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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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langsam: „Ein Interview? Wozu soll das gut sein?“
    „Wir leisten Aufklärungsarbeit“, rief Egon eifrig. „Wir stellen Menschen aus allen Berufen verschiedene Fragen und bitten sie um ehrliche Antworten.“
    Der Mann am Steuer sah die Dame an seiner Seite fragend an und hob die Schultern. Dann sagte er: „Also meinetwegen. Ich bin bereit.“
    Egon winkte der Technik und begann.
    „Meine sehr verehrten Damen und Herren, um bei der Meinungsumfrage ein möglichst buntes Bild zu erhalten, haben wir uns heute den Kapitän des Fahrgastschiffes „Weserbergland“ vor das Mikro geholt, der auf seinen Fahrten bestimmt schon viele Abenteuer bestanden hat. Herr Kapitän, hier ist meine erste Frage. Glauben Sie, daß man mit Schiffen dieser Art auch in hundert Jahren noch auf der Oberweser fahren wird?“
    „Davon bin ich überzeugt“, antwortete der Kapitän. „Ich werde aller Voraussicht nach dann ja wohl nicht mehr dabeisein, und die Schiffe werden wahrscheinlich mit Atomkraft getrieben werden und ihr Äußeres ein wenig verändert haben, aber ganz ohne sie kann ich mir das Leben hier nicht vorstellen.“
    Egon nickte und fragte weiter: „Haben Sie auf Ihren vielen Fahrten die Weser hinauf und hinunter schon mal etwas Gefährliches erlebt, ein Unglück, einen Zusammenstoß oder dergleichen?“
    Der Kapitän kurbelte nachdenklich am Steuerrad herum. „Na ja“, sagte er langsam, „ein Fahrgast ist natürlich schon mal über Bord gefallen, aber das ist nicht weiter gefährlich. Man wirft ihm einen Rettungsring zu und zieht ihn auf Deck. Einmal ist uns auch ein Motorboot auf backbord in die Seite gefahren. Aber das gab nur einen kleinen Lackschaden, weiter nichts. Sensationen sind bei uns nicht zu erwarten. Da muß ich dich leider enttäuschen.“
    Bevor Egon darauf etwas entgegnen konnte, tönte vom Ufer eine laute Stimme durch ein Megaphon zu ihnen herüber: „Hallo,,Weserbergland 1 , hallo, ,Weserbergland’! Bitte setzen Sie Ihre Geschwindigkeit herab und halten Sie sich hart steuerbord! Sie passieren unsere Regattastrecke. Das Rennen im Vierer mit Steuermann ist im Gange. Danke schön! „ Der Mann am Ruder verlangsamte sofort die Fahrt und lenkte das Schiff einige Meter nach steuerbord hinüber. „Bedeutet das nicht eine Verzögerung für uns?“ fragte Egon.
    „Natürlich! Aber bei sechseinhalb Stunden kann man die paar Minuten wieder herausfahren.“
    Drei Ruderboote kamen in Sicht. Eins hatte einen Vorsprung von eineinhalb Längen, die beiden andern lagen gleichauf. Schon waren die Anfeuerungsrufe der Steuerleute zu hören: „End - zug! End - zug! Taucht ein! Taucht ein! Ful - da! Ful - da!“
    Egon, geistesgegenwärtig wie immer, beugte sich über das Mikrophon und sagte: „Soeben kommen an backbord die ersten drei Boote einer Ruderregatta auf. Ich erkenne ,Lotosblume’ an erster Position, ,Forelle’ bemüht sich um den Anschluß. Das dritte Boot, es ist die ,Fulda’, erhöht jetzt die Schlagzahl, wie es scheint. Es ist fürwahr ein interessantes Schauspiel, wie die jungen Athleten ihre schweißglänzenden Rücken beugen, wie die Riemen das Wasser peitschen! Hören Sie nur selbst die urigen Laute des Steuermannes im führenden Boot! Ein - satz! Ein - satz! Köl - lapp! Köl - lapp! Ich werde versuchen, mit den sportgestählten Männern Kontakt aufzunehmen.“ Er drängte sich durch die Passagiere der „Weserbergland“, von denen viele aufgestanden waren, an die Reling. Guddel und Karl folgten.
    „Hallo,,Lotosblume 1 ! Ich rufe .Lotosblume’!“ tönte Egons Stimme den Ruderern entgegen. „Radio Bremen gratuliert Ihnen zu Ihrem schönen Erfolg. Herzlichen Glückwunsch! Der Sieg ist Ihnen nicht mehr zu nehmen. Alles Gute weiterhin! Lassen Sie sich nicht unterbrechen, aber gestatten Sie mir neugierigem Reporter eine Frage: Mit welcher Schlagzahl fahren Sie?“
    Gerade schoß die „Lotosblume“ an der „Weserbergland“ vorbei. Die Deckspassagiere sahen, wie den Sportlern der Schweiß in die Augen lief. Der Steuermann mußte sich umwenden, wenn er dem Radio-Bremen-Reporter antworten wollte. Er tat es eine Spur zu heftig und, er war wohl noch Anfänger, just in dem Augenblick, als die Ruder in der Luft waren, das schmale Boot also die geringste Stabilität besaß und dadurch stark ins Schaukeln kam.
    „Staatsgeheimnis!“ rief er. „Schlagzahl wird nicht verraten, Feind hört mit. Los, Leute! Lo - tos - blu - me! Lo - tos - blu - me!“
    Aber seine „Leute“ waren durch diese

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