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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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gemacht hatte — nein, das ging wirklich nicht an. Andererseits hatte dieser kleine dicke Mann gerade gesagt, er esse gute Fleischklößchen so gern. Es war Lillebrors Sache, zu versuchen, ob er nicht welche bekommen konnte, sonst mochte Karlsson vielleicht nicht mehr mit Lillebror zusammen sein. Ach, eine ganze Menge hing von Mamas Fleischklößen ab!
    «Warte hier einen Augenblick», sagte Lillebror. «Ich gehe in die Küche und hole welche.»
    Karlsson nickte zufrieden.
    «Gut», sagte er, «gut! Aber beeil dich! Man wird nicht satt davon, nur Bilder anzuschauen!»
    Lillebror rannte geschwind in die Küche hinaus. Da stand Mama am Herd mit einer karierten Schürze und in dem allerherrlichsten Bratendunst. Sie schüttelte die große Bratpfanne über der Gasflamme, und in der Pfanne hüpften eine Unmenge feiner brauner Fleischklöße umher.
    «Hallo, Lillebror», sagte Mama. «Jetzt essen wir bald.»
    «Liebe Mama, kann ich nicht ein paar Fleischklöße bekommen und mit zu mir reinnehmen?» fragte Lillebror mit seiner einschmeichelndsten Stimme.
    «Liebling, wir essen doch in wenigen Minuten.»
    «Ja, aber trotzdem», sagte Lillebror. «Nach dem Essen erkläre ich dir, wieso.»
    «Ja, ja», sagte Mama. «Dann sollst du ein paar haben!»
    Sie legte sechs Fleischklöße auf einen kleinen Teller. Oh, sie dufteten so herrlich, und sie waren klein und braun, genau wie sie sein sollten. Lillebror trug den Teller behutsam mit beiden Händen vor sich her und machte, daß er in sein Zimmer zurückkam.
    «Hier, Karlsson», rief er, als er die Tür öffnete.
    Aber Karlsson war verschwunden. Da stand Lillebror mit den Fleischklößen, aber kein Karlsson war da.
    Lillebror war furchtbar enttäuscht. Auf einmal war alles so langweilig.
    «Er ist weggegangen», sagte er laut vor sich hin.
    Aber da...
    «Piep», hörte er plötzlich jemand sagen. «Piep!»
    Lillebror sah sich um. Ganz unten am Fußende seines Bettes — unter der Decke — sah er einen kleinen dicken Klumpen, der sich bewegte. Von dort kam das Piep. Und gleich darauf kam Karlssons rotes Gesicht unter dem Laken hervor.

    «Hihi», sagte Karlsson. «, hast du gesagt. — das bin ich ja gar nicht. Ich hab’ ja man bloß so getan.»
    Da fiel sein Blick auf die Fleischklöße. Wips, drehte er an dem Knopf, den er auf dem Bauch hatte. Der Motor fing an zu brummen, und Karlsson kam im Gleitflug vom Bett her und schnurstracks auf den Teller zu. Im Vorbeifliegen schnappte er sich einen Fleischkloß, stieg schleunigst zur Decke empor, kreiste um die Deckenlampe und kaute zufrieden an seinem Fleischkloß.
    «Delikat», sagte er. «Wunderbarer Fleischkloß! Man sollte fast meinen, der beste Fleischklößemacher der Welt hätte ihn gemacht, aber das hat er ja nachweisbar nicht getan», sagte Karlsson.
    Und dann schoß er im Sturzflug auf den Teller nieder und schnappte sich einen neuen.
    Da rief Mama aus der Küche: «Lillebror, wir wollen essen, wasch dir schnell die Hände und komm!»
    «Ich muß wieder einen Augenblick weggehen», sagte Lillebror und stellte den Teller aus der Hand. «Aber ich komme bald zurück. Versprich mir, daß du auf mich wartest.»
    «Ja, aber was soll ich denn unterdes machen?» sagte Karlsson und landete mit einem kleinen vorwurfsvollen Bums neben Lillebror. «Ich muß inzwischen irgendwas zum Zeitvertreib haben. Hast du wirklich keine Dampfmaschinen mehr?»
    «Nein», sagte Lillebror, «aber du kannst meinen Baukasten haben.»
    «Man zu», sagte Karlsson.
    Lillebror holte seinen Baukasten aus dem Schrank, in dem er seine Spielsachen hatte. Es war wirklich ein schöner Baukasten mit vielen verschiedenen Teilen. Die konnte man zusammenschrauben und vielerlei daraus bauen.
    «Hier hast du ihn», sagte er. «Man kann Autos bauen und Hebekräne und alles mögliche...»
    «Meinst du, der beste Baumeister der Welt wüßte nicht, was man bauen und was man nicht bauen kann?» fragte Karlsson.
    Dann stopfte er sich rasch noch einen Fleischkloß in den Mund und machte sich über den Baukasten her.
    «Jetzt wollen wir mal sehen, jetzt wollen wir mal sehen», sagte er und kippte den ganzen Inhalt des Kastens auf dem Fußboden aus.
    Lillebror mußte leider gehen, obwohl er viel lieber dageblieben wäre und zugesehen hätte, wenn der beste Baumeister der Welt ernstlich an die Arbeit ging.
    Das letzte, was er sah, als er sich in der Tür umwandte, war Karlsson, der auf der Erde saß und vergnügt vor sich hin

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