Karlo geht von Bord - Kriminalroman
zweitausend!“
„Sonderpreis. Für den Club, sagt Alex“, erläuterte Gerri Kuhl stolz.
„Na, dann mal los.“ Karlo rieb sich unternehmungslustig die Hände und griff nach dem Paket.
Die Stimme von Kuhls Frau bekam eine anklagende Färbung. „Das blöde Ding ist doch viel zu groß. Was wollt ihr denn damit? Und wo wollt ihr den Riesenkasten überhaupt unterbringen?“
Kristin Kuhl sprach aus, was ihr Mann insgeheim schon erwartet hatte. Kuhl aber war von dem günstigen Preis überwältigt und grübelte nach, wie er seine Frau vom Nutzen des Gerätes überzeugen könnte. Die bemerkte schnell, wie es in ihrem Mann arbeitete und winkte resigniert ab. „Spar dir deine Argumente. Ihr macht ja doch, was ihr wollt.“
„Jetzt tust du uns aber wirklich mal wieder Unrecht, Schätzelein.“ Kuhl grinste schelmisch, beugte sich zu seiner Frau und schürzte die Lippen. „Komm her, gib mir doch mal ein Küsschen.“
Kristin drehte den Kopf mit strenger Miene zur Seite. „Bleib mir bloß weg mit deinem Gesülze.“
Gerri sprang ihm bei.
„Denk doch nur mal an die Europameisterschaft. Das ist nicht mehr so lange hin. Da wäre ein großer Bildschirm schon klasse.“
„Was denn, schon wieder?“, erstaunte sich Kristin. „Das war doch gerade erst vor zwei Jahren.“
Die Männer verdrehten die Augen. „Oh, Mutter“, entfuhr es Gerri mit gespielter Hilflosigkeit, „das war die Weltmeisterschaft.“
„Sag ich doch. Ist das nicht dasselbe? Da spielen die Deutschen doch auch, oder etwa nicht?“
„Hoffnungslos“, dachte Kuhl, hütete sich aber, diesen Gedanken auszusprechen.
Karlo tätschelte den großen Fernseher liebevoll. „Ist doch kein Problem. Wir hängen das Ding einfach an die Wand. Reinfeld soll uns eine Halterung machen. Das ist doch eine Kleinigkeit für Herbert.“
Herbert Reinfeld, seines Zeichens Clubmitglied, Moto-Guzzi-California-Fahrer und sporadischer Arbeitgeber Karlos, im vorliegenden Fall aber praktischerweise hauptsächlich Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebes in Dietzenbach, würde zweifelsohne restlos begeistert sein über diesen ehrenamtlichen Auftrag.
„Wir nehmen das Ding“, fasste sich Kuhl ein Herz und senkte dann den Blick, um nichts von der Entrüstung seiner Frau abzubekommen. Es half nicht viel, ihre Blicke spürte er doch.
„Ich hab die Kasse nicht hier. Komm nächsten Dienstag vorbei, Alex, dann kriegst du die Kohle, okay?“
„Geht klar, Kuhl.“
Karlo ließ seiner Neugierde freien Lauf. „Wo hast du das Ding denn her?“
„Ja, weißt du, ich hab da ’nen coolen Typen kennengelernt. Super Connections hat der Kerl. Der hat noch ganz andere Sachen. Wenn einer ’nen Fotoapparat braucht oder so was, kein Problem.“ Er schaute Kristin fordernd an, als er fortfuhr: „Oder ein richtig gutes Gerät für die Küche, ’ne Waschmaschine, Espressomaschine, alles gute und neue Markensachen. Und superbillig. Außerdem gibt es ab und zu auch leckere Sachen. Parmaschinken zum Beispiel“, er grinste breit, „allerdings im Ganzen. Da müssten schon ein paar Leute Interesse haben. Vielleicht auch französischer Käse. Oder ein guter Wein. Kommt drauf an, was gerade da ist.“
Kristins Zweifel war mit Händen zu greifen.
„Das sind doch krumme Geschäfte, Alex. Erzähl mir bloß nichts.“ An ihren Mann und Gerri gewandt entrüstete sie sich dann: „Und ihr unterstützt das auch noch.“ Zum Abschluss schickte sie Karlo noch einen griesgrämigen Blick. „Von dir ist man ja nichts anderes gewohnt!“
Die Männer schwiegen unbehaglich.
„Also dann, Leute, bis nächsten Dienstag.“ Alex Hamberger brach das Schweigen. Er wollte sich weitere Vorhaltungen ersparen und verabschiedete sich. „Soll ich dich noch nach Rumpenheim fahren, Gerri?“
Der winkte ab. „Ach, nein, lass nur. Ich fahre mit meinen Eltern. Ihr fahrt doch auch bald, ja?“
Eine halbe Stunde später saß Karlo alleine an der Theke der Clubhütte in Oberrad, ein weiteres Bier vor sich und lauschte dem leiser werdenden Motorgeräusch von Kuhls Mercedes.
Das Streitgespräch mit Jeannette kam ihm wieder in den Sinn und immer noch hatte er das Gefühl, einen dummen Fehler gemacht zu haben. Warum nur war er nicht einfach nach Fechenheim gefahren und hatte selbst nach seinem Handy geschaut. Jeannette hätte ihm keinerlei Vorwurf machen können. Schließlich hatte er einen Schlüssel von ihr bekommen und wohnte immer mal wieder tageweise bei seiner Freundin. Was sie ihm selbst angeboten hatte, um
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