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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wir. Aber nicht jetzt.«
    »Warum nicht?«
    »Wir müssen weitermachen wie bisher – wenigstens noch jetzt. Es ist von Bedeutung, verstehst du, Edward? Und Lucky darf überhaupt nicht merken, was wir vorhaben – «

13
     
    D er Abend ging seinem Ende zu. Die Kapelle legte immer längere Pausen ein. Tim stand am Rande des Speisesaals und sah auf die Terrasse hinaus. Dann löschte er die Lichter auf den leergewordenen Tischen.
    Eine Stimme sagte hinter ihm: »Tim, kann ich einen Augenblick mit Ihnen sprechen?«
    Tim Kendal fuhr zusammen. »Hallo, Evelyn! Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Evelyn blickte sich um. »Kommen Sie, setzen wir uns für einen Moment an den Tisch dort!«
    Sie schritt voraus zu einem Tisch am anderen Terrassenende, außer Hörweite der Gäste.
    »Tim, seien Sie bitte nicht böse, dass ich davon spreche, aber ich mache mir Sorgen um Molly.« Sofort änderte sich seine Miene. »Was soll mit Molly sein?«, fragte er steif. »Es geht ihr gar nicht gut. Sie ist ja ganz durcheinander!«
    »Ja, in letzter Zeit ist sie bei jedem Anlass gleich ganz verstört.«
    »Ich glaube, sie sollte sich untersuchen lassen!«
    »Ja, ich weiß, aber sie will nicht. Sie will absolut nicht.«
    »Aber warum will sie keinen Arzt konsultieren?«
    »Ja nun«, sagte Tim vage, »das kommt manchmal vor, wissen Sie. Manche Leute fürchten sich dann zu sehr vor sich selbst.«
    »Aber Sie machen sich doch auch Sorgen darüber, nicht wahr, Tim?«
    »Jawohl, ja, das schon.«
    »Und wenn jemand aus Mollys Verwandtschaft herkäme und bei ihr bliebe – ginge das?«
    »Nein. Das würde alles noch ärger machen. Noch viel ärger!«
    »Was ist denn da los – ich meine, mit ihrer Familie?«
    »Oh, das ist so eine Sache. Wahrscheinlich ist Molly nur überempfindlich. Sie hat sich mit ihrer Verwandtschaft nie so recht vertragen – besonders mit ihrer Mutter nicht. Die ganze Familie ist ein bisschen verdreht, und Molly hat sich beizeiten von ihr getrennt. Ich kann ihr da nur Recht geben.«
    Zögernd sagte Evelyn: »Nach dem zu schließen, was sie mir erzählt hat, scheint sie Bewusstseinsstörungen gehabt zu haben und auch Angst vor den Leuten. Beinahe so etwas wie Verfolgungswahn.«
    »Hören Sie mir auf!«, sagte Tim ärgerlich. »Verfolgungswahn! Das sagt sich so leicht! Und das alles nur deshalb, weil – nun gut, ja sie ist vielleicht ein bisschen übernervös. Die neue, ungewohnte Umgebung hier draußen, all die schwarzen Gesichter – wissen Sie, manchmal werden die Leute ganz komisch hier.«
    »Aber doch sicher nicht eine junge Frau wie Molly!«
    »Oh, wer kann schon sagen, wovor die Leute sich fürchten! Die einen können mit einer Katze nicht im gleichen Zimmer sein, und andere fallen schon in Ohnmacht, wenn ihnen eine Raupe auf die Kleider fällt.«
    »Ich rede wirklich nicht gern davon – aber meinen Sie nicht, sie sollte vielleicht – nun, zu einem Psychiater gehen?«
    »Auf gar keinen Fall!« Tim war richtig aufgebracht. »Solche Leute pfuschen mir nicht an ihr herum! Ich halte nichts von ihnen, die machen es nur noch ärger! Die haben schon ihre Mutter auf dem Gewissen…«
    »Also gab es solche Schwierigkeiten in der Familie, nicht wahr? Ich meine einen Fall von« – sie wählte das Wort sorgfältig – »Labilität.«
    »Darüber möchte ich nicht reden – ich habe sie aus all dem herausgeholt, und sie war völlig in Ordnung. Momentan hat sie eben nervöse Zustände… Aber dass die nicht vererblich sind, weiß doch heute jedes Kind! Das sind alles verschrobene Ansichten. Molly ist völlig gesund! Wissen Sie, was ich glaube? An allem ist nur dieser vertrackte Tod des alten Palgrave schuld!«
    »Ach so«, sagte Evelyn nachdenklich. »Aber da war doch nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste?«
    »Natürlich nicht. Aber es ist eben doch ein Schock, wenn jemand so plötzlich stirbt.«
    Er sah so unglücklich und verzweifelt aus, dass es Evelyn ins Herz schnitt. Sie fasste nach seinem Arm.
    »Nun, Sie werden es selbst am besten wissen, Tim –, aber wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann – ich könnte Molly zum Beispiel mitnehmen – wir könnten nach New York fliegen oder nach Miami oder sonst wohin, wo es erstklassigen ärztlichen Rat gibt.«
    »Das ist wirklich lieb von Ihnen, Evelyn, aber Molly ist gar nicht krank. Sie wird das alles von sich aus überwinden.«
    Zweifelnd schüttelte Evelyn den Kopf. Dann wandte sie sich langsam ab und blickte die Terrasse entlang. Schon hatten die meisten Gäste ihre Bungalows

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