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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Unterbrechung aus dem Takt gekommen. Der Schlagmann schimpfte den Steuermann zusammen und brüllte auch die Ruderer an. In kürzester Zeit fiel das Boot zurück und konnte von der „Forelle“ überholt werden. Auch die „Fulda“ schob sich an der „Lotosblume“ vorbei. Ihr Steuermann jauchzte und schrie: „Pullt, Jungs, pullt! Wir schaffen sie!“ Und um seine Männer im Takt zu halten, brüllte er ein triumphierendes „Ka - putt! Ka - putt!“ durch sein Megaphon.
    Die „Lotosblume“ hatte in der Tat einen sicheren Sieg verschenkt. Die Mannschaft kämpfte noch verzweifelt, konnte aber bis zum nahen Ziel keinen einzigen Meter wieder auf-holen.
    „Mensch, Egon“, sagte Guddel, „was hast du da bloß angestellt! Freu dich, daß wir in die andere Richtung fahren! Ich glaube, die würden dich auseinandernehmen.“
    „Wenn schon“, antwortete Egon achselzuckend, „dafür würden mir die Leute von der ,Forelle 1 und der ,Fulda’ aber einen Orden verleihen. Meine Damen und Herren“, sprach er nun wieder ins Mikrophon, „das Rennen ist gelaufen. Wie stets, so haben auch hier die Besseren gewonnen.“ Nach dieser kühnen Behauptung beugte er sich zu Guddel hinüber und schaltete das Tonbandgerät aus. Karl klopfte ihm auf die Schulter und sagte grinsend: „Komm, alter Junge, wir wollen auf den Sieg der Besseren anstoßen! Im Speisesaal gibt es erlesene Delikatessen.“
    Gemeinsam gingen sie unter Deck.
    Rolf bestellte sich eine doppelte Portion Fürst-Pückler-Eis, Egon ein Stück Sahnetorte, Guddel zwei Stücke Plundergebäck und Karl, der seinen Magen nicht beleidigen wollte, eine Aufschnittplatte mit Mettwurst, Schinken und Sülze. Während sie aßen, fiel ihnen eine ältere Dame auf, die allein an einem Tisch saß, nervös an ihrem Kleid und der Handtasche nestelte, die Bierfilze hin und her schob, vom Tisch fallen ließ, wieder aufhob, ihre Kaffeetasse umstieß und sehr unglücklich aussah.
    „Die Tante da drüben ist bestimmt seekrank“, sagte Rolf ohne großes Mitgefühl.
    Karl bückte sich nach einer Scheibe Mettwurst, die ihm auf den Boden gefallen war, und sagte: „Quatsch! Hier wird niemand seekrank. Das Schiff liegt doch wie ein Brett.“ Er pustete die Mettwurst ab und steckte sie in den Mund. „Pfui!“ rief Egon und schüttelte sich. „So was ißt man doch nicht mehr! Was meinst du, wieviel Bazillen sich auf der Wurst tummeln? Hunderttausende!“
    „Zwischen meinen Zähnen wird ihnen das Tummeln schon vergehen, da kannst du ganz beruhigt sein“, sagte Karl. „Die zermahle ich so fein, daß sie sich nicht wiedererkennen!“ Guddel sah zu der Dame hinüber.
    „Die Frau scheint aber doch seekrank zu sein“, sagte er. „Ausgeschlossen!“ würgte Karl durch Mettwurst und Sülze hervor. „Ich sage euch, das ist auf diesem Kahn ganz ausgeschlossen! Sie hat irgendeinen anderen Kummer, darauf gehe ich jede Wette ein. Soll ich sie mal fragen?“
    „Lieber nicht!“ wehrte Guddel ab. „Dann wird es vielleicht noch schlimmer mit ihr.“
    Egon war mit seiner Sahnetorte zu Ende. Er stand auf und verwandelte sich wieder in den Mann vom Rundfunk. „Wir werden das Geheimnis, das die Dame umschwebt, lüften“, sagte er. „Bei einem Reporter wird die Neugier zur Pflicht. Los, Karl, schieb die Sülze ins Gesicht und schnapp das Mikrophon.“
    Guddel wollte protestieren, aber die Freunde gaben ihm keine Zeit dafür. Schon stapften sie mit dem Radio-Bremen-Schild um den Hals auf die alte Dame zu. „Gestatten Sie“, begann Egon, „wir sind vom Rundfunk und machen eine lebensnahe Live-Sendung.“
    „Haha“, grunzte Karl im Hintergrund.
    „Würden Sie uns wohl einige Fragen beantworten?“ fuhr der hochgewachsene Reporter unbeirrt fort. „Sie sehen so bedrückt aus. Vielleicht können wir Ihnen helfen?“
    Die Frau starrte die junge Mannschaft erschrocken an, rutschte hastig ein Stück auf das Fenster zu, stieß dabei die offene Handtasche, die neben ihr auf der Bank gestanden hatte, um, so daß der Inhalt auf den Fußboden fiel, und bemühte sich in größter Verlegenheit um eine Antwort. Rolf kroch von der ihr abgewandten Seite unter den Tisch und sammelte schnell das Herabgefallene auf. Sie nahm es hastig und stopfte es mit ungeschickten Bewegungen in die Tasche zurück. Egon setzte sich inzwischen auf die Bank ihr gegenüber und lud mit einer Handbewegung die Technik ein, dasselbe zu tun. Rolf fand neben der Dame Platz.
    Als alle saßen, hatte die ihren ersten Schreck überwunden. „Was

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