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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einem Gewohnheitsmörder aus?«
    »Sie meinen so wie Smith, der ›Badewannenmörder‹, nicht wahr?«
    »So wie ich es sehe«, sagte Miss Marple, »und nach allem, was ich gehört und gelesen habe, fühlt sich ein Mann, der ungestraft einen Mord begehen konnte, leider Gottes zu neuen Taten ermuntert. Er glaubt, seine Schlauheit schließe jedes Risiko aus, und so tut er es wieder. Und schließlich, wie beim ›Badewannenmörder‹ Smith, wird es ihm zur Gewohnheit. Jedes Mal an anderem Ort und unter anderem Namen. Nur das Verbrechen ändert sich nicht. So sehe ich es – aber ich kann mich auch irren.«
    »Können schon – aber glauben tun Sie’s nicht!«, bemerkte Mr Rafiel schlau.
    Ohne darauf einzugehen, fuhr Miss Marple fort: »Trifft das alles zu, und hat dieser Mann hier draußen schon alles für einen Mord vorbereitet, um, sagen wir, eine weitere Frau loszuwerden; ist das schon sein drittes oder viertes Verbrechen dieser Art, nun, dann wäre die Geschichte des Majors für ihn von höchster Bedeutung! Er könnte sich keinerlei Hinweise auf ähnliche Fälle leisten. Sie erinnern sich vielleicht, dass Smith auf die gleiche Weise erwischt wurde. Die näheren Umstände eines Verbrechens erregten damals die Aufmerksamkeit eines Lesers, der es mit den Zeitungsausschnitten eines anderen Falles verglich. Sie verstehen also, nicht wahr, dass ein Verbrecher, falls er seine Tat schon vorbereitet hat und sie binnen Kurzem ausführen will – dass er dann einen Major Palgrave nicht herumgehen, andauernd diese Geschichte erzählen und das Foto herumzeigen lassen kann.«
    Sie hielt inne und blickte Mr Rafiel viel sagend an. »Er musste etwas dagegen tun, und zwar so rasch als möglich!«
    »Also noch in der Nacht des nämlichen Tages, hm?«
    »Jawohl«, sagte Miss Marple.
    »Rasche Arbeit«, sagte Mr Rafiel, »aber es war zu machen. Die Pillen in Palgraves Zimmer gestellt, das Gerücht von seiner Krankheit ausgestreut – und einen Schuss von unserem Zwölfsilbengift in einen Plantagen-Punsch! So meinen Sie es doch?«
    »Ja – aber das ist längst vorbei. Das macht uns kein Kopfzerbrechen mehr. Wichtig ist nur die Zukunft, das Heute! Da Major Palgrave beseitigt und das Foto vernichtet ist, wird nichts den Mann aufhalten, seinen Mordplan auszuführen!«
    Mr Rafiel pfiff durch die Zähne. »Das haben Sie sich aber sehr genau ausgetüftelt, was?«
    Miss Marple nickte. Und mit ganz ungewöhnlich fester, beinahe kategorischer Stimme erklärte sie: »Und diesen Mord müssen wir verhindern. Müssen Sie verhindern, Mr Rafiel!«
    »Ich?«, staunte Mr Rafiel. »Warum gerade ich?«
    »Weil Sie über Reichtum und Einfluss verfügen«, sagte Miss Marple schlicht. »Was Sie sagen oder anregen, wird man zur Kenntnis nehmen. Auf mich würde kein Mensch hören. Mich würde man abtun als komische Alte, die an Hirngespinsten leidet.«
    »Das ist gut möglich«, sagte Mr Rafiel. »Dumm genug wären die Leute dazu. Freilich muss ich sagen, dass keiner, der Ihr übliches Gequatsche anhört, glauben würde, Sie hätten auch nur einen Funken Verstand im Kopf. Dabei denken Sie wirklich logisch, was nur sehr wenige Frauen können.«
    Mr Rafiel versuchte, seine unbequeme Stellung zu wechseln.
    »Wo zum Teufel bleiben Esther und Jackson?«, sagte er. »Sie sollen mich anders setzen! Nein, nicht Sie, Miss Marple, Sie sind zu schwach! Was die beiden sich nur vorstellen, mich so allein zu lassen!«
    »Ich werde sie holen gehen.«
    »Nein, das werden Sie nicht. Sie bleiben hier – und denken es bis zum Ende durch: Wer von den dreien ist es? Der unvergleichliche Greg? Edward Hillingdon, das stille Wasser? Oder mein Bursche Jackson? Einer von den dreien muss es doch sein – oder nicht?«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Miss Marple.
    »Was wissen Sie nicht? Worüber haben wir die ganze Zeit gesprochen?«
    »Mir ist eingefallen, dass ich mich doch geirrt haben könnte.«
    Mr Rafiel traute seinen Ohren nicht.
    »Also doch nur Geschwätz!«, rief er verärgert. »Und dabei waren Sie Ihrer Sache so sicher!«
    »Oh, ich bin sicher – soweit es den Mord betrifft. Aber der Mörder macht mir Kopfzerbrechen. Ich bin nämlich draufgekommen, dass Major Palgrave mehr als eine Mordgeschichte auf Lager hatte. Sie haben mir selbst gesagt, er habe Ihnen eine ganz andere erzählt – mit so einer Art Lucrezia Borgia – «
    »Ja, stimmt. Das hat er. Aber die war von ganz anderer Art.«
    »Ich weiß. Und Mrs Walters hat er von jemandem erzählt, der in einem Gasofen

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