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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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wollt ihr denn von mir wissen?“ stotterte sie. „Warum Sie so aufgeregt sind zum Beispiel“, antwortete Egon. „Wir vermuteten schon Seekrankheit, aber das kann doch eigentlich nicht möglich sein.“
    Die alte Frau schüttelte den Kopf.
    „Nein, nein“, sagte sie. „Ich bin ganz gesund. Mir fehlt nichts. Ich bin nur so unruhig, weil... weil... weil ich mein Bügeleisen zu Hause nicht ausgeschaltet habe! Bestimmt brennt schon das ganze Haus! Ich habe mir noch den weißen Kragen hier gebügelt, man kann doch nicht mit einem ungebügelten Kragen Besuche machen! Und jetzt fällt mir ein, daß ich vergessen habe, das Eisen auszuschalten. Ich wohne in einem Achtfamilienhaus. Wenn das abbrennt!!“
    „Eijeijei!“ sagte Egon leise und gab damit zu verstehen, daß ihn sein sonst so schneller Witz hier im Stich ließ. Wie sollte man auch von einem Schiff aus ein brennendes Bügeleisen in einem kilometerweit entfernten Haus ausschalten! Das war schlechterdings unmöglich!
    Die Tischrunde schwieg. Alle grübelten.
    Plötzlich sprang Karl auf und rief: „Die Hauptsicherung muß ‘raus! Das ist die Lösung! Geben Sie uns Ihre Telefonnummer, wir rufen vom nächsten Haltepunkt aus bei Ihnen an und sagen Bescheid, daß jemand schnellstens die Hauptsicherung Ihrer Wohnung herausdrehen muß!“
    Die alte Frau begriff das nicht.
    „Die Hauptsicherung?“ fragte sie zweifelnd. „Was passiert, wenn die Hauptsicherung herausgeschraubt ist?“
    „Dann ist die ganze Wohnung ohne Strom, und das Bügeleisen kühlt von selbst wieder ab.“
    „Toller Einfall!“ rief Egon bewundernd. „Du bist Klasse, Karl! Dein Vorschlag wird sofort in die Tat umgesetzt. Bitte, liebe Frau, welche Telefonnummer haben Sie?“
    „Welche Telefonnummer ich habe? Ja, wartet mal. Ich glaube, sie fängt mit einer Vier an und hört mit einer Fünf auf. Oder ist es umgekehrt? Das weiß ich nicht mehr so genau. Das müßte man ausprobieren. In der Mitte sind noch ein paar Zahlen, aber die hab’ ich mir nie merken können. Das brauche ich ja auch nicht, ich rufe ja nie bei mir an.“ Egon warf Karl einen vielsagenden Blick zu. Aber nun hatte Guddel auch einen Einfall.
    „Was passiert wohl, wenn wir bei der Dame zu Hause anrufen?“ fragte er spöttisch.
    „Dumme Frage“, knurrte Karl. „Dann klingelt das Telefon!“
    „Sehr klug bemerkt! Und wer hebt den Hörer ab? Niemand! Weil der Angerufene hier bei uns am Tisch sitzt!“
    „Verflixt, was nun?“ fragte Egon, und sein langes Gesicht wurde noch länger.
    „Wir müssen einen Nachbarn anrufen“, sagte Guddel, „oder einen Mitbewohner des Hauses! Bitte, meine Dame, wer hat bei Ihnen im Haus noch Telefon?“
    Die alte Frau dachte nach.
    „Meyers haben Telefon“, sagte sie endlich, „aber die Nummer kenne ich nicht. Ich weiß nur, daß sie mit einer Vier anfängt oder einer Fünf, wie meine.“
    „Mit einem Meyer können wir nichts machen“, erklärte Karl bestimmt. „Den findet die Auskunft nie. Hat nicht sonst noch jemand Telefon bei Ihnen?“
    Die Frau machte die Augen zu und blickte nach innen. „Ja!“ rief sie plötzlich. „Herkenströtters!“
    „Okay“, sagte Karl aufatmend. „Das ist ein erfreulich seltener Name. Jetzt verraten Sie uns auch noch, wie Sie heißen und wo Sie wohnen, dann kann die Aktion gleich steigen.“ Als die „Weserbergland“ in Bursfelde anlegte, liefen vier Jungen mit Erlaubnis des Schiffsführers in die Gaststätte am Ufer und führten zwei Telefongespräche, eins mit der Auskunft und eins mit einem sehr übelgelaunten, brummigen Herrn namens Herkenströtter.
    „Was spinnt sie diesmal?“ rief er ärgerlich. „Das Bügeleisen hat sie brennen lassen? Die hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank. Soviel ich weiß, hat meine Frau ihr heute morgen irgendwas gebügelt, Kragen oder Manschetten oder so ‘n Krimskrams. Aber ich drehe ihr die Hauptsicherung schon ‘raus, damit sie sich wieder abregt.“
    Die Jungen legten den Hörer auf.
    Drei Minuten später machte die „Weserbergland“ die Leinen los.
    Egon bedankte sich bei bei dem Kapitän für den verlängerten Aufenthalt, und Karl teilte Frau Knechting mit, daß ihr Haus noch stehe, von den Mitbewohnern kein Brandgeruch wahrgenommen werde und die Hauptsicherung bereits herausgedreht sei.
    Frau Knechting sah die Jungen dankbar an und lehnte sich erleichtert zurück.
    „Ach, bin ich froh“, sagte sie. „Wenn das Haus abgebrannt wäre, hätte ich keinen Tag mehr leben mögen.“
    In ihrer Freude

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