Karlsson vom Dach
Schokoladenkuchen.»
Er kaute eifrig weiter, und als er auch das allerletzte bißchen Kuchen aufgegessen hatte, legte er sich in die Kissen zurück und seufzte schwer.
«All die armen Kranken!» sagte er. «Und ich Armer! Es ist klar, man sollte es mit einer doppelten Dosis von der Kuckelimuck-Medizin versuchen, aber ich glaube nicht eine Sekunde, daß sie hilft.»
«Doch, eine doppelte Dosis, glaub’ ich, hilft», sagte Lillebror schnell. «Wollen wir wetten?»
Lillebror konnte wahrlich auch schlau sein. Er glaubte keineswegs, daß Karlssons Fieber selbst durch eine dreifache Dosis Kuckelimuck-Medizin geheilt werden könnte, aber er wollte so gern eine Wette verlieren. Denn er hatte nur noch einen Schokoladenkuchen, und den würde er ja bekommen, wenn Karlsson die Wette gewann.
«Meinetwegen können wir wetten», sagte Karlsson. «Rühre eine doppelte Dosis an! Bei Fieber darf man nicht das geringste unversucht lassen. Das einzige, was wir tun können, ist: versuchen und abwarten.»
Lillebror rührte eine doppelte Dosis der Medizin an und trichterte sie Karlsson ein, der bereitwillig den Mund aufsperrte und sich’s gefallen ließ.
Dann saßen sie still da und warteten.
Nach einer halben Minute hüpfte Karlsson freudestrahlend aus dem Bett.
«Ein Wunder ist geschehen», rief er. «Ich bin fieberfrei! Du hast wieder gewonnen. Her mit dem Schokoladenkuchen!»
Lillebror seufzte und gab ihm den letzten Schokoladenkuchen. Karlsson blickte ihn ungehalten an.
«Solche Trotzköpfe wie du sollten niemals wetten», sagte er. «Das müssen so Leute sein wie ich, die immer wie eitel Sonnenschein herumlaufen, ob wir nun gewinnen oder verlieren.»
Es war eine Weile still, abgesehen von Karlssons Schmatzen, während er den Schokoladenkuchen vertilgte. Dann sagte er:
«Da du nun aber so ein gefräßiger kleiner Bengel bist, ist es wohl das beste, wir teilen den Rest brüderlich. Hast du noch Bonbons übrig?»
Lillebror kramte in der Hosentasche.
«Drei», sagte er und holte zwei Bonbons und einen Himbeerdrops hervor.
«Drei», sagte Karlsson, «die kann man nicht teilen, das weiß jedes Kind.»
Er nahm den Himbeerdrops aus Lillebrors ausgestreckter Hand und verschlang ihn umgehend.
«Aber jetzt geht es», sagte er.
Dann sah er mit hungrigen Augen auf die beiden Bonbons. Der eine war eine Kleinigkeit größer als der andere.
«Gutmütig und bescheiden wie ich bin, lasse ich dich zuerst wählen», sagte Karlsson. «Aber du weißt wohl», fuhr er fort und sah Lillebror mit strengem Blick an, «wer zuerst wählen darf, muß den kleineren nehmen.»
Lillebror überlegte einen Augenblick.
«Ich möchte, daß du zuerst wählst», sagte er sehr erfinderisch.
«Na ja, wenn du so darauf bestehst», sagte Karlsson und schnappte sich den größeren Bonbon, den er schnell in den Mund stopfte.
Lillebror blickte auf den kleinen Bonbon, der noch in seiner Hand lag.
«Na, nun hör mal, du hattest doch gesagt, wer zuerst wählen darf, muß den kleineren nehmen...»
«Paß mal auf, du kleine Naschkatze», sagte Karlsson. «Wenn du hättest zuerst wählen dürfen, welchen würdest du dann genommen haben?»
«Ich hätte den kleineren genommen, bestimmt», sagte Lillebror ernsthaft.
«Was beschwerst du dich dann», sagte Karlsson. «Den hast du ja jetzt auch bekommen!»
Lillebror überlegte von neuem, ob es so etwas war, was Mama mit «einem vernünftigen Gespräch» meinte.
Aber Lillebror war nie sehr lange mißgestimmt; wie es auch sein mochte, so war es jedenfalls schön, daß Karlsson kein Fieber mehr hatte.
Das fand Karlsson auch.
«Ich werde an alle Doktoren schreiben und ihnen erzählen, was gegen Fieber hilft. Probiert Karlssons vom Dach Kuckelimuck-Medizin, werde ich schreiben. Die beste Medizin der Welt gegen Fieber!»
Lillebror hatte seinen Bonbon noch nicht aufgegessen. Der sah so lecker und gut und herrlich aus, und er wollte ihn erst ein bißchen anschauen. Wenn man erst anfing, ihn zu essen, war er ja bald weg.
Karlsson sah auch auf Lillebrors Bonbon. Eine ganze Weile sah er auf Lillebrors Bonbon. Dann sagte er:
«Wollen wir wetten, daß ich deinen Bonbon wegzaubern kann, ohne daß du es siehst?»
«Das kannst du nicht», sagte Lillebror. «Nicht, wenn ich hier stehe und ihn in der Hand halte und die ganze Zeit daraufschaue.»
«Wollen wir wetten?» fragte Karlsson.
«Nein», sagte Lillebror. «Ich weiß, daß ich gewinne, und dann kriegst du bloß den Bonbon...»
Lillebror hatte das Gefühl, daß
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