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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Strandbar hat sicher eine Durchwahl.
    Luxus hat seine Vorteile. Mein Badetuch hätte ich zu Hause lassen können. Eine Art Bademeister in leuchtend weißen Shorts und weißem T-Shirt drückt mir zwei flauschige, blauweiß gestreifte Tücher in die Hand, wann immer ich etwas brauche, solle ich esbitte sagen. Am Strand stehen rund zwanzig massive Sonnenschirme, sie sind aus Holz und ähnlich wie die Bar am Pool mit Palmwedeln gedeckt. Unter jedem befinden sich zwei Liegen aus Plastik, wahrscheinlich dem einzigen Material, das dem Sand und dem Wind und dem Salz länger standhält. Ungefähr die Hälfte der Betten ist belegt. Ich erkenne das Paar vom Frühstück wieder, sie hat eine makellose Figur. Wahrscheinlich hat sie genug Zeit, sich darum zu kümmern. Den Mann da, der immer allein zu sein scheint, habe ich schon an der Bar gesehen, ein Durchschnittstyp, vielleicht einer, der es notwendig hat, sich nach dem vierten Drink in der Nacht beim Barkeeper auszuweinen. Auch der mit dem roten Gesicht, den ich für einen Installateur aus dem Mittelwesen halte, ist da. Seine karierten Bermudashorts werden nur übertroffen vom pinkfarbenen Badeanzug im Liegestuhl neben ihm. Er ist der Trägerin sicher um zwei Nummern zu klein, aber das scheint sie nicht zu stören. Ist ja auch egal, ich sollte endlich aufhören, Leute zu taxieren. Wäre mir auch nicht recht. Es gibt Frauen, die sähen in meinem schwarzen Bikini auch deutlich besser aus als ich.
    Zehn Minuten später habe ich die Menschen rundum tatsächlich vergessen. Ich liege im Schatten und schaue aufs Meer. Welle um Welle, gelassene Gleichmäßigkeit, davon könnte man sich was abschauen. Eine Segeljacht zieht vorbei. Der Wind streichelt meine Haut. Schon zu lesen ist mir zu anstrengend. Nichts tun. Hier geht das. Einfach gar nichts. Nur ich und das Meer und der Himmel und die Sonne.
    „Ein Drink für Sie?“
    Ich schrecke hoch. Nein, danke. Vielleicht später.
    Schwimmen. Fast bin ich zu faul aufzustehen. Der Sand ist heiß, ich hüpfe zum Meer. Das Wasser kommt mir kalt vor, entschlossen renne ich ein paar Schritte hinein, schaudere einen Moment, als das Meer meinen Bauch erreicht, schwimme los. Nach einigen Zügen ist das Wasser nur noch angenehm kühl, einige Züge mehr und es umspielt mich lau. Ich schwimme gerne, in meiner Schulzeit war ich eine gute Sportlerin, aber das ist lange her. Eine gewisse Ausdauer ist mir geblieben und im Wasser, das gehört mit zum Schönsten, spürt man sein Gewicht nicht, jedes Tempo ist wie eine Heimkehr,ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Vorfahren vor Jahrmillionen im Wasser gelebt haben. Ich schwimme immer weiter die Küste entlang, spiele mit den sanften Wellen, schwimme, bis das Pleasures nur mehr zur entfernten Kulisse wird. Ein Schwarm blau-metallisch glänzender Fischchen, es müssen Millionen sein, springt in die Luft, eine schillernde, glitzernde, strahlende Welle, extra für mich. Das muss Glück sein.
    Es dauert noch eine Weile, bis ich umkehre. Zurück schwimme ich mit der Strömung, komme mir schnell und elegant und im Einklang mit den anderen Meeresbewohnern vor, ein großer Fisch unter vielen Fischen.
    Wieder beim Pleasures angelangt, lasse ich mich noch etwas auf dem Rücken treiben, blinzle in die Sonne über mir, verspreche der kleinen weißen Wolke, dass alles gut werden wird, weil es schon gut ist.
    Mit dem festen Boden unter den Füßen kommt auch die Schwerkraft zurück. Trotzdem: Mein Körper fühlt sich wunderbar an, entspannt müde, ich muss mehr als eine Stunde unterwegs gewesen sein. Der Hotelangestellte hat schon auf mich gewartet. „Ein Telefonat, es ist dringend“, sagt er beinahe bittend und hält mir ein Schnurlostelefon entgegen.
    „Ja?“
    „Bata da. Ich will nicht stören, Mira, aber Vesna ist in Schwierigkeiten. Sie ist gemeinsam mit den Ökos wegen Belästigung der Öffentlichkeit oder so auf die Polizeistation gebracht worden. Aber man hat sie immerhin telefonieren lassen. Sie weiß nicht, ob sie festgenommen ist oder nicht.“
    „Okay, ich komme. Kannst du mir das Auto borgen?“
    „Du findest die Polizeihauptstation?“
    „Wenn du mir den Weg beschreibst?“ So groß ist Oldtown auch wieder nicht.
    „Wenn es recht ist, fahre ich mit.“
    Die Polizeistation ist in einem einstöckigen Gebäude an der Hauptstraße untergebracht. Wir müssen gestern Nacht daran vorbeigefahrensein. Vor den Fenstern sind Gitter, ansonsten unterscheidet es sich wenig von den Häusern rundum. Weißer Putz,

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