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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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bei den Mülltonnen …
    Gerade als van Ecken das zweite Magazin in den Schaft schieben wollte, stand Professor Ullrich vor ihm, unbewaffnet. Er streckte die Hand nach van Eckens Herz aus. Der wusste genau, was geschah, und konnte sich doch nicht mehr wehren. Er sah zu, wie ihm das Herz aus der Brust gerissen wurde.

83
    Kommissar Ackers ging gar nicht erst in die Stadt. Er ließ sich von Xu leiten, und Xu wollte so schnell wie möglich auf den Berg, zur Schneegrenze. Dort wollte er auf Toi und Lin warten.
    Ackers gab zu bedenken, dass er für den Berg nicht richtig angezogen war. Xu ließ solche Einwände nicht gelten. Wir müssen eher da sein. Wir werden ihm eine Falle stellen.
    Ackers protestierte nicht länger. Er wusste, dass er gegen Xu längst verloren hatte. Xu würde auf seinen Körper keine Rücksicht nehmen. Er würde ihn aufbrauchen und sich dann einen anderen suchen. Im Kampf der Hillruc-Fürsten hatte Kommissar Ackers keinerlei Bedeutung.
    Er sah seinen erfrorenen Körper schon oben auf dem Pilatus liegen, die Glieder merkwürdig verrenkt. Das Bild regte ihn nicht auf. Bereits kurze Zeit später würde irgendwo unten in der Stadt ein Kind geboren werden. Glücklich würden die Eltern seinen ersten Schrei hören und darum streiten, wem es ähnlicher sah, Mama oder Papa. Sie würden keine Ahnung haben, wen sie da großzogen, wer da heranwuchs und immer mehr Macht über sie gewann. Sie würden ihr Kind für tyrannisch halten. Vielleicht einen Kinderpsychologen um Beistand bitten, Erziehungsberatung in Anspruch nehmen. Vermutlich würden sie sich nach ein paar Jahren scheiden lassen, weil die Belastung für die Liebesbeziehung einfach zu groß war.
    Ackers wusste nicht, ob er in die Zukunft schauen konnte oder ob nur seine Fantasie mit ihm durchging. Er sah es plastisch vor sich. Die Mutter, die sich als Alleinerziehende abmühte, die sich an allem die Schuld gab. Deren Männerbeziehungen scheiterten, weil niemand es mit diesem Kind aushielt. Die sich fragte, was sie falsch gemacht hatte, und schließlich selbst in Therapie ging. Wie sollte sie ahnen, dass bei ihr ein Hillruc-Fürst aufwuchs, dem das Menschsein nicht viel bedeutete? Warum sollte er sich auf dieser Erde anstrengen? Warum Schulabschlüsse machen, sich um Noten kümmern, all dies kleinkarierte Zeug? Sie konnte ihre Wertvorstellungen nicht in ihn hineinerziehen. Nicht mit Prügeln, nicht mit pädagogischer Raffinesse, nicht mit ihren Psychotricks. Er wollte zurück nach Thara. Sein Aufenthalt hier war nur kurz.
    Die Jahre seiner Pubertät kamen Ackers in den Sinn, die Zeit, als er nicht gewusst hatte, wen er mehr hasste, sich selbst oder den Rest der Welt. Dieses Gefühl, nicht hierher zu gehören. Fremd zu sein. Die Spiele, die die Menschen spielten, nicht zu verstehen. Vor dem Spiegel zu stehen und sich die Pickel auszudrücken. Von Mal zu Mal waren der Hass und die Selbstverachtung größer geworden. War er damals seinem Thara-Ich besonders nahe gewesen? War es der Hillruc-Fürst Xu gewesen, der ihm die Verachtung für das menschliche Tun einflößte? Waren deshalb all seine Liebesbeziehungen gescheitert? War er gar nicht in der Lage, sich an eine Frau zu binden? War es immer nur Lin gewesen, die er gesucht hatte, oder war auch das nur wieder ein erbärmlicher Versuch seines menschlichen Verstandes, die Dinge zu ordnen, eine Erklärung zu finden, um irgendwie damit leben zu können?
    Xu lachte darüber nur. Er brauchte keine Begründungen, er war, wie er war. Es ging nicht einmal um Lin. Auch sie war nur ein Mittel zum Zweck. Es ging um den Kampf der Hillruc-Fürsten. Sie würden ihn ausfechten. Jetzt. Auf dem Pilatus.
    Ackers wollte feste Schuhe, eine Jacke, ein Zelt - Xu nur eine tödliche Waffe. Ein Schwert, einen Dolch, eine Lanze oder Pfeil und Bogen. Am Ende entschied er sich für eine Streitaxt. Ja, er wollte Tois Schädel mit einer Axt spalten. Und vor dem Kampf brauchte er nach alter Tradition der Hillruc-Fürsten eine Frau. Eine Tschika aus Luzern. Ihm war jede recht, er hatte keine besonderen Vorlieben. Weich musste sie sein und warm, und schreien sollte sie. Vor Angst oder vor Glück, auch das war ihm egal. Im Geschlechtsakt wurden die Lebenskräfte aktiviert. Wer Leben gespendet hatte, konnte danach Leben vergießen. Genau in der Reihenfolge forderte es Xu. Hol dir eine Axt und eine Tschika, und dann zerschneide dein Gesicht. Füg dir Wunden zu. Je schlimmer sie brennen, desto wachsamer wirst du im Kampf sein. Ackers ergab sich

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