Karibik Träume... und zwei Leichen
Zustimmendes Gemurmel setzte ein. Dann war ich an der Reihe. Der Besuch dauerte etwa fünf Minuten. So nach dem Motto: A ja, wie ich sehe, leben Sie noch Herr Larsen. Noch nichts gefunden? Schade, bei Ihrer Qualifikation. Kann ich mir gar nicht erklären. Aha! Schön, dass Sie Bewerbungen geschrieben haben. Hier habe ich noch etwas für Sie. Könnte etwas für Sie sein. Melden Sie sich wieder. Tschüss. Mit zwei Blättern in der Hand, die Informationen zu offenen Stellen enthielten, trat ich wieder auf den Gang. Nicht, dass ich mich beschweren möchte. Nein. Die Leute hier machen auch nur ihren Job. Und dass es hier etwas unpersönlich zugeht? - Tauschen möchte ich jedenfalls nicht mit ihnen.
Ich trat wieder hinaus in die Sonne. An meinem Motorrad hing ein kleiner Zettel, bedruckt mit einem Halteverbotsschild und dem Text: „Nach Paragraf Bla, bla, bla haben sie verkehrswidrig geparkt. Sie hören von uns. Mit freundlichsten Grüßen, Ihre Stadt Essen“. Ich zerknüllte das Ticket und warf es achtlos auf den Boden. Neuerdings brachen die Politessen das ungeschriebene Gesetz, dass Motorräder überall ungestraft parken durften. Sie Sitten verrohten zusehends. Ich stopfte meine wertvollen Stellenausschreibungen in die Jeansjacke und fuhr den Weg, den ich gekommen war, wieder zurück. Zuhause angekommen nahm ich die Post aus dem Briefkasten. Ein schwarz umrandeter Umschlag. Donnerwetter, das war aber schnell gegangen. Oben in der Wohnung öffnete ich ihn. „In stiller Trauer nehmen wir Abschied“. Es folgten Thorsten´s Name, seine Geburts- und Todesdaten und eine Liste von ihm nahe stehenden Personen. Viele waren es nicht. Carla, ihre Eltern und Geschwister (Hm? Ich dachte, die gucken sich mit dem Arsch nicht mehr an?) und ein Bruder von ihm. Und die Mutter? Ich erinnerte mich. Stimmt, sie war gestorben, als er drüben war. Er hatte noch kämpfen müssen, um kurzfristig zurückfliegen zu dürfen. Alles Weitere war dann an Carla hängen geblieben. Haushalt auflösen und das Haus in MeckPomm verkaufen. Ich las weiter. Ort und Zeit des Gottesdienstes, der Trauerfeier und Beerdigung. Westfriedhof? Der liegt doch am Rhein-Herne-Kanal. Wieso da denn? Das war aber ein ganzes Stück von Königshart entfernt. Ich zuckte die Achseln. Wird schon Gründe geben. Vielleicht ist dort die Familiengruft von Carla´s Familie. Es steckte noch ein Extrakärtchen im Umschlag. Die Einladung zum Kaffeetrinken „Im Anker“, einem Café auf der anderen Seite des Kanals, nach der Beerdigung.
Ich legte den Umschlag beiseite und packte den Laptop aus. Ich hatte noch etwas zu tun. Ich nahm die beiden DIN A4 Papiere vom Arbeitsamt aus der Jacke. Bewerbungen schreiben. Die angebotenen Jobs waren nicht das, was ich gerne machen wollte. Aber ich wollte mir nicht Untätigkeit oder mangelnde Kooperation vorwerfen lassen. … Aber erst mal E-Mails lesen. Ich ging online. Spam. Haufenweise. Woher die meine Adresse hatten. Ich löschte den Müll. Moment mal. War da nicht was von Ali dazwischen? Ich klickte auf das Symbol vom Papierkorb. Ich hatte richtig gesehen. Doppelklick.
„ Hola Lobo. Gracias por llamar. “ Ich las weiter. Sie musste gestern Abend, als ich bei meiner Mutter war, noch angerufen haben. Oh, oh. Sie kündigte ihr Kommen an. Flugdaten. Düsseldorf mit der KLM. Ich sah auf das Datum auf meiner Uhr. Das war ja schon morgen. Wie spät? Ich rechnete sechs Stunden von unserer Zeit ab. Demnach war sie jetzt schon auf dem Weg zum Flughafen. Ich konnte sie vielleicht noch anrufen und versuchen es ihr auszureden. Aber, wer innerhalb von ein paar Stunden Geld auftreibt und den Flug organisiert, lässt sich bestimmt durch ein Telefonat nicht abhalten. Ich kappte die Verbindung und griff aufgeregt zum Hörer.
„Schmitt“, meldete sich Carla mit matter Stimme.
„Carla. Hier Martin. Wie geht es Dir heute?“ Ich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch.
„Danke. Ich habe nicht viel geschlafen. Sonst… Na ja, kannst Du Dir denken.“
„Carla. Wir haben ein Problem. – Ich habe Ali angerufen, wie Du wolltest.“
„Und?“
„Sie will zur Beerdigung kommen.“
Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie schluckte. Schließlich sagte sie: „Unsinn. So schnell bekommt sie keinen Flug.“
Ich hörte auf zu trommelte. „Carla! -- Sie hat schon einen und ist auf dem Weg zum Flughafen.“
Sie überlegte nicht lange: „Ruf´ sie an und rede es ihr aus.“
Na klasse! „Habe ich
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