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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sind keine Hillrucs da?»
    «Doch. Aber auch die sind zu Pflanzen geworden. Es gibt keinen Ton mehr und keine Bewegung. Nur den Wind. Da! Jetzt erhebt ein alter Ata seinen Kopf und durchbricht mit seinem Gebrüll die Stille.»
    «Und dann? Was passiert dann?»
    «Der Ata sitzt in einer Hillruc-Falle. Jetzt wird er angegriffen. Der Ata ist groß und schwer, aber dumm. Er hat keine Chance. Er…»
    Vivien hielt es nicht länger aus. Noch einmal fragte sie: «Wer bist du? Weißt du jetzt, wie du heißt?»
    «Nein. Ich … ich weiß nicht.»
    «Kennst du Uta?»
    Er saugte Luft ein und bejahte. «Natürlich kenne ich Uta. Sie ist im Ata-Käfig gefangen. Toi will sie.»
    «Wer bist du?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Bist du Josch?»
    «Josch?»
    Er verfiel in langes Schweigen. Vivien sah, wie nervös er war. Seine Glieder zuckten. Er schien starken Eindrücken ausgeliefert zu sein.
    So muss ich oft dagelegen haben, dachte sie.
    «Weißt du, was aus Uta geworden ist?»
    «Uta ist stark. Sie ist geflohen.»
    «Gehörst du zum Dorf?»
    «Ich weiß nicht. Die Bilder sind so verschwommen. Ich kann kaum was sehen, aber ich höre viel. Ich …»
    Schwester Inge öffnete die Tür. Sie fasste sich ans Herz. So unglaublich es war, sie erkannte mit einem Blick, was hier passiert war. Vivien hatte den Professor hypnotisiert! Deshalb hatte das kleine Luder sie alle so im Griff. Darum mussten alle nach ihrer Pfeife tanzen. Heimlich fragte sie sich schon lange, wer eigentlich der Boss in der Klinik war, der Professor oder Vivien.
    «Hauen Sie ab! Lassen Sie uns allein!», fauchte Vivien.
    «Es tut mir Leid, dass ich störe, aber unsere neue Chefin will den Professor sofort sprechen. Ich hielt es für richtig…» Schwester Inge sprach so, als hätte Vivien tatsächlich solche Dinge zu entscheiden.
    Professor Ullrich richtete sich auf, massierte sich das Gesicht und wirkte erstaunlich frisch. Er lächelte Schwester Inge an. Das hatte sie noch nicht oft erlebt.
    «Schon okay», sagte er. «Es ist alles okay.»
    «Sie hatten ja keinen Piepser, Herr Professor, sonst hätte ich …»
    «Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen», sagte er freundlich.
    Er hatte bei seinen Rückführungen niemals den Piepser dabei. Das Geräusch hätte alles zerstören können. Außerdem hasste er das Gefühl, überall erreichbar zu sein. Wenn Schwester Inge ihn holte, dann brannte es wirklich. Das war ihm vollkommen klar. Denn sie wusste, wie ungehalten er werden konnte, wenn er aus unwichtigen Gründen bei seinen Patientengesprächen gestört wurde. Er federte vom Bett. Es wirkte jugendlich.
    Schwester Inge wollte den Raum sofort wieder verlassen, doch er erwischte sie noch an der Tür. Er hielt sie am Handgelenk fest. Von dort aus ging ein Kribbeln durch ihren Körper, das ihr Angst machte. Es war, als würde sie von dort aus betrunken werden. Eine unangenehme Trunkenheit. Eine, die sie zum Erbrechen reizte. Sie rülpste sogar und fürchtete, sich gleich übergeben zu müssen.
    «Was Sie gerade hier gesehen haben, geht außer uns beiden niemanden etwas an.»
    Sie nickte. «Das ist doch selbstverständlich, Herr Professor. Sie können sich auf mich verlassen.»
    Der Professor ging mit schnellen Schritten durch den Flur. Er konnte sich an jedes Wort erinnern, das er vorhin zu Vivien gesprochen hatte. Es war eine echte Rückführung gewesen. Nichts daran gespielt. Sie hatte es sehr gut gemacht. Sie war talentiert. Vielleicht könnte sie einmal seine Nachfolge antreten. Natürlich hatte sie an einzelnen Stellen viel zu sehr gepuscht und versucht, ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken. Anfängerfehler. Das würde sich abschleifen. Aber etwas anderes machte ihm Sorgen. Sie versuchte, etwas herauszufinden. Etwas, das sie selbst nicht wusste. Genau wie er sie benutzte, um etwas über sich herauszufinden, so wollte sie nun ihn benutzen.
    Er spürte die Wirkung einer verdrehenden Kraft. Sie machte ihn zum Patienten und Vivien zur Therapeutin.

22
    In diesem Teil des neuen Verwaltungsgebäudes war Professor Ullrich noch nicht oft gewesen. Er betrat das Zimmer von Katrin Reb, entschlossen, sie auf ein erträgliches Maß zurechtzustutzen. Er würde ihr unmissverständlich klarmachen, dass er hier eine wichtige Arbeit tat und man ihn dabei nicht mit jedem Blödsinn stören konnte.
    Er fragte sich, wie lange es diesen neuen Verwaltungstrakt schon gab. Wie hatte er das alles ignorieren können? Die Umbauarbeiten, die ständigen Diskussionen. Bis vor kurzem hatte er

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