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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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diese Art des Wettens falsch war, denn so ging es nie zu, wenn er mit Birger oder Betty wettete. «Aber wir können so wetten, wie man es gewöhnlich tut, so daß der, der gewinnt, den Bonbon bekommt», sagte er.
    «Wie du willst, du gefräßiger kleiner Bengel», sagte Karlsson. «Wir wetten, daß ich den Bonbon wegzaubern kann, ohne daß du es siehst.»
    «Man los», sagte Lillebror.
    «Hokuspokus fidibus», sagte Karlsson und schnappte sich den Bonbon.
    «Hokuspokus fidibus», sagte er und stopfte ihn in den Mund.
    «Halt!» schrie Lillebror. «Ich hab’ doch gesehen, daß du ihn weggezaubert hast...»
    «Hast du?» sagte Karlsson und schluckte heftig. «Dann hast du wieder gewonnen. So’n Jungen hab’ ich wirklich noch nie gesehen! Gewinnt jede Wette!»
    «Ja... aber... der Bonbon», sagte Lillebror völlig verwirrt. «Der, der gewinnt, sollte doch den Bonbon kriegen.»
    «Richtig, das ist allerdings wahr», sagte Karlsson. «Aber den Bonbon habe ich weggezaubert, und ich wette, daß ich ihn nicht wieder hervorzaubern kann.»
    Lillebror schwieg. Aber er dachte, sowie er Mama wiedersah, wollte er ihr sagen, daß vernünftige Gespräche kein bißchen zu brauchen waren, wenn man feststellen wollte, wer recht hatte.
    Er steckte die Hände in seine leeren Hosentaschen. Und — war es zu glauben — da lag noch ein Bonbon, den er nicht bemerkt hatte! Ein großer, fester, herrlicher Bonbon. Lillebror lachte.
    «Ich wette, daß ich noch einen Bonbon habe. Und ich wette, daß ich ihn auf der Stelle auf esse», sagte er und stopfte den Bonbon geschwind in den Mund.
    Karlsson setzte sich aufs Bett und grollte.
    «Du solltest wie eine Mutter zu mir sein», sagte er. «Und dann tust du nichts weiter, als in dich reinstopfen, soviel du reinkriegst. Ich habe noch nie einen so gefräßigen Bengel gesehen.»
    Er saß einen Augenblick schweigend da und sah noch finsterer aus.
    «Übrigens habe ich noch kein Fünförestück bekommen dafür, daß der Wollschal gekratzt hat», sagte er.
    «Ja, aber du hast ja gar keinen Wollschal umbekommen», sagte Lillebror.
    «Es gibt im ganzen Haus keinen Wollschal», sagte Karlsson brummig. «Aber wenn es einen gegeben hätte, dann hätte ich ihn umgebunden, und dann hätte er gekratzt, und dann hätte ich fünf Öre bekommen.»
    Er blickte Lillebror verlangend an, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    «Muß ich darunter leiden, daß es keinen Wollschal im Hause gibt? Findest du das richtig?»
    Das fand Lillebror nicht richtig. Und so schenkte er Karlsson vom Dach seinen letzten Fünfer.

Karlsson macht Streiche

    «Jetzt fühle ich mich zu einem kleinen Schabernack aufgelegt», sagte Karlsson nach einer Weile. «Wir machen einen Ausflug über die Dächer hier herum. Dabei kommt einem immer ein Gedanke.»
    Das wollte Lillebror gern. Er nahm Karlsson bei der Hand, und sie zogen zusammen zur Tür hinaus und aufs Dach. Es hatte jetzt angefangen zu dämmern, und alles war wunderschön. Die Luft war so blau wie immer im Frühling, alle Häuser sahen geheimnisvoll aus, wie Häuser in der Dämmerung aussehen, der Park, in dem Lillebror immer spielte, leuchtete seltsam grün von unten herauf, und von der großen Balsampappel auf Lillebrors Hof roch es so herrlich bis zum Dach hinauf.
    Es war ein wunderbarer Abend für Dachspaziergänger. Alle Fenster standen offen, und man konnte viele verschiedene Geräusche und Stimmen hören. Menschen, die sprachen, und Kinder, die lachten, und Kinder, die weinten. Und aus einer Küche in der Nähe hörte man Geschirr klappern, das gerade abgewaschen wurde, und ein Hund bellte, und irgendwo klimperte jemand auf einem Klavier. Von der Straße unten hörte man das Geknatter eines Motorrades, und als das verhallte, kam ein Ackergaul mit einem Wagen angeklappert, und jeder Tritt war bis zum Dach hinauf zu hören.
    «Wenn die Leute ahnten, wieviel Spaß es macht, auf dem Dach herumzugehen, dann würde nicht einer unten auf der Straße bleiben», sagte Lillebror. «Ujj, macht das einen Spaß!»
    «Ja, und dann ist es auch aufregend», sagte Karlsson. «Denn man kann so leicht abstürzen. Ich zeige dir ein paar Stellen, wo man jedesmal beinahe abstürzt.»
    Die Häuser waren so nah aneinandergebaut, daß man von einem Dach aufs andere gelangen konnte. Es gab hier eine Menge kleiner, sonderbarer Ausbauten und Dachstuben und Schornsteine und Winkel und Ecken, so daß es nie eintönig wurde. Und es war wirklich aufregend, genau wie Karlsson gesagt hatte, eben weil

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