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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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Kamin mit einem eisernen Rost war auch da. Hier machte sich Karlsson wohl sein Essen.
    Aber irgendwelche Dampfmaschinen waren nicht zu erblicken, Lillebror sah sich lange um, konnte aber nicht eine einzige entdecken, und schließlich fragte er:
    «Wo hast du deine Dampfmaschinen?»
    «Hrrrhm», machte Karlsson. «Meine Dampfmaschinen — die sind alle miteinander explodiert. Ein Fehler an den Sicherheitsventilen, weiter nichts! Aber das stört keinen großen Geist, und darüber braucht man nicht zu trauern.»
    Lillebror sah sich noch einmal um.
    «Aber deine Gockelhahnbilder? Sind die auch explodiert?» fragte er und hatte einen richtig spöttischen Ton dabei.
    «Natürlich nicht», sagte Karlsson. «Was ist denn wohl das da?» fragte er und zeigte auf ein Stück Pappe, das neben dem Schrank an die Wand genagelt war. Ganz unten in der einen Ecke der Pappe saß tatsächlich ein Hahn, ein winzig kleiner roter Gockelhahn. Sonst war die Pappe leer.
    « heißt dieses Bild», sagte Karlsson.
    Lillebror sah sich den kleinen Gockelhahn an. Karlssons tausend Gockelhahnbilder — waren sie, wenn man es bei Lichte besah, nichts weiter als dies kleine Hahnengerippe da?
    «, von dem besten Gockelhahnmaler der Welt gemalt», sagte Karlsson mit zittriger Stimme. «Ach, wie ist das Bild wunderschön und traurig! Aber jetzt darf ich nicht anfangen zu weinen, sonst steigt das Fieber.»
    Er schmiß sich rücklings auf die Kissen und faßte sich an die Stirn.

    «Du mußt wie eine Mutter zu mir sein, fang an», sagte er.
    Lillebror wußte nicht so recht, wie er anfangen sollte.
    «Hast du irgendeine Medizin?» fragte er zögernd.
    «Ja, aber keine, die ich einnehmen mag», sagte Karlsson. «Hast du noch ’n paar Fünfer?»
    Lillebror holte ein Fünförestück aus der Hosentasche.
    «Gib erst mal her», sagte Karlsson.
    Lillebror gab ihm den Fünfer. Karlsson hielt ihn ganz fest in der Hand und sah sehr pfiffig und sehr zufrieden aus.
    «Ich weiß, was für eine Medizin ich einnehmen muß», sagte er.
    «Was denn für eine?» erkundigte sich Lillebror.
    «Karlssons vom Dach Kuckelimuck-Medizin. Die muß halb aus Schokolade und halb aus Bonbons sein, und dann rührst du alles mit ’n paar Kuchenkrümeln tüchtig zusammen. Tu das, dann kann ich jetzt sofort eine Dosis einnehmen», sagte Karlsson. «Das ist gut gegen Fieber.»
    «Das glaube ich nicht», sagte Lillebror.
    «Wollen wir wetten?» fragte Karlsson. «Ich wette einen Schokoladenkuchen, daß ich recht habe.»
    Lillebror überlegte, daß Mama vielleicht so etwas meinte, wenn sie sagte, man könne durch ein vernünftiges Gespräch feststellen, wer recht hätte.
    «Wollen wir wetten?» fragte Karlsson noch einmal.
    «Gemacht», sagte Lillebror.
    Er holte einen der beiden Schokoladenkuchen heraus, die er gekauft hatte, und legte ihn auf die Hobelbank, damit man sehen konnte, was die Wette galt. Dann rührte er eine Medizin nach Karlssons Angaben zusammen. Er nahm saure Drops und Himbeerbonbons und gewöhnliche Bonbons und mischte sie in einer Tasse mit ebenso vielen Stückchen Schokolade, und dann zerbrach er die Mandelkekse in kleine Krümel und streute sie darüber.
    So eine Medizin hatte Lillebror in seinem ganzen Leben nicht gesehen, aber sie sah gut aus, und er wünschte fast, er selbst hätte auch ein bißchen Fieber, damit er sie probieren könnte.
    Aber Karlsson saß im Bett und sperrte den Mund weit auf wie ein junger Vogel, und Lillebror holte schleunigst einen Löffel herbei.
    «Tu mir eine große Dosis in den Mund», sagte Karlsson.
    Und das tat Lillebror.
    Dann saßen die beiden still da und warteten darauf, daß Karlssons Fieber sinke.
    Nach einer halben Minute sagte Karlsson:
    «Du hattest recht. Es hat nicht geholfen gegen das Fieber. Gib mir den Schokoladenkuchen!»
    «Bekommst du den Schokoladenkuchen?» fragte Lillebror verwundert. «Dabei habe ich doch gewonnen.»
    «Wenn du gewonnen hast, dann ist es doch wohl nicht zuviel verlangt, wenn ich den Schokoladenkuchen kriege», sagte Karlsson. «Gerecht muß es auf dieser Welt doch zugehen. Übrigens bist du ein garstiger kleiner Schlingel, sitzt da und willst Kuchen essen, bloß weil ich Fieber habe.»
    Widerstrebend reichte Lillebror Karlsson den Schokoladenkuchen. Karlsson hieb sogleich die Zähne hinein und sagte, während er kaute:
    «Kein saures Gesicht, wenn ich bitten darf. Nächstes Mal gewinne ich, und dann kriegst du den

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