Karibik Träume... und zwei Leichen
so schnell aufgelegt.“
„Sicher. Kein Problem.“ Ein wenig enttäuscht war ich schon. Ich hatte mich auf die palmengesäumte Bucht gefreut. Jedenfalls, als fünftes Rad am Wagen wollte ich sicher nicht mit. Falls er mir das überhaupt angeboten hätte. Ein wenig erstaunt war ich aber doch. Damit hatte ich bei ihm nicht gerechnet. Tja, so schnell kann´s gehen. Bevor ich noch nach weiteren Details des letzten Abends fragen konnte, hörte ich, wie sich die Eingangstür hinter mir öffnete. Ich drehte mich um, als Thorsten über meine Schulter lachend Ali begrüßte. Knielange Latzhose aus Jeans, weißes T-Shirt und Flip-Flops. Heute ungeschminkt. Im Schlepptau ihren Bruder. Dessen Anwesenheit schien Thorsten nicht wirklich zu passen. War er doch gerade mich losgeworden. Begrüßung und Verabschiedung war eins. Sie wandten sich zum Gehen. Ich rief ihm noch „Dann viel Spaß mit dem Anstands-Wau-Wau,“ nach. Er winkte mir zu und die drei verschwanden.
Ich verbrachte den Tag dann am Pool eines anderen Hotels, dem El Recreo , in das wir bald umziehen sollten. Eine echte Verbesserung. Gegen acht bewegte ich mich müde von der Sonne und mit vollem Bauch wieder Richtung Bunker. Thorsten betrat gerade den Fahrstuhl. Als er mich sah, drückte er den Knopf, um die Tür offen zu halten.
„Und?“ fragte ich ihn. „Wie war´s?“
Die Türen schlossen sich und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Er fing laut an zu lachen. „Die Kleine kann überhaupt nicht schwimmen. Nicht so viel.“ Er hob eine Hand und hielt die Spitzen von Daumen und Zeigefinger nahe zusammen. „Ich habe ihr Unterricht gegeben. Oh Mann, das war geil.“ Es sprudelte aus ihm heraus. „Kannst Du dich an den Vorspann von „Magnum“ erinnern?“
Mir schoss die Szene durch den Kopf, in der Tom Selleck bis zur Brust im Wasser stand und eine Bikinischönheit auf den Armen liegen hatte. Ich lächelte und nickte.
„Morgen sehen wir uns wieder. Ohne Bruder.“
„ Test bestanden, he?“
„Ja. Für unbedenklich erklärt.“ Der Aufzug hielt und wir stiegen aus.
Von nun an sahen die beiden sich regelmäßig. Anfangs holte Ali ihn ab. Später, als Thorsten einen eigenen Wagen bekam, fuhr er nach der Arbeit nur noch zum Duschen in´s Hotel und direkt weiter nach Maracay. Er tauchte dann morgens kurz vor sechs wieder auf, um sich umzuziehen. Irgendwann war er dann quasi bei Ali eingezogen. Das Zimmer im Hotel behielt er, falls seine Frau anrufen sollte. Abwesenheit kann man erklären, einen Auszug nicht so ohne weiteres.
Man kann sagen, was man will: die Beziehung tat ihm gut. Er wurde offener, lustiger, genoss das Leben. Morgens schwang er pfeifend seine Frühstücksbox mit mundgerecht geschnittenem Obst und Broten, die ihm Ali zurecht gemacht hatte. Dazu seine Milch und was er sonst noch so gerne mochte. Sie verwöhnte ihn in jeder Beziehung. Als er einmal auf seine Frau angesprochen wurde, meinte er nur lakonisch: „Was willst Du mit einem Ackergaul, wenn Du ein Rennpferd haben kannst?“ Wow, reichlich starker Tobak! Aus dem Paulus war ein Saulus geworden.
Beiden wurde klar, dass er so nicht ewig bleiben könne. Irgendwann wäre sein Job getan und sein Aufenthalt beendet. Ali fing an ihn zu bedrängen seine Frau zu verlassen. Der Klassiker. Nur, von Sonne und Strand allein kann man nicht leben. So weit Europäer ist er denn dann doch, trotz Karibikinfektion, geblieben. Ganz der Geschäftsmann entschloss sich Thorsten daher, in Maracay eine Zweigniederlassung von See aS aufzubauen. So könne er immer wieder für längere Zeit zurückkommen und vielleicht irgendwann ganz bleiben. Er mietete Büroräume, heuerte neben Ali als Geschäftsführerin einen Vertriebsmann und zwei Programmierer an. Da die Programmierer billig waren, könnte er sie auch für Aufträge der Mutterfirma einbinden und damit seine Wettbewerbssituation in Deutschland verbessern. Dass die ersten Aufträge auf sich warten ließen, störte nicht besonders. Man musste sich schließlich erst etablieren und bürokratische Hindernisse nehmen.
Eine ganze Zeit lang ging das Konzept, auch nachdem wir anderen schon lange wieder in Deutschland waren, auf. Dann, nach etwas mehr als zwei Jahren stürzte sein Kartenhaus zusammen. Carla bekam die Bestätigung für seine Affäre. Was sie seit langem vermutete, wurde Gewissheit und sie drohte mit Scheidung. See aS-Maracay warf noch immer keine Gewinne ab. Im Gegenteil. Er musste schließen. Damit fiel
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