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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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die Lifestyle-Ressortleiterin weitergeschickt. Nur zur Kenntnisnahme. Sieh an, der Manager der Schnulzenkönigin hat sich tatsächlich über meine Hochzeitsreportage beschwert. Sehr weit weg, das Ganze.
    Ein E-Mail stammt von Droch. Und eines von Oskar. Mein Herz macht einen Sprung, ich will es zum Schluss lesen, vielleicht sollte ich es gar nicht lesen, vielleicht versaut mir sein Inhalt das Urlaubsgefühl.
    Aber ich kann mich auf nichts konzentrieren. Was wollte die Ressortchefin von mir? Wen soll ich interviewen?
    Ich halte die Luft an und öffne Oskars Mail.
    „Liebe Mira“ – warum hat er nicht „geliebte Mira“ geschrieben? Hat er allerdings nie, wäre mir auch schwülstig vorgekommen. Also:
    „Liebe Mira,
    ich habe einen großen Fehler gemacht, dafür habe ich dich schon in Frankfurt um Verzeihung gebeten. Ich lege es in deine Hände, wie und ob es mit uns weitergehen soll. Jedenfalls wünsche ich dir einen wunderschönen Karibikaufenthalt, vielleicht brauchst du einfach Abstand, ich gönne es dir und hoffe, wieder von dir zu hören.
    Wenn du willst, noch immer dein Oskar.“
    Und was soll das jetzt heißen? Für mich klingt das eher nach Anwaltsbrief als nach Liebeserklärung. Bin ich überhaupt scharf auf eine Liebeserklärung? Oskar war immer schon ein eher trockener Schreiber, das sollte ich nicht vergessen. Wenn ich es will, ist er noch mein Oskar. Aber sollte er da nicht auch etwas dazu beitragen? Klar hat er mich um Verzeihung angefleht, aber das war in dem ganzen Chaos, mitten auf der Straße, irgendwo in Frankfurt. Könnte er das nicht jetzt etwas ausführlicher schriftlich tun? Er wünscht mir einen schönen Karibikurlaub, so als ob es ihm egal wäre, dass ich ohne ihn hierher geflogen bin. Abstand tue mir gut, schreibt er, statt dass er meine Nähe sucht. Vielleicht will er mich loswerden. Die Anwältin scharrt schon an der Tür, sie kann ihn ja trösten. Wer sagt mir, dass sie das nicht ohnehin tut? Ich werde ihm schreiben. Befehl: Antworten. Aber was soll ich schreiben? Ich klicke das leere Antwortdokument wieder weg.
    Droch.
    „Liebe Mira,
    verführe mir ja nicht alle Schwarzen der Insel, wie ich deinen Hang zur Political Correctness kenne, können sich die armen Männer deiner kaum erwehren, wenn du meinst, es gelte ihnen zu beweisen, dass du keinerlei rassistische Vorurteile hast. Ich gebe bloß zu bedenken, es könnten einige deiner Inselmänner falsche Vorstellungen von weißen Frauen haben, zumal in Tourismusgegenden. Was ich damit sagen will, ist: Pass gut auf dich auf und genieße alles, was sich dir ohne größere Gefahr bietet. Ich hoffe, du hast dich nicht in die Mord-Angelegenheit verwickeln lassen, sollte Vesna das versuchen, drehe ich ihr eigenhändig den bosnischen Hals um.
    Genug der ethnischen Randbemerkungen. Hier läuft alles ruhig, das Wetter ist für die, die sich darum kümmern, noch immer eine Katastrophe, deine Kollegen beneiden dich hemmungslos und ich freue mich schon auf ein gemeinsames Abendessen mit dir,
    Droch.“
    Das klingt deutlich herzlicher als das Mail von Oskar. Ungerecht. Es ist Drochs Beruf, zu schreiben. Zu Oskars Beruf hingegen gehören Schriftsätze. Ein größerer Unterschied ist kaum vorstellbar. Ich werde die Karibik genießen und alle Entscheidungen auf später verschieben. Abstand. Wahrscheinlich hat Oskar das gemeint. Mit Abstand kann ich seine Affäre auch lockerer nehmen. Dabei bin ich gar nicht so intolerant, ein Seitensprung kann schon passieren. Aber ihn so hautnah mitzuerleben … Und dann bei Oskar, dem Zuverlässigen. Ich schicke Droch Urlaubsgrüße, necke ihn mit Mister Netzleibchen und dem Weltklasseläufer (ich wüsste schon, wer mir lieber wäre) und versichere ihm, dass das Gefährlichste, was ich mir auf St. Jacobs holen kann, ein Sonnenbrand ist.
    Ich schnappe mir Badezeug und Buch. Jetzt habe ich Vesnas Telefonnummer, es wäre unfair, mich nicht zu melden. Ich rufe vom Zimmer aus an, lasse es lange läuten. Schließlich meldet sich Bata. Das Telefon sei auf die Zentrale umgeschaltet, Vesna sei in aller Früh mit den Ökos in die Hauptstadt gefahren, um gegen die Festnahme von Christopher Frazer zu protestieren. „Vesna hat dich nicht wecken wollen, aber ich soll dir ausrichten, dass du nachkommen sollst, wenn du möchtest. Du kannst einen öffentlichen Bus oder auch mein Auto nehmen.“
    Möchte ich eigentlich nicht. Ich hinterlasse Bata die Nummer vom Hotel, die nächsten Stunden könne man mich am Strand finden, die

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