Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
liegen Generationen in Chicago dazwischen. Viel mehr als „ein Viertel Wein“ hat er nicht gelernt. Und das klingt so, dass man die englische Übersetzung braucht, um ihn zu verstehen.
Der Rasta Greg wirkt nicht so, als ob er erzählen wollte. Er sieht mürrisch ins Feuer. Einer der Ökos zieht mich zur Seite.
„Greg hat Mick gekannt, er ist nicht immer mit uns unterwegs, deshalb haben wir das nicht gewusst. Greg nimmt hin und wieder etwas.“
Ich sehe den Rasta an, er sieht auch jetzt ziemlich eingeraucht drein.
„Nichts Hartes“, fährt der Öko fort, als ob ich danach gefragt hätte, „aber das gehört bei ihnen irgendwie mit dazu, meine Güte, bei uns trinken sie eben Bourbon. Auf alle Fälle hat er ein paarmal auch bei Mick gekauft. Mick war kein großer Händler, sagt er, hatte auch nicht immer Stoff. Aber das hat sich dann plötzlich geändert. Und Mick hat damit angegeben, dass er bald noch viel mehr liefern könne. Er werde ein Big Boss.“
„Das könnte jemandem nicht gefallen haben.“
„Greg sagt, Mick hätte nie das Zeug zum Big Boss gehabt.“
Gut möglich. Ich gehe hinüber zum Rasta. „Wann war das, als Mick dir das erzählt hat?“
Er sieht mich passiv an. Seine Augäpfel sind gerötet. „Weiß nicht mehr, ist nicht lange her. War kurz, bevor sie ihn erschossen haben.“
„Hast du das der Polizei gesagt?“
„Wer bin ich, Lady? Ich soll erzählen, dass ich Drogen gekauft hab? Der Polizei?“
„Weißt du, von wem er die Drogen hatte?“
„Keine Ahnung. Will nicht so enden wie der.“
„Warum hilfst du den Ökos?“
„Love and Peace, Madam.“
Und ein wenig Gras.
[ 7. ]
Das Telefon läutet. Ich taste danach, es muss mitten in der Nacht sein.
„Komm zum Pool“, schreit Vesna, „schnell.“
Sie klingt so, dass ich gar nicht weiter frage, ich wickle mich in die nächstbesten Klamotten und renne los.
Das Hotel wirkt menschenleer, in der Halle sehe ich, dass es kurz nach fünf ist.
Vesna steht mit zwei Ökos am Pool und starrt hinein. Im Pool schwimmt etwas. Die Unterwasserbeleuchtung wird um Mitternacht zurückgedreht, gespenstisches Halbdunkel, Wasser wie ein zu warmer Moorsee, ein Mensch, Arme und Beine leicht gespreizt, mit dem Rücken nach oben. Der Rock ist hinaufgerutscht, wirkt wie ein helles Blumenblatt, eine exotische Seerose. Ich kenne den Rock und ich erkenne die Frau, die eleganten schmalen Arme und Beine, den schlanken Hals. Angela la Croix.
So eine Verschwendung, ist mein erster Gedanke. Dann sehe ich mich um.
Vesna steht dicht neben mir, sie flüstert: „Ökos wollten Hotel mit einer morgendlichen Aktion überraschen, sind durch das Loch im Zaun geschlichen, haben Angela gefunden und mich geholt.“
„Hast du die Polizei verständigt?“
Vesna schüttelt den Kopf.
„Was ist los?“, schreit jemand zu uns herüber. Die Typen vom Wachdienst. Ich schlucke. „Kommen Sie sofort her“, rufe ich, „imPool liegt eine Tote.“ Woher weiß ich das überhaupt? Vielleicht lebt Angela noch? Mit dem Kopf unter Wasser? Unsinn.
Die beiden Männer in ihren Kakiuniformen laufen her, einer ruft mittels Walkie-Talkie nach Verstärkung. Sie sehen aus, als wollten sie uns sofort erschießen.
„Verständigen Sie die Polizei, aber rasch. Es ist Angela la Croix.“ Erst als ich es ausgesprochen habe, wird mir das Ungeheuerliche bewusst. Die wunderschöne, erfolgreiche Angela.
„Was machen die da?“, schreit der Typ von der Wachmannschaft und deutet auf die erstarrten Ökos.
„Sie haben sie gefunden, aber das ist nicht wichtig.“
„Sie haben sie ermordet!“
Im Hotel gehen einige Lichter an.
„Polizei! Sofort!“ Ich versuche noch lauter zu sein.
Von der Grundstücksgrenze her kommen die restlichen fünf Ökos gelaufen, sie sind mehr schlecht als recht als Meeresschildkröten verkleidet. Von der Hotelseite her bewegen sich die Typen der Wachmannschaft wie eine Herde Büffel auf den Pool zu.
„Nein“, schreie ich, als der Erste der Wachmannschaft schon über einen Öko herfällt. Es dauert nur Sekundenbruchteile und eine Schlägerei ist im Gange. Kakihemden gegen Kreuzungen aus Riesenschildkröte und amerikanischem Student. Die stecken nicht nur ein, sondern teilen auch ganz schön aus. Angela treibt im Pool, als würde sie das Ganze nichts angehen. Geht sie ja auch wirklich nichts mehr an.
Thomas. Irgendjemand muss Thomas verständigen. Aber nicht ich. Vesna hat sich ein am Boden liegendes Mobiltelefon geschnappt und gibt es mir.
„Wie ist die
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