Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Schätzchen.“
Hoffentlich kann sie so auch Auto fahren. Ich verspreche den Ökos, ihnen etwas über Christopher zu erzählen, wenn sie brav daheim im Golden Sand warten. Zu dritt gehen wir zu Batas altem Subaru. Tagsüber ist deutlich mehr los in Oldtown. In der Seitenstraße kommen uns gut zwanzig blasse Touristen entgegen. Faltige Knie, Kakishorts, Kappen, viele haben einen Fotoapparat um den Hals. Eine alte Frau balanciert ein großes Bündel Bananen auf dem Kopf. Es muss fast ebenso viel wiegen wie sie selbst.
In den Geschäften, in denen es offenkundig T-Shirts und allen möglichen touristischen Krimskrams zu kaufen gibt, noch mehr Bleichgesichter.
„Kreuzfahrtschiff“, erklärt Bata, „sie laden ihre Fracht gegen Mittag aus und um vier Uhr am Nachmittag wieder ein. Früher waren sie auch in unserer Bucht, das hat sich durch das Pleasures geändert. Zwar sind alle Strände der Insel öffentlich zugänglich, daran haben auch sie nicht rütteln können, aber sie haben andere Methoden: Das Tourismusministerium schickt die Kreuzfahrer zu anderen Buchten. Und wer trotzdem kommt, der muss für einen Liegestuhl dreißig Dollar zahlen. Also kommt niemand.“
„Und wenn man auf den Liegestuhl verzichtet?“
„Dann ist man geduldet. Aber wer zu oft kommt, der kann schon Probleme mit der Security-Truppe bekommen. Es gibt ja schöne Strände genug, auch wenn das einer der schönsten ist. War. Die Palmen, die dort gestanden sind, wo jetzt das Hotel ist, sind einfach gefällt worden.“
„Da waren die Ökos schon da?“
„Sogar mehr von ihnen als jetzt. Sie haben sich an die Palmen gekettet. Aber man hat sie losgeschnitten und weggetragen. Palmen stehen nicht unter Schutz, es gibt angeblich genug davon. Ich zeige euch einmal einen Palmenwald, in dem wird der Müll der Inselverbrannt. Ist übrigens viel mehr geworden, seit das Pleasures eröffnet hat. So ein Luxusschuppen macht viel Mist.“
Beinahe bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dort wohne und sämtliche Annehmlichkeiten genieße.
„Man will dich ausweisen“, berichte ich Vesna.
„In zehn Tagen ist Urlaub vorbei, so schnell sind die nicht“, erwidert sie ungerührt. Offenbar hat auch sie schon etwas von der Inselbürokratie zu spüren bekommen.
Ich lasse mir den Zimmerschlüssel geben, 214, die Nummer werde ich mir nun bis in alle Ewigkeit merken. Thomas Carlyle kommt aus dem Büro und winkt mich zur Seite. Ich freue mich, ihn wiederzusehen.
„Die Polizei hat nach Ihnen gefragt“, sagt er leise.
Was muss er von mir denken? Aber darum geht es nicht.
„Sie wollten die Bestätigung, dass Sie tatsächlich im Hotel wohnen. Sie sagen, Sie seien Anwältin.“
„Journalistin und Juristin.“
„Wir haben es bestätigt.“
„Wer weiß davon?“
„Warum? Haben Sie Probleme?“
„Nein, ich musste nur einer Freundin helfen. Weiß die Geschäftsführung davon?“
„Ich hatte Dienst, alle Touristen werden von Amts wegen registriert, deswegen konnte ich auch ohne Rückfrage Auskunft geben. Normalerweise informiert man das Management über solche Polizeianfragen, aber das habe ich noch nicht gemacht. Kann ich Ihnen wirklich nicht helfen?“
Ich seufze. Irgendwie liegt mir einiges daran, vor dem ehemaligen Weltklasseathleten eine halbwegs gute Figur zu machen. Ich kann ihm schlecht erzählen, dass ich mit dem Golden Sand sympathisiere.
Er ist hartnäckig. „Ich werde der Geschäftsführung nichts berichten – vorausgesetzt, Sie haben eine halbe Stunde Zeit für mich und erzählen, was los ist. Ich kenne fast alle auf dieser Insel. Und mein Ruf ist … nicht so schlecht.“
Ein schwarzer Ritter mit perfekter Figur und einem liebenswürdigenLächeln, ich kenne viele, die da schwach würden. Aber Vorsicht. Ich kenne ihn kaum. Was weiß ich, welche Rolle er … „In Ordnung. Wann?“
„Kennen Sie die Glorious-Sunset-Bar?“
Ich schüttle den Kopf.
„Eine Strandbar, für mich die schönste, sie ist in der übernächsten Bucht. Da treffen sich die Inselleute, Menschen aus dem Hotel sieht man selten. Sie gehört meiner Mutter.“
Jetzt bin ich endgültig interessiert. Ich nicke.
„Sagen wir um halb sechs? Die Bar heißt nicht umsonst Glorious Sunset, das Wetter ist schön, wir könnten einen prächtigen Sonnenuntergang erleben.“
„Wie komme ich hin?“
„Entweder mit einem Taxi vom Hotel aus, oder ich nehme Sie mit. Zurück kann ich Sie auf alle Fälle fahren.“
Wäre vielleicht nicht so gut, wenn man uns gemeinsam
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