Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Lasst mir bloß Gerri aus euren Geschichten raus, sonst könnt ihr was erleben.“
Statt einer Antwort hielt Karlo ihr den aufgeschlagenen Kalender vor die Nase und setzte seinen charmantesten Hundeblick auf.
„Bitte, Kristin.“
„Gib schon her. Ihr gebt ja doch keine Ruhe.“
Es dauerte eine ganze Weile, dann meldete sich eine weibliche Stimme.
„Mühlheimer Buchladen, was können wir für Sie tun?“
„Ja, hier ist Kristin Kuhl. Ich wollte wissen, ob mein Buch schon da ist.“
„Einen Moment, Frau Kuhl. Das war dieser Motorradband, wenn ich mich recht erinnere, ja?“
Der Hörer wurde abgelegt. Schon kurz darauf war die Frau wieder dran.
„Ja, der Band liegt zur Abholung bereit. Kann ich sonst noch etwas tun?“
„Ist der Wolfgang da? Ich wollte ihn gerne etwas fragen.“
„Der spricht gerade auf der anderen Leitung. Kann ich ihm was ausrichten? Oder wollen Sie es später noch einmal versuchen? Ach, halt, eben hat er aufgelegt. Ich geb Sie weiter.“
„Stock, hallo?“
„Hallo, Wolfgang. Hier ist Kristin Kuhl. Eine Frage: Ich habe hier eine Nummer. Die sieht aus wie eine dieser Buchbestellnummern. Ich geb sie dir gerade durch. Ich wollte nur wissen, ob meine Vermutung stimmt. Hast du was zu schreiben?“
Kristin Kuhl gab die Nummer durch.
„Ich glaube, du hast recht. Das ist wahrscheinlich eine ISBN. Warum fragst du?“
„Ach, das erkläre ich dir die nächste Woche, wenn ich mein Buch abholen komme.“ Sie unterbrach das Gespräch mit dem Buchhändler ungehalten. „Einen Moment, Wolfgang. Was ist denn los, Karlo?“ Karlo hatte sie am Arm gefasst und versuchte ihr etwas zu sagen.
„Frag ihn, ob er nachsehen kann, was das für ein Buch ist.“
„Kann ich“, drang es Kristin ans Ohr. Der Buchhändler hatte mitgehört und gab die Zahlenfolge in seinen Computer ein. Kristin musste nicht lange warten.
„Kristin? Hörst du? Das Buch heißt
Kunstraub im Städel
. Ein Frankfurt-Krimi aus dem Röschen-Verlag, von Frank Demant. Willst du ihn haben? Ich habe das Buch immer vorrätig.“
„Mal sehen. Auf jeden Fall wissen wir jetzt Bescheid, danke, Wolfgang. Dann bis nächste Woche, ja?“
„Gut, bis dann. Schönes Wochenende noch.“
Kristin legte auf und wandte sich zum Gehen.
„Ich muss dann los, sonst komme ich zu spät. Und ihr macht mir keinen Blödsinn, klar?“
Das blanke Misstrauen stand in Kristins Gesicht und das verhieß im Allgemeinen nichts Gutes.
Die nachdenkliche Miene Karlos machte Gerri und Einser neugierig. Karl reagierte als Erster.
„Was denkst du, Karlo? Kannst du damit was anfangen? Ist doch bloß ein Krimi, oder? Der wollte nur einen Krimi lesen. Vielleicht hat er ihn empfohlen bekommen. Oder er hatte ihn für seine Schauspielerei gebraucht.“
Karlo schüttelte den Kopf
„Das glaube ich nicht. Nein, ich bin sicher, da steckt etwas anderes dahinter.“
Einen Moment lang war es still. Dann platzte es aus Karlo heraus.
„Klar“, triumphierte er. „Der Name des Autors. Den habe ich schon mal gesehen. Hab noch überlegt, wie man den ausspricht. Wahrscheinlich französisch, oder? Der stand in Wurms Bücherregal. Und zwar mehrere Bände.“
Karlos Freunde schienen enttäuscht. Gerri verzog das Gesicht zu einer vielsagenden Grimasse und ließ seiner Enttäuschung freien Lauf.
„Na klar steht der da. Warum auch nicht. Hat er sich eben bestellt. Mit dieser Nummer, die in seinem Kalender steht. Und was hilft uns das?“
Karlo war damit nicht zufrieden. Er ließ nicht locker.
„Wenn es aber doch was zu bedeuten hat? Es ist doch das Einzige, was wir bis jetzt haben. Wir brauchen das Buch.“
„Und wie willst du da drankommen? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch einmal da einbrechen willst?“
„Nein. Natürlich nicht“, kam die Antwort etwas gekränkt, „aber ich hätte da eine Idee.“
Karlo schaute Einser nachdenklich an. Ein flüchtiger Schatten der Verlegenheit huschte dabei über sein Gesicht. Einser riss die Augen auf.
„Nein! Nein! Und nochmals nein! Das kannst du vergessen. Das mache ich nicht. Das kann mich meinen Job kosten!“
„Aber ich …“
„Nein, habe ich gesagt! Ich rede zuallererst mit den Kollegen von der Kripo. Gehring wird sich sowieso fragen, wo ich stecke. Ist ja nicht so, dass der nichts mitgekriegt hätte, oder?“
Karlo atmete tief durch.
„Schon klar. Natürlich musst du mit ihm reden. Aber ich sitze hier doch nicht untätig rum. Ich habe keine Lust, mich einsperren zu lassen. Ich will wissen, wer
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