Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
Vom Netzwerk:
aber so was ist schon `ne Nummer größer.“
      „Hm, hm,“ brummelte ich zustimmend.
      „Scheiß Gefühl, wenn dir der Arzt sagt, dass du zu zwanzig Prozent nicht wieder wach wirst.“
      „Kann ich mir vorstellen.“ Konnte ich das wirklich?
      „Na ja. Jedenfalls bin ich wieder wach geworden.“ Er grinste.
      „Wie man sieht.“ Wir lachten.
      Dann wurde er wieder ernst. „Ja, aber seitdem achte ich auf jedes, noch so kleine, Stechen und Zwicken und kriege fast Panik, weil ich denke, dass es wieder losgeht. – Und du hast Angst, dass du was verpasst. Du saugst alles auf und, wie ich schon sagte, lebst intensiver.“ Er zog wieder an der Zigarette und betrachtet sie nachdenklich. „Sollte ich auch lassen!“ Er zwang sich ein Lächeln auf ´s Gesicht. „Schmeckt aber zu gut.“
      Wir sahen schweigend einem Paraglider hinterher. Sein regenbogenfarbiger Schirm hob sich gegen das Blassblau des Himmels und den paar hohen Schleierwolken ab.
      „Meine Frau hat mir sehr geholfen. Und ich habe meinen Glauben wiedergefunden.“ Er sah mich von der Seite an. „Bist Du religiös?“
      „Nee,“ ich kniff die Augen zusammen. „Und versuch´ erst gar nicht mich zu bekehren.“
      „Keine Sorge. Das muss aus dir selber kommen.“ Er warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Ich habe erkannt, dass es Sinn macht nach den Geboten Gottes zu leben.“ Er steckte die Hände in die Taschen. „Kennst Du die sieben Todsünden?“ Er wartete meine Antwort nicht ab. „Ich versuche sie zu vermeiden.“ Ein Moralapostel. Na ja. Jedem das seine. Er drehte sich zum Wagen. „Komm´. Lass uns weiterfahren.“ Ein wenig verdutzt folgte ich ihm.
     
      Wir reihten uns wieder in den nun stärkeren Verkehr ein. Die Vegetation änderte sich. Bäume tauchten auf, durchzogen von Nebelschwaden. Die Schwarzwälder mussten sich hier wohlgefühlt haben. Mich erinnerte es an die Ardennen und das Sauerland. Oben im Ort angekommen, hatten wir zuerst Schwierigkeiten einen Parkplatz zu finden. Rappelvoll mit Wochenendtouristen, die frisches Obst kaufen wollten, das an vielen kleinen Verkaufsständen längs der Straßen angeboten wurde. Oder Kuckucksuhren (kein Witz!) und sonstige Souvenirs. Oder das zu sehen bekommen wollten, was sie für Deutsch hielten. Kein Wunder, dass viele glauben, dass wir uns nur von Sauerkraut ernähren, den ganzen Tag in Lederhose und Dirndl `rumrennen, und dass alle unsere Häuser aus Fachwerk bestehen. Wer das Klischee sucht, findet es hier. Willkommen in Disneyland!
      Wir jedenfalls hatten unseren Spaß. Im ältesten Haus am Platz, dem Cafe Muhstall“ assen wie Plato Aleman . Sauerkraut, Kassler, Salzkartoffeln und Würste, die ich bei uns noch nie gesehen hatte. Nun gut. Meinen letzten Schwarzwaldbesuch hatte ich mit zehn. Während von der Fachwerkkirche hinter uns aus Lautsprechern die Melodie von „Big Ben“ plärrte, schoben wir zum Nachtisch die Erdbeertorte hinterher. Wir machten noch eine Runde durch das Dorf und begaben uns dann auf den Rückweg. Es war natürlich die Zeit, zu der alle fuhren. Stop and go Verkehr in hügeligem Gelände. Leider hat der Blazer genauso eine bescheuerte Handbremse wie ein Mercedes. Also, Fußpedal zum Feststellen und Lösen mit Handknauf. Gezieltes Anfahren am Berg mit dosiertem Loslassen der Bremse ist nicht. Und vier Pedale sind auch etwas gewöhnungsbedürftig. Ich fing an die Karre zu verfluchen. Thorsten hatte das Fenster heruntergekurbelt und paffte, den Bauch voll, gemütlich vor sich hin. Er war mit Gott und der Welt zufrieden. Auf dem Weg nach La Victoria erzählte er mir, dass er eigentlich gar nicht nach Venezuela kommen wollte und schweren Herzens von seiner Frau Abschied genommen hatte. Aber die Geschäfte liefen schleppend und er brauchte Geld. Vielleicht ergab sich ja hieraus ein Anschlussauftrag durch unsere Firma?
      Er erzählte, dass See aS außer ihm aus einem weiteren Programmierer, der während seiner Abwesenheit als Geschäftsführer agierte, einem Hardwareplaner, einem festangestellten Meister für die Werkstatt und seiner Frau bestand. Alle weiteren Kräfte wurden bei Bedarf rekrutiert. Der Firmensitz mit Büros, Werkstatt und Lager war im Industriegebiet am Oberhausener Kaisergarten. Er arbeitete im lockeren Verbund mit anderen kleinen Firmen, die sich, wenn größere Aufträge abzuwickeln waren, zusammenschlossen. Ich konnte ihm natürlich keine Zusagen machen, versprach ihm aber, ihn bei Anfragen zu

Weitere Kostenlose Bücher