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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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man hin und wieder beinahe abstürzte. An der einen Stelle war ein ziemlich breiter Abstand zwischen zwei Häusern — das war eben so eine Stelle, wo Lillebror beinahe abstürzte. Aber Karlsson packte ihn noch schnell, als Lillebror mit dem einen Bein schon über die Dachrinne hinausgeraten war.
    «Großartig, was?» sagte Karlsson und zog Lillebror zurück. «So was meinte ich gerade. Mach es noch mal!»

    Aber Lillebror wollte es nicht noch mal machen. Ihm war es ein bißchen zuviel «beinahe». Es gab mehrere solcher Stellen, wo man sich mit Armen und Beinen anklammern mußte, um nicht hinunterzufallen, und Karlsson wollte, daß Lillebror so viel Spaß wie möglich von dem Ausflug hätte — daher nahm er nicht immer den leichtesten Weg.
    «Ich finde, wir sollten ein bißchen Streiche machen», sagte Karlsson. «Ich habe die Angewohnheit, abends immer auf dem Dach herumzuklettern und den Leuten, die hier in all diesen Dachstuben wohnen, einen kleinen Streich zu spielen.»
    «Wie machst du das?» erkundigte sich Lillebror.
    «Ich spiele den verschiedenen Leuten verschiedene Streiche, natürlich. Niemals denselben Streich zweimal. Der beste Streichemacher der Welt — rate, wer das ist!»
    Da begann ein kleines Kind ganz in der Nähe zu schreien. Lillebror hatte dies Kindergeschrei schon vorher gehört, aber dann war es einen Augenblick still gewesen. Das Kind hatte sich wohl ein bißchen ausgeruht. Aber jetzt fing es wieder an, und das Weinen kam aus der nächsten Dachstube. Es hörte sich so kläglich und verlassen an.
    «Armes Kind», sagte Lillebror. «Es hat vielleicht Bauchweh?»
    «Das werden wir bald heraus haben», sagte Karlsson. «Komm mit!»
    Sie krochen die Regenrinne entlang, bis sie genau unter dem Dachfenster angekommen waren. Karlsson reckte vorsichtig den Kopf und sah hinein.
    «Sehr einsames kleines Kind», sagte er. «Mama und Papa sind wohl weg und treiben sich herum, kann ich mir denken.»
    Das Kind schrie jetzt noch kläglicher.
    «Ruhig, nur ruhig», sagte Karlsson, zog sich hoch und wälzte sich über das Fenstersims. «Hier kommt Karlsson vom Dach, der beste Kinderaufpasser der Welt.»
    Lillebror wollte nicht allein draußen bleiben. Er rutschte hinter Karlsson her über das Fenstersims, wenn er auch Angst bekam bei dem Gedanken, was geschehen würde, wenn die Eltern des Kindes unversehens nach Hause kamen.
    Aber Karlsson hatte keine Angst. Er trat an das Bett, in dem das Kind lag, und kraulte es mit einem kurzen dicken Zeigefinger unterm Kinn.

    «Buschi-buschi-buschi», sagte er schäkernd. Dann wandte er sich zu Lillebror um. «So redet man zu kleinen Kindern! Das gefällt ihnen.»
    Der Säugling hörte vor lauter Verwunderung auf zu schreien, aber sobald er sich ein wenig gefaßt hatte, fing er von neuem an.
    «Buschi-buschi-buschi — und dann macht man so», sagte Karlsson.
    Er riß das Kind aus dem Bett und schleuderte es mehrmals hintereinander in die Luft. Vielleicht gefiel das dem Kind, denn es lachte plötzlich ein kleines, zahnloses Lächeln.
    Karlsson war stolz.
    «Keine Kunst, Kindern eine Freude zu machen», sagte er. «Der beste Kinderaufpasser der We...»
    Weiter kam er nicht, denn das Kind begann von neuem zu schreien.
    «Buschi-buschi-buschi!» schnauzte Karlsson erzürnt und schleuderte das Kind noch heftiger in die Höhe. «Buschi-buschi-buschi habe ich gesagt, und das meine ich auch!»
    Das Kind schrie aus vollem Halse, und Lillebror streckte die Arme nach ihm aus.
    «Komm, ich werd’ es mal nehmen», sagte er.
    Er mochte kleine Kinder furchtbar gern, und er hatte mit Mama und Papa ziemlich viel hin und her beraten, ob er nicht eine kleine Schwester bekommen konnte, wenn sie ihm nun durchaus keinen Hund schenken wollten.
    Er nahm Karlsson das kleine Bündel ab und hielt es zärtlich in seinen Armen.
    «Sei lieb und hör auf zu schreien», sagte er.
    Das Kind verstummte und blickte ihn mit einem Paar ganz blanker, ernsthafter Augen an. Dann lachte es von neuem sein zahnloses Lächeln und lallte leise.
    «Siehst du, das kommt von meinem Buschi-buschi-buschi», sagte Karlsson. «So was schlägt nie fehl, das habe ich tausendmal ausprobiert.»
    «Ich möchte mal wissen, wie das Kind heißt», sagte Lillebror und strich mit dem Zeigefinger über die weiche kleine Wange.
    «Wie soll es schon heißen?» sagte Karlsson. «Goldsophie natürlich — wie sie alle heißen.»
    Lillebror hatte nie von einem Kind gehört, das Goldsophie hieß, aber er dachte, der beste

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