Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Morgen ziemlich beunruhigt.“
–
Fast gleichzeitig klingelte bei Jeannette zu Hause das Telefon. Mit ungutem Gefühl hob sie ab.
„Müller, hallo?“
„Jeannie, ich bin’s.“
Karlo! Aus der blonden Frau sprudelten die Fragen nur so heraus: „Mensch, wo steckst du denn? Ich mach mir hier Sorgen. Warum rufst du nicht an? Was war denn los? Was hast du wieder angestellt? Was ist mit Karl passiert? Und warum springst du in den Fluss und haust einfach ab? Hast
du
den Wurm etwa umgebracht?“
„Natürlich nicht. Was denkst du denn von mir?“
Karlo zog den Kopf ein. Er fühlte sich förmlich überrollt von den vielen Fragen.
Dann war es einen Augenblick still. Jeannette konnte förmlich spüren, wie es in Karlo arbeitete.
„Moment mal. Was sagst du da? In den Fluss? Was soll das nun wieder bedeuten? Weshalb sollte ich in den Main springen?“
„Die Polizei glaubt sicher, dass du den Wurm getötet hast. Und dann über Bord gesprungen bist, um abzuhauen. Wo bist du jetzt überhaupt?“
„Moment, Jeannette. Ganz langsam. Du sagst, jemand ist über Bord gesprungen? Davon weiß ich nichts. Ich bin erst nach dem Anlegen ausgestiegen. War nicht ganz einfach. Aber ich glaube, es hat keiner gemerkt. Ich habe aber noch mitgekriegt, wie die Wasserschutzpolizei kam. Die Kripo war doch bestimmt auch auf dem Schiff. Da war ich aber schon weg.“
„Klar, Gehring war da.“
„Und, hat er dich gesehen?“
„Was denkst du denn? Der hat doch Augen im Kopf.“
„Scheiße!“
„Das kannst du laut sagen. Die kriegen bestimmt raus, dass Wurm mich angezeigt hat. Dass er versucht hat mich anzutatschen, hatte ich ausgesagt. Was glaubst du, was die nun denken? Was hast du denn noch vorgehabt? Und was hat Einser damit zu tun? Ich habe dir doch gleich gesagt, du sollst das lassen. Es hat doch gereicht.“
Karlo wiegelte ab. Zu viele Fragen für den Moment.
„Ich bieg das schon wieder gerade. In der Nacht war ich noch in Wurms Wohnung. Es könnte sein, dass ich etwas Wichtiges gefunden habe. Das müssen wir aber erst noch überprüfen.“
„Wir? Was heißt wir? Karlo, was ist los? Du …“
Karlo unterbrach seine Freundin.
„Ich habe auch eine gute Nachricht. Karl geht es gut. Er ist auch nicht mehr im Krankenhaus. Also dann, ich muss jetzt wirklich los. Kann sein, dass ich ein paar Tage nichts von mir hören lasse.“
„Karlo, halt! Ich muss dir noch etwas anderes erzählen. Du kannst dich doch noch an den guten Wein erinnern, den wir zusammen getrunken haben? Der Wein, der eigentlich für Uwe bestimmt war?“
„Ja, was ist damit?“
„Karlo, ich habe da eine Riesendummheit gemacht. Aber wie sollte ich auch wissen, was das für ein Zeug ist? Da denkt doch kein Mensch dran.“
Jeannette berichtete in groben Zügen über Pauls Expertise und die Bestätigung des Weinhändlers bezüglich des Preises. Jeannette wirkte völlig niedergeschlagen. Und Karlo war geschockt.
„Waaas? Zweitausend Euro? Einfach versoffen? Das darf doch nicht wahr sein?“
„Ja, das habe ich auch gedacht. Ich bin völlig verzweifelt. Was soll ich nur tun? Uwe hat schon nachgefragt, wo sein Wein bleibt.“
„Was ist das denn für ein Zeug? Schau doch noch mal auf’s Etikett und gib mir das Ganze durch.“
„Da brauche ich nicht auf’s Etikett zu schauen. Den Namen vergesse ich mein Lebtag nicht mehr. Was hast du denn vor?“
„Verlass dich nur auf mich, Jeannette. Ich versuche, das wieder hinzukriegen. Zuerst rufst du den Uwe an und sagst ihm, der Weinhändler hätte dich informiert, dass die Bestellung sich verzögert hat und es noch eine Woche mit der Auslieferung dauert. Klar? Und ich versuche, den Rest zu regeln.“
„Mach bloß nicht schon wieder Mist, Karlo. Das ist es dann doch nicht wert, ich …“
„Kein Problem. Ich mach schon keinen Mist. Ich kann es nicht garantieren, aber vielleicht habe ich eine Lösung für dein Weinproblem.“
„Na gut. Aber bitte bring dich deswegen nicht in Schwierigkeiten!“
Jeannette wirkte ängstlich. Als sie weitersprach, verstärkte sich dieser Eindruck noch.
„Und, Karlo, wegen der anderen Sache, bitte, rede mit der Polizei. Wenn du nichts damit zu tun hast, wird sich das bestimmt aufklären. Wer weiß, was sonst wieder … Karlo! Hallo?“
Doch Karlo hatte aufgelegt.
Sonntag, 18. September
12
Karl Einser hatte wirklich kein gutes Gefühl. Es war der glatte Wahnsinn, auf was er sich da wieder einließ. Wahrscheinlich wegen nichts und wieder nichts. Nun gut, man würde
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