“
    Eine zweite Polizeibeamtin kommt. Inzwischen habe ich mich an das Halbdunkel gewöhnt. Sie ist einen halben Kopf größer als ich, zirka gleich alt, fast schwarz und hat violette Fingernägel wie Waffen. Die beiden Frauen reden in einer Sprache aufeinander ein, die ich nicht verstehe. Das muss Patois sein, die Sprache, die die Sklaven aus ihren afrikanischen Dialekten und all dem entwickelt haben, was sie im Exil zum Überleben lernen mussten.
    Ich räuspere mich.
    Die Fingernägelwaffenfrau fragt mich nach einem Ausweis. Ich gebe ihr meinen Pass und weise darauf hin, dass ich Juristin bin, Juristin und Journalistin. Das sollte doch etwas Eindruck machen.
    Täuschung.
    Die Daten meines Passes werden sorgfältig in den Computer eingegeben. Das dauert endlos lange.
    „Ich verlange, Vesna Krajner zu sehen.“
    Sie sehen mich an wie ein vorlautes Schulmädchen und ignorieren meinen ungezogenen Einwurf einfach.
    „Woher kommen Sie?“
    „Steht im Pass.“
    „Ist das Ihre aktuelle Adresse?“
    „JA.“
    „Ihr Beruf?“
    „Journalistin.“
    Alles wird im Computer festgehalten.
    „Grund ihres Aufenthalts?“
    „Habe ich schon bei der Einreise angegeben.“
    „Das ist eine andere Behörde.“
    „Urlaub. Und ich schreibe einen Artikel über das Pleasures.“
    Auch das wird eingetippt.
    „Ich verlange, den leitenden Ermittler zu sprechen.“
    „Wir ermitteln.“
    „Ihren Chef.“
    Wieder Diskussion zwischen den beiden auf Patois. Vielleicht hilft es doch, dass ich Journalistin bin.
    „Warum wollen Sie mit dieser Frau sprechen?“
    „Ich bin ihr Rechtsbeistand.“ Etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen. Keine Ahnung, welches Rechtssystem St. Jacobs hat, aber es wird wohl mehr oder weniger angloamerikanisches Recht sein, das hier gilt.
    „Haben Sie eine Zulassung als Anwalt?“
    Jetzt gilt es, zu bluffen. „Selbstverständlich, aber ich habe sie nicht mit auf Urlaub genommen, eigentlich bin ich hergekommen, um Ferien zu machen. Frau Krajner kenne ich, sie ist aus meinem Land. Sie hat mich ersucht, sie zu vertreten.“
    „Langsamer.“
    Auch das wird alles zu Protokoll genommen. Ich bin schweißgebadet. Der Ventilator eiert vor sich hin, aber er scheint die Luft nur zusätzlich zu erwärmen.
    „Sie müssen nachweisen, dass Sie Anwältin sind.“
    Ich krame in meiner Geldtasche nach einer Visitenkarte von Oskar. Warum auch immer, ich hab noch eine dabei. „Das ist die Kanzlei, in der ich arbeite. Und sie haben in meinem Pass gesehen, dass ich Juristin bin. Dr. Mira Valensky.“ Klingt völlig fremd für mich, auch wenn es stimmt. Üblicherweise verwende ich meinen Titel nicht, hat nichts mit

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