Karibische Affaire
es!«
»Ach ja«, sagte Evelyn leichthin. »Aber das tut er bei allen. Greg ist nun einmal so, das bedeutet weiter nicht viel. Es gehört einfach zu seiner betont männlichen Art.«
»Bedeutet dir Greg etwas, Evelyn? Ich möchte die Wahrheit wissen.«
»Greg? – Ich habe ihn ganz gern – er unterhält mich. Er ist ein guter Freund.«
»Mehr nicht? Ich würd’ es zu gern glauben!«
»Ich sehe wirklich nicht ein, was daran für dich so wichtig ist«, sagte Evelyn trocken.
»Ja, ich weiß – das hab’ ich verdient.«
Evelyn ging zum Fenster, sah durch die Veranda hinaus und kam wieder zurück. »Edward, jetzt sag mir, was dich wirklich so durcheinanderbringt.«
»Ich hab’ es dir schon gesagt.«
»Das bezweifle ich.«
»Vielleicht kannst du nicht verstehen, wie unbegreiflich einem eine solche vorübergehende Verrücktheit erscheint, sobald man darüber hinweg ist.«
»Ich kann es ja versuchen! Aber weit mehr Sorgen macht mir jetzt die Tatsache, dass Lucky dich irgendwie in der Hand hat. Sie ist nicht eine von denen, die man einfach ablegt. Sie ist ein Raubtier, das Krallen hat. Du musst mir die Wahrheit sagen, Edward, wenn du willst, dass ich dir beistehe.«
»Wenn ich sie nicht bald aus den Augen habe, bringe ich sie noch um«, sagte Edward mit unterdrückter Stimme.
»Umbringen, Lucky? Warum?«
»Für das, wozu sie mich gebracht hat – «
»Wozu hat sie dich gebracht!«
»Zur Mithilfe bei einem Mord.«
Die Worte waren ausgesprochen. Es war ganz still. Evelyn starrte ihn an.
»Ist dir bewusst, was du da sagst?«
»Durchaus. Ich hatte damals ja keine Ahnung. Sie bat mich lediglich, ihr aus der Apotheke Verschiedenes mitzubringen – aber ich hatte wirklich nicht die leiseste Ahnung, wozu sie es brauchte. Sie ließ mich ein Rezept, das sie besaß, abschreiben…«
»Wann war das?«
»Vor vier Jahren. Wir waren damals in Martinique. Damals, als – als die Frau von Greg – «
»Du meinst Gregs erste Frau – Gail? Und dass Lucky sie vergiftet hat?«
»Ja. Und ich hab’ ihr dabei geholfen. Als mir das klar wurde – «
Evelyn unterbrach ihn.
»Als dir das klar wurde, da hat Lucky dich darauf aufmerksam gemacht, dass du das Rezept geschrieben, dass du die Präparate geholt hattest und dass ihr nun im gleichen Boot sitzen würdet! Stimmt’s?«
»Ja. Sie habe es aus Mitleid getan, sagte sie. Gail habe schon solche Schmerzen gelitten, dass sie Lucky angefleht habe, etwas zu besorgen, um ein Ende zu machen.«
»›Tötung auf Verlangen‹, ich verstehe. Und das hast du geglaubt?«
Edward Hillingdon schwieg einen Augenblick. Dann sagte er:
»Eigentlich nicht – ich wollte es nur glauben – weil ich in Lucky verliebt war.«
»Und später, als sie Greg geheiratet hatte – hast du’s da immer noch geglaubt?«
»Da habe ich mich dazu gezwungen.«
»Und wie viel hat Greg davon gewusst?«
»Überhaupt nichts.«
»Das ist kaum glaublich!«
Jetzt brach es aus Edward Hillingdon: »Evelyn!«, rief er, »ich muss das alles loswerden! Diese Frau wirft mir noch immer vor, was ich getan habe. Sie weiß genau, dass ich mir nichts mehr aus ihr mache. Ja, ich bin schon so weit, dass ich sie hasse! Aber sie hat mich an sich gefesselt durch das, was wir gemeinsam begangen haben!«
Evelyn ging im Zimmer auf und ab. Dann blieb sie stehen und blickte Edward an.
»Das ganze Unglück bei dir, Edward, ist deine lächerliche Empfindlichkeit, und dass du so unglaublich leicht beeinflussbar bist! Dieses Teufelsweib hat dich genau dort, wo sie dich haben will, indem sie dein Schuldgefühl gegen dich ausspielt. Und ich sage dir einfach, wie es schon in der Bibel steht, die Schuld, die dich bedrückt, ist die Schuld des Ehebruchs – und keine Blutschuld! Schuldig hat dich nur dein Verhältnis mit Lucky gemacht, aber ihr ist es gelungen, dich auch noch zum Handlanger ihres Mordplans zu machen, sodass du dich jetzt als ein Mitschuldiger fühlst! Der bist du aber nicht!«
»Evelyn…« Er trat auf sie zu.
Sie trat zurück und blickte ihn prüfend an.
»Ist das alles auch wirklich wahr, Edward? Oder hast du’s nur erfunden?«
»Evelyn! Warum um alles in der Welt sollte ich das!«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte Evelyn langsam, »es ist vielleicht nur – weil ich kaum mehr jemandem traue. Und weil – ach, ich weiß es selbst nicht – wahrscheinlich bin ich schon so weit, dass ich die Wahrheit gar nicht mehr sehe!«
»Komm, lassen wir alles hinter uns – fahren wir heim nach England!«
»Ja, das werden
Weitere Kostenlose Bücher