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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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spendierte sie den Jungen Eis und Sprudel nach Wahl. Für sich selbst bestellte sie ein Kännchen Kaffee und ein Stück Sandtorte.
    Eine Zeitlang machte sie nun einen sorglosen und zufriedenen Eindruck. Aber bevor sie die zweite Tasse Kaffee getrunken hatte, gruben unangenehme Gedanken aufs neue tiefe Falten in ihre Stirn.
    „Sagt mal“, wandte sie sich an die Jungen, „ohne Hauptsicherung gibt es gar keinen Strom in meiner Wohnung?“
    Karl nickte.
    „Alle Geräte sind ausgeschaltet?“
    „Jawohl“, sagte Karl. „Der Fernseher, das Radio, die Waschmaschine und alles.“
    „Auch der Kühlschrank?“
    „Selbstverständlich“, versicherte Karl. „In Ihrer Wohnung kann nun nichts mehr passieren.“
    „Ein Kühlschrank ohne Strom kühlt doch nicht mehr, nicht wahr?“ fragte die Frau unsicher.
    „Natürlich nicht!“
    „O Gott, dann verderben ja meine beiden Suppenhühner!“
    „Nun machen Sie aber mal einen Punkt!“ rief Egon. „Das ist doch wirklich nicht weiter schlimm!“
    „Das ganze Haus riecht, wenn Fleisch verdirbt“, sagte Frau Knechting unglücklich.
    „Na, wenn schon“, sagte Karl. „Gestank kann man zum Fenster ‘rauslassen, Feuer aber nicht. Wäre es Ihnen lieber, die Hühner zu retten und das Haus abbrennen zu lassen?“ Die alte Frau schüttelte den Kopf und rührte hilflos in ihrer Kaffeetasse.
    Da zwinkerte Guddel seinen Freunden zu und sagte: „Sie haben doch die Suppenhühner gar nicht gekauft, weil sie zu fett waren!“
    Frau Knechting sah ihn an, dachte nach und strahlte dann von einem Ohr zum andern.
    „Natürlich!“ rief sie. „Sie waren zu fett, jawohl! Ach, bin ich erleichtert!“
    Die Jungen standen nun auf, gaben ihr die Hand und gingen wieder aufs Deck.
    „Laßt uns bloß abhauen“, sagte Karl leise. „Bestimmt fällt ihr gleich ein, daß sie statt der Suppenhühner Mastenten gekauft hat, und dann müssen wir noch mal mit dem bärbeißigen Herkenströtter telefonieren.“
     

 
    Pünktlich um neunzehn Uhr legten sie in Hannoversch Münden an. Tante Hannelore stand an der Pier. Sie trug ein graues Reisekostüm und sah sehr sportlich aus.
    „Ihr habt euch genau die richtige Zeit für euren Besuch ausgewählt“, sagte sie. „Ich habe nämlich morgen dienstfrei, da können wir gemeinsam etwas unternehmen.“
    Sie bat die großen Jungen, doch auch einfach Tante Hannelore zu ihr zu sagen, und führte ihre Gäste in die Petersilienstraße, wo sie eine gemütliche Dreizimmerwohnung besaß. Sie hatte ein großes Essen vorbereitet und im Bratofen warm gehalten.
    Mit wenigen Handgriffen deckte sie den Tisch, zündete zwei Kerzen an und forderte alle auf, mit der Mahlzeit zu beginnen.
    „Leben Sie hier ganz allein?“ fragte Egon zwischen Fleisch und Salat.
    Tante Hannelore nickte, und Rolf erklärte hilfreich: „Ihr Mann ist weggelaufen, müßt ihr wissen, vor zwei Jahren. Der war ganz doof. Jedes Jahr wollte er ein neues Auto, dabei war das alte auch immer noch neu. Ehrenfried hieß er, das ist schon so ‘n doofer Name. Onkel Ehrenfried! Das klingt überhaupt nicht.“
    Tante Hannelore errötete.
    „Jaja“, sagte sie, „Ehrenfried hieß er“. Mehr nicht.
    Die Jungen beugten sich über ihre Teller und fragten nicht weiter.
    Nach dem Essen zeigte die freundliche Gastgeberin ihnen die Weserliedanlage und führte sie durch die mittelalterliche Stadt. Als sie das Rathaus bewunderten, sagte Rolf: „Hier auf dem Parkplatz stand Tante Hannelores Wagen, mit dem der doofe Ehrenfried verduftet ist.“
    Da fiel Egon die weggelaufene Christa aus Minden ein. „Tante Hannelore“, fragte er, „können wir nicht morgen mit dem Auto nach Kassel fahren?“
    „Natürlich können wir das!“ antwortete die. „Ihr wollt sicherlich auf die Wilhelmshöhe, den Herkules sehen und die Wasserspiele?“
    „Nein, eigentlich wollen wir etwas ganz anders erledigen. Wir müssen einen Ausländer suchen, der mit einem Mädchen aus Minden durchgebrannt ist.“
    „Aha“, machte Tante Hannelore. „Wißt ihr denn seinen Namen?“
    „Wir wissen nur, daß er Jugoslawe ist und sehr groß sein soll“, sagte Karl.
    „Hm, viel ist das nicht, aber wir können es ja versuchen. Den Namen des Mädchens kennt ihr aber?“
    „Ja“, antwortete Guddel. „Christa Klingeberg.“
    Sie bummelten noch bis gegen neun Uhr durch die romantischen Straßen. Dann richtete Tante Hannelore die Schlafstellen her.
    Karl und Guddel schliefen im Schlafzimmer in Tante Hannelores breitem Bett, Egon und Rolf im

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