Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Schwierigkeiten. Du kannst dir ja denken, was die Bullen jetzt vermuten.“
Karlo vervollständigte seinen Bericht, um Gerri zu überzeugen. Doch der hielt sich erst einmal vornehm zurück.
Eines hatte Karlo jedoch erreicht: Auch Gerri machte sich nun Sorgen um den Zustand des gemeinsamen Freundes Karl Einser. Kuhls Sohn versprach deshalb herauszufinden, in welchem Krankenhaus Einser lag.
„Und, du? Hast du dir schon überlegt, wo du hinwillst?“
„Keine Ahnung. Ich würde ja Paul fragen. Die kleine Wohnung im Souterrain seines Hauses hat er immer noch nicht vermietet. Aber was soll ich in der Rhön? Ich muss rauskriegen, was hier passiert ist.“
„Willst du nicht Gehring anrufen? Der glaubt doch bestimmt nicht …“
„Was der glaubt, spielt die zweite Geige. Wenn alles auf mich hindeutet, hat er keine andere Wahl, als mich einzubuchten. Vielleicht telefoniere ich demnächst mit ihm. Aber ich serviere mich doch nicht auf dem Präsentierteller.“
Er kratzte sich am Kopf. Dann langte er in seine Tasche.
„Ich glaube, ich schalte lieber das Handy aus. Ist ja wie eine elektronische Fußfessel, so ein Ding.“ Dann versuchte er es erneut. „Sag mal, Gerri, könnte ich nicht bei euch …“ Er brach ab und schaute Gerri unsicher an.
Gerri stöhnte auf. Er hatte es kommen sehen. Vor längerer Zeit schon hatte er die Wohnung im Obergeschoss des Hauses seiner Eltern bezogen. Karlo schien genau das im Kopf zu haben.
„Okay, okay. Ich habe schon verstanden. Aber nur über’s Wochenende, dann musst du dir was anderes überlegen, klar?“
„Klar.“
„Und meinen Eltern müssen wir Bescheid sagen. Sonst kannst du das vergessen.“
„Okay, so machen wir das. Und morgen schaust du nach Karl, ja?“
„Gut.“
Gerri parkte direkt vor dem Kuhl’schen Haus in Rumpenheim. Die Wohnung seiner Eltern war schon dunkel. Leise gingen die beiden die Treppe zu Gerris Wohnung hoch.
„Noch’n schnelles Bier?“
„Klar.“
Gerri ging in die Küche und holte zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Er öffnete sie und stellte eine davon vor Karlo auf den Couchtisch. Dann schaute er Karlo fordernd an.
„Und jetzt?“
Karlo schien ratlos. Es gab eigentlich nur einen Ansatz.
„Na ja, morgen versuchst du erst einmal, Einser zu finden. Der hat bestimmt einiges zu erzählen.“ Er atmete tief durch und fuhr fort:
„Wenn
er erzählen kann. Ich mache mir wirklich Sorgen.“
Mit einer schnellen Bewegung zauberte er den Taschenkalender hervor und begann zu blättern. Auf den ersten Blick fand er nichts, was ihn weiterbringen würde. Auf der letzten Seite blieb er wieder an dieser Nummer, oder besser, einer Ziffernfolge hängen. Mit beschwörendem Blick begutachtete er die Zahlen:
978-3-940908-09-4
.
Nein, eine Telefonnummer war das nicht. Auch Gerri schüttelte ratlos den Kopf. Keine Ahnung.
„Das bringt doch jetzt alles nichts. Legen wir uns erst einmal hin. Ausgeschlafen denkt es sich besser.“
Gerri trank seine Bierflasche aus und wies zum Sofa.
„Das gehört dir. Ich hol noch schnell eine Decke und ein Kissen.“
Karlo schlug sich an den Kopf. Jeannette war ihm eingefallen. Er schaute auf die Uhr. Zu spät, das würde er gleich morgen früh machen.
Noch am gleichen Abend
9
„Jetzt trinken wir drei erst einmal einen guten Schluck“, befahl Jeannette und lief in die Küche. Paul und Sina saßen auf den Sesseln im Wohnzimmer und versuchten hilflos, ihrem Gespräch ein wenig Entspannung zu verleihen. Jeannette griff indes zum vierten Mal in Uwe Marks’ Weinkiste.
Damit wurde sie endgültig zur Serienkillerin.
Übung macht den Meister. Man hörte deshalb nur ein leichtes „Pffft“, als sie den Korken aus der Flasche zog. Sie befüllte drei Gläser, stellte sie auf ein Tablett und trug sie ins Wohnzimmer.
„Du traust dich wohl nicht, uns die Korbflasche zu zeigen? Keine Angst, so verwöhnt sind wir auch wieder nicht“, scherzte Paul etwas unbeholfen. Sina schaute ihn streng an, allerdings wusste sie, dass Paul es nicht böse gemeint hatte.
Jeannette gab sich keinesfalls beleidigt. Sie wusste, dass sie keine große Kennerin war. Jetzt wollte sie allerdings einen ausgewiesenen Genießer auf die Probe stellen. „Probier erst mal“, wies sie Paul an. „Ich möchte bloß eine unvoreingenommene Meinung von dir, was diesen Wein betrifft.“
Paul wunderte sich, fragte aber nicht weiter nach. Er griff nach dem Glas und ließ die tiefrote Flüssigkeit darin kreisen. Prüfend hielt er das Glas gegen das
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