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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder zu Gregs Frau, zu dieser Lucky? Schöner Sauhaufen!«
    Ein diskretes Husten ließ sich hören: Arthur Jackson stand an Mr Rafiels Seite. Er war so leise herzugetreten, dass niemand sein Kommen bemerkt hatte.
    »Zeit für Ihre Massage, Sir«, sagte er.
    Sofort zeigte Mr Rafiel schlechte Laune.
    »Was ist denn das nun wieder, sich so an mich heranzuschleichen und mich zu erschrecken? Ich hab’ Sie überhaupt nicht kommen hören!«
    »Das tut mir wirklich leid, Sir.«
    »Ach, ich brauche Ihre Massage heute nicht! Sie ist ohnedies für die Katz’!«
    »Oh, bitte, Sir, das dürfen Sie nicht sagen!« Jackson war voll beruflichen Eifers. »Sie würden nur zu bald merken, wie es ohne Massage ist!« Geschickt rollte er Mr Rafiels Stuhl hinein.
    Miss Marple erhob sich, lächelte Esther zu und begab sich zum Strand hinunter.

17
     
    A n diesem Morgen war der Strand ziemlich leer. Greg tummelte sich wie üblich lärmend im Wasser, Lucky lag am Strand, das Gesicht nach unten, den gebräunten Rücken gut eingeölt, das Blondhaar über die Schultern gebreitet. Von den Hillingdons war nichts zu sehen. Señora de Caspearo, umgeben von ihrem üblichen Herrenanhang, lag auf dem Rücken und sprach unbeschwert ihr kehliges Spanisch. Einige französische und italienische Kinder spielten und lachten am Uferrand, und über all das wachten in ihren Strandstühlen der Kanonikus und Miss Prescott, seine Schwester. Der Kanonikus hatte den Hut über die Augen gezogen und döste vor sich hin. Neben Miss Prescott stand ein freier Stuhl. Miss Marple steuerte darauf zu und ließ sich hineinfallen.
    »Ach du lieber Gott«, sagte sie und seufzte tief auf.
    »Ja, ja«, sagte Miss Prescott.
    Sie gedachten des gewaltsamen Todes von Victoria Johnson.
    »Das arme Mädchen«, sagte Miss Marple.
    »Sehr traurig«, sagte der Kanonikus. »Wirklich bejammernswert.«
    »Im ersten Moment«, sagte Miss Prescott, »haben Jeremy und ich wahrhaftig an Abreise gedacht – aber wir sind dann davon abgekommen. Es wäre den Kendals gegenüber wirklich nicht anständig gehandelt! Schließlich ist es ja nicht ihre Schuld – das hätte überall passieren können.«
    »Rasch tritt der Tod den Menschen an – « deklamierte der Kanonikus feierlich.
    »Wissen Sie«, sagte Miss Prescott, »es ist ja so wichtig, dass sie mit diesem Hotel Erfolg haben. Ihr ganzes Bargeld haben sie hineingesteckt!«
    »Eine reizende junge Frau«, sagte Miss Marple, »aber ein bisschen mitgenommen in letzter Zeit.«
    »Sehr nervös«, stimmte Miss Prescott bei. »Ist ja auch kein Wunder – bei dieser Familie – « sie schüttelte den Kopf.
    »Ich muss schon sagen, Joan«, sagte der Kanonikus vorwurfsvoll, »über gewisse Dinge – «
    »Das ist allgemein bekannt«, sagte Miss Prescott. »Ihre Familie lebt in unserer Gegend. Und merkwürdig: Eine Großtante und einer der Onkel, beide haben sich in einer Untergrundbahnstation nackt ausgezogen. Green Park war es, glaube ich.«
    »Joan, so etwas erzählt man nicht weiter!«
    »Sehr traurig«, sagte Miss Marple kopfschüttelnd, »obwohl das eine relativ häufige Form von Verrücktheit sein dürfte. Ich weiß noch, als wir für die Armenierhilfe arbeiteten, hatte ein höchst achtbarer älterer Geistlicher solch einen Anfall. Man rief damals seine Frau an, die sofort kam, ihn in eine Decke wickelte und per Taxi heimtransportierte.«
    »Mit Mollys engerer Familie ist aber alles in Ordnung«, sagte Miss Prescott. »Zwar war Mollys Verhältnis zu ihrer Mutter immer gespannt, aber das kommt bei den Mädchen heutzutage ziemlich oft vor.«
    »Jammerschade«, sagte Miss Marple kopfschüttelnd. »So ein junges Ding braucht nun einmal die fürsorgliche Hand der Mutter!«
    »Das sag’ ich ja auch«, betonte Miss Prescott. »Wissen Sie, Molly hat sich da mit einem Mann eingelassen – unmöglich soll der gewesen sein!«
    »Ja, so was hört man oft«, sagte Miss Marple.
    »Die ganze Familie war natürlich dagegen! Molly hatte Zuhause nichts gesagt, sie erfuhren es erst von anderer Seite. Ihre Mutter bestand natürlich darauf, sie müsse ihn mitbringen, damit alles seine Ordnung habe, aber Molly soll das abgelehnt haben. Sie sagte, er sei ja kein Pferd, und es sei erniedrigend, ja beleidigend, ihn auf diese Weise der Familie vorzuführen.«
    Miss Marple seufzte. »Ja – der Umgang mit jungen Leuten erfordert sehr viel Takt«, murmelte sie.
    »Jedenfalls, so war es! Und sie haben ihn ihr verboten.«
    »Aber das kann man doch heute nicht mehr tun«, sagte

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