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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Licht, bevor er vorsichtig daran schnupperte. Augenblicklich wurden seine Augen wacher. Er schaute Jeannette anerkennend an.
    „Ich glaube, verkauft hast du dich auf keinen Fall. Ich dachte zwar, du trinkst lieber das kleine „g“ als solche Franzosen, aber dieser hier scheint ziemlich gut zu sein.“
    Das „g“ war eine Entdeckung Pauls gewesen, ein spanischer Rotwein. Auf schwarzem Etikett war ein weißer Buchstabe zu sehen, ein kleines „g“. Paul hatte viel erklärt, von der Reifung zu einem Drittel in Barriques, vom Geschmack nach Weichselkirsche über einen Hauch Thymian bis zu einem leicht schokoladigen Abgang.
    Jeannette wusste nicht, wie Weichselkirsche schmeckt, Thymian vermutete sie eher in mediterranen Speisen als in Wein. Und Schokolade war ihr am liebsten in der exquisiten Schokosahnetorte des
Café Thiele
in Fulda. Doch er hatte ihr so gut geschmeckt, dass sie sich eine Kiste gesichert hatte. Sie brauchte nicht lange, die Kiste zu leeren.
    Paul hob das Glas leicht an. „Ja, ein Franzose“, bestätigte er sich selbst.
    Jeannette staunte nicht schlecht.
    „Woher weißt du denn, dass das ein Franzose ist? Du hast ihn doch gar nicht probiert?“
    „Das
kann
nichts anderes sein. Das merkt man eben.“
    Er schloss die Augen und nahm einen Schluck, zog ihn schlürfend durch die Zähne, ließ ihn mehrfach über die Zunge rollen und zog über beide Mundwinkel noch etwas Luft dazu. Seine Augen wurden dabei immer größer.
    „Du meine Güte, Jeannette, hast du etwa eine önologische Schatzkammer überfallen?“, platzte er dann begeistert heraus. „Das ist ja kolossal, ein gigantischer Stoff“, ließ er eine etwas saloppere Formulierung folgen. Er nahm einen zweiten Schluck, wiederholte die Prozedur und fühlte sich bestätigt.
    „Was meinst du dazu?“, fragte Jeannette ahnungslos.
    „Zeig mir die Flasche“, forderte Paul.
    „Sag mir erst, was du denkst“, beharrte Jeannette.
    Paul lehnte sich zurück.
    „Na gut. Ich denke zuallererst, es ist ein Bordeaux.“
    „Schon falsch. Davon steht nichts auf der Flasche“, triumphierte Jeannette.
    „Das muss es auch nicht“, belehrte er sie. „Es reicht schon, wenn, wie höchstwahrscheinlich in diesem Falle, die Bezeichnung
Graves
und außerdem noch
Premier Grand Cru Classée
draufsteht.“
    Jeannette saß kerzengerade und war äußerst beeindruckt. Dann sank sie in sich zusammen.
    „Was noch?“, entfuhr es ihr schließlich leise, als spürte sie bereits das drohende Ungemach.
    „Nun, ich vermute, es ist noch ein Schloss abgebildet, mit feinen goldenen Linien gezeichnet und auf weißem Etikett gedruckt, darunter steht
Chateau Haut Brion
. Ich könnte mich täuschen, glaube aber, dass dies eher nicht der Fall ist.“
    Einen Moment lang beobachtete er Jeannette, die mit offenem Mund dasaß und kein Wort herausbrachte. Dann setzte er erneut zu einer Erklärung an.
    „Ach so, ja, der Jahrgang. Ich glaube nicht, dass dieser Wein viel jünger als zwanzig Jahre ist. Will mich jetzt aber nicht festlegen.“
    „Doch, bitte.“
    „Was?“
    „Leg dich fest. Für mich.“
    „Na gut. Dann sage ich einfach mal 1990. Unter Vorbehalt. So viel Bordeaux trinke ich nun auch nicht. Kann man sich heutzutage kaum mehr leisten.“
    Jeannette war schnell aufgestanden, hatte die halbvolle Flasche herbeigeholt und sie Paul in die Hand gedrückt.
    „Volltreffer, Paul. Respekt. Und was, denkst du, kostet so ein Wein?“ Der letzte Satz klang etwas bang.
    „Also, für solch eine Flasche hat man damals, kurz nach der Abfüllung, so zwischen hundert und hundertdreißig Mark bezahlt.“
    „Pro Kiste.“
    „Nein. Pro Flasche.“
    „Waaaas?“ Der blonden Frau stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    „Es kommt aber noch besser. Weißt du überhaupt, was man heute für solch eine Flasche bezahlt?“
    „Sag es nicht, bitte. Bitte behalt’s für dich.“
    „Das geht jetzt nicht mehr“, befand Paul. Dann fuhr er irritiert fort: „Aber – du musst es doch selbst wissen. Hast du die Flasche denn nicht gekauft?“
    „Doch, doch – äh, ich meine natürlich nein“, klang es Paul verzweifelt entgegen. „Ich glaube, ich habe da eine Riesendummheit gemacht.“
    Jeannette überwand sich und erzählte von Uwes Bestellung, und wie es dazu kam, dass sie die edlen Flaschen – und zwar eine nach der anderen und zum Teil mit Karlo gemeinsam – getrunken hatte.
    Aus Pauls Richtung hörte man nun ein leises Wimmern. Jeannette fasste sich ein

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