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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Nummer der Polizei?“, schreie ich in den sich prügelnden Haufen. Erstaunlicherweise bekomme ich Antwort. Ich wähle und erzähle, was geschehen ist. Unterdessen kommen immer mehr Leute verschlafen aus dem Hotel. Haltloses Chaos mit einem ruhigen Mittelpunkt. Ein Schuss fällt. Ich sehe mich gehetzt um, will in Deckung gehen. Die Bar. Eine laute, autoritäre Stimme ruft: „Aufhören, sofort aufhören! Polizei!“ Es fällt noch ein Schuss. Polizei sehe ich keine, so schnell kann sie nirgendwo auf der Welterscheinen. Aber die Schüsse tun ihre Wirkung. Ökos und Wachtrupp lassen voneinander ab, einige der Ökos, aber auch einige der Wachen rennen plan- und ziellos über die sorgfältig gepflegten Gartenwege davon. Ich sehe, wer gerufen und geschossen hat. Der allein reisende Mann. Nach einer Waffe hat mir der wirklich nicht ausgesehen, amerikanische Polizei?
    Die heimische kommt zirka gleichzeitig mit General Manager Hoffmann. Als er Angela sieht, schreit er entsetzt auf. War doch etwas dran an dem Gerücht …? Thomas ist offensichtlich nicht im Hotel, so fest kann keiner schlafen.
    Es dauert noch eine Weile, bis Angela endlich aus dem Pool gezogen wird, ihre Grazie geht dabei verloren, es ist, als würde man einen nassen Sack an Land bewegen. Die Hotelbewohner sind unterdessen aufgefordert worden, sich zurück in ihre Zimmer zu begeben. Wer etwas gesehen hat, soll sich bei Officer Bradley melden. Später. Eine der Polizistinnen erkenne ich wieder. Das Einsatzkommando erledigt seine Aufgabe professionell und ruhig. Vesna, die beiden Ökos, die die Leiche entdeckt haben, und ich werden gebeten zu warten. Um die beiden Streitmannschaften will man sich später kümmern. Wahrscheinlich heißt später nie, aber was soll bei der polizeilichen Aufnahme einer Schlägerei auch schon herauskommen? Verwundete auf beiden Seiten, sie haben es sich selbst zuzuschreiben. Die Wachmannschaft hat angefangen, aber vielleicht haben die Holzköpfe auch wirklich geglaubt, sie machen die Täter dingfest.
    Hoffmann ist verschwunden, um seine Gäste zu beruhigen. Mag sein, dass Emotionen nicht seine starke Seite sind, jetzt ist es gut, wenn jemand die Nerven behält. Ich muss mich dringend setzen, irgendwie kippen mir die Beine unter dem Bauch weg.
    „Sie ist erschossen worden“, flüstert mir Vesna zu.
    Ich starre zu der Stelle im Gras, auf die man Angela gebettet hat. Zu weit weg für mich, aber ich möchte ohnehin bitte keine Details.
    „Weiße Bluse, siehst du? Da fehlt Stoff und da ist ein dunkler Rand.“
    Ein Mann in Zivil kommt, offenbar der Arzt. Er dreht Angela vorsichtig um. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen, heute habe ich auf das Schauspiel am Himmel nicht geachtet.
    Als Angela endlich abtransportiert wird, hat Officer Bradley Zeit für uns.
    „Ein zweiter Mord, und das in so kurzer Zeit“, seufzt er. „Wer hat etwas gegen das Pleasures?“
    Das kann ich ihm sagen, das wissen alle – aber ob er so den Mörder findet?
    „Kann es sein, dass Angela mit derselben Waffe wie der Wachmann erschossen worden ist?“, frage ich.
    Er sieht mich interessiert an. „Nein, das kann nicht sein.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    „Die Frau ist erstochen worden. Sie haben sie gefunden? Seltsamer Zufall.“
    „Gefunden haben sie zwei von den Ökos.“ Ich erzähle ihm, was ich weiß. Auch, dass Angela versucht hat, das Golden Sand schließen zu lassen, und damit nicht durchgekommen ist. Auch, dass sie die Wachmannschaft auf Drogen überprüfen lassen wollte und dass Mick wohl ein kleiner Dealer mit größeren Ambitionen war.
    „Wollen Sie meinen Job machen?“, fragt er zum Schluss müde und stützt seine großen, fleischigen Hände auf die Knie.
    Bata schlägt Kreuzzeichen über Kreuzzeichen, als wir ihr die Details des dramatischen Morgens erzählen.
    „Schlimm“, jammert sie, „schlimm. Vier Männer habe ich schon begraben müssen, einer war Wiener, den habe ich ganz jung geheiratet, gleich nachdem ich aus Ungarn geflohen bin, ein Bild von einem Mann, er hat eine Autowerkstatt besessen, und dann aus heiterem Himmel: Er ist umgefallen, und tot war er. Der Schlag hat ihn getroffen. Ich war so allein, dann habe ich Nummer zwei kennen gelernt, er war auf Urlaub in Wien und auch ganz allein. Mit ihm bin ich nach Brasilien, hatte wunderbare Farm, dann ist er vom Pferd gefallen“, sie bekreuzigt sich wieder, ihre großen goldenen Ohrringe zittern, „tot. Beim Testament hat sich dann herausgestellt, er hat viele Schulden

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