Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Nacht mit Thomas erzählt?“
„Doledo? Was haben Sie bloß immer mit Doledo? Mit seiner Partie habe ich nichts am Hut.“
„Hoffmann?“
„No comment.“
„Doledo hat ihn darum gebeten, die beiden kennen sich gut.“
„Unsinn, Hoffmann hat so etwas nicht nötig.“
Liebe Güte. Dummkopf. „Hoffmann war es auch, der Ihnen vom Verdacht erzählt hat, Thomas und seine Mutter könnten in der Drogenaffäre mit drinstecken.“ Ich sehe ihn gespannt an.
„Ich kenne Hoffman eben schon lange.“
„Und Sie glauben ihm alles?“
„Er hat ja nicht gesagt, dass er es weiß, es ist ein Gerücht. Aber er hat gute Quellen.“
„Er hatte eine Affäre mit Angela la Croix.“
Der Reporter nickt. „Natürlich, das weiß ich auch. Es war sogar viel mehr als das. Er hat sie geliebt. Glauben Sie mir, bei ihr ist er weich geworden. Geschmolzen, würde ich sagen.“ Er lacht schmierig. „Kein Wunder, muss ich zugeben.“
„Und sie ihn?“
Der Reporter kratzt sich am Kinn. „Weiß nicht. Die war ganz schön berechnend. Was wohl nicht übel war für ihre Karriere.“
„Kann es sein, dass Sie nicht bei ihr landen konnten?“, erwidere ich spöttisch. Wie ich Männer hasse, die Frauen, die sie nicht haben können, heruntermachen müssen.
„Ich heiße ja nicht Thomas Carlyle.“
Mister Großspurig. Aber ich darf mich nicht ablenken lassen. „Hoffmann konnte Thomas nicht ausstehen“, probiere ich es weiter.
„Hmm. Ist doch verständlich, oder? Wissen Sie, üblicherweise ist Hoffmann sehr cool.“
„Obwohl Hoffmann Thomas also nicht leiden konnte, haben sie ihm geglaubt und wollten das Gerücht, Thomas sei in eine Drogenaktion verwickelt, schreiben.“
„Hätte ja trotzdem wahr sein können. Jetzt schreibe ich es ohnehin nicht mehr, die Sache hat sich ja geklärt, auch wenn die Story …“
„Klar wäre es netter gewesen, einen ehemaligen Inselhelden als Drogenboss zu entlarven, nicht wahr?“
„Sie verstehen mich. Obwohl: Drogenboss – das wäre wohl zu viel gesagt für St. Jacobs. Man muss die Kirche im Dorf lassen. Thomas hat eben wenig verdient.“
„Schon vergessen? Er hat damit nichts zu tun.“
„Ja, ja, sage ich ja. Obwohl es sich in der Story nett machen würde, wenn man schreibt, dass sogar Thomas Carlyle unter Verdacht geraten ist, dann aber höchstpersönlich und unter Einsatz seines Lebens dazu beigetragen hat, den wahren Täter zu überwältigen. Das ist Spitze! Ja, so werde ich es machen. Und es gefällt auch unserem Chefredakteur. Sie wissen: Er ist über irgendwelche Ecken mit Rosemary und Thomas verwandt und hält ganz gern seine Hand über sie.“
„Interessanter ist, dass Hoffmann noch um Mitternacht mitAngela geredet hat. Wer hat Interesse, das zu vertuschen? Den Mord einem anderen in die Schuhe zu schieben? Der Mordfall Angela la Croix ist noch nicht geklärt“, erinnere ich ihn.
„Wäre schon cool, wenn ich einen Bestechungsskandal aufdecken würde. Für so etwas könnte man den Pulitzer-Preis gewinnen, meinen Sie nicht auch? Aber wie kommt man an Doledo ran …?“
„Wie wäre es über Ihren Freund Hoffmann?“
Vesna stimmt mir aufgeregt zu. Hoffmann hat den Reporter benutzt. Kein Zweifel.
„Hat Hoffmann Bradley von seinem mitternächtlichen Gespräch mit Angela erzählt oder nicht?“, sage ich langsam. Wenn er es nicht getan hat … Dafür spricht einiges, denn Bradley hätte eine Aussage wie diese nicht ohne weiteres unter den Tisch fallen lassen. Jedenfalls hat Hoffmann den Reporter dazu gebracht, ganz gezielt Gerüchte auszustreuen. Laut überlege ich weiter: „Wenn die Öffentlichkeit von der mitternächtlichen Besprechung erfährt, muss Bradley Hoffmann in die Mangel nehmen“, murmle ich, „aber wird er Doledo vorladen?“
Vesna wiegt zweifelnd den Kopf. „Auch Hoffmann hat mächtige Freunde. Und er weiß, was er tut. Das ist kein Dummkopf wie Big Tin und Freunde. Er rechnet.“
Es stimmt und es stimmt auch wieder nicht. Ich stehe mit Vesna auf der Veranda ihres Apartments und starre auf die Hinterfront des Pleasures. „Sein Schwachpunkt heißt Angela. Man muss ihm eine Falle stellen. Ein Brief von Angela an Thomas.“
Vesna sieht mich erstaunt an.
„Nein, nicht an Thomas, von dem hält er zu wenig“, korrigiere ich. „Ein reicher Liebhaber aus den USA taucht auf, Martin Pollac kann ihn spielen, niemand merkt sich sein Gesicht. Pollac erzählt herum, dass Angela ihm einen rührenden Brief geschrieben hat. Und dann hat er erfahren, dass sie ermordet
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