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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Der Schlüssel liegt hier vor uns auf dem Tisch. Er ist nicht bei ihr.»
    Katrin Reb schaute zwischen den beiden Männern hin und her. So wollte sie das nicht. Sie wollte hier die Fragen stellen und die Gesprächsführung behalten. Vorsichtshalber stellte sie die Frage, die sie von Kommissar Ackers als nächste erwartete, selbst: «Wer hatte die Möglichkeit, so einen Nachschlüssel anzufertigen? Irgendjemand von unserem Klinikpersonal muss …»
    Sabrina Schumann kam aus ihrer Ecke. «Ich lege für unser gesamtes Personal die Hand ins Feuer. Das sind hoch qualifizierte, motivierte Kräfte.»
    Katrin Reb warf ihr einen giftigen Blick zu. Clever, dachte sie. Verdammt clever, du blöde Kuh. Stell dich hinters Personal und damit gegen mich. Das ist eine tolle Position. Sie werden dich alle dafür lieben. Selbst wenn später herauskommen sollte, dass es einer von ihnen war. Dann werden sie die Empörung mit dir teilen. Aber so sägst du nicht an meinem Stuhl. So nicht.
    «Es kann nur jemand vom Personal gewesen sein», sagte sie mit schneidender Stimme.
    Sabrina Schumann wich sofort zurück.
    «Das ist doch albern», behauptete Professor Ullrich und fuhr dann sachlich fort: «Wenn jemand von unserem Personal Vivien einen Nachschlüssel machen lassen würde und ihn Vivien übergeben wollte, warum sollte er dann einen Brief schicken? Außerdem weiß unser Personal, dass die Post hier überprüft wird. Nein, nein, dieser Brief entlastet unsere Leute. Er weist darauf hin, dass es von einem Außenstehenden kommt.»
    Ackers hatte interessiert zugehört und mischte sich jetzt ein. «Es bleibt dabei. Den Schlüssel konnte nur jemand machen, der das Original hat.»
    Katrin Reb reichte ihm einen Computerausdruck. «Hier haben Sie eine vollständige Liste.»
    Frau Dr.Schumann trat an den Kommissar heran und sah ihm über die Schulter. Sie spielte nun lächelnd ihren Trumpf aus. «Die Liste ist nicht ganz vollständig. Da fehlen noch …»
    «Unmöglich!», ereiferte sich Katrin Reb. «Das würde ja heißen, meine Unterlagen stimmen nicht. Wollen Sie mich hier vorführen, oder was? Ich kann doch nur das verwenden, was ich an Unterlagen habe.»
    Scheinbar geschlagen trat Sabrina Schumann zurück. «Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht bloßstellen. Aber ich dachte, es wäre wichtig, dass der Herr Kommissar eine vollständige Namensliste hat.»
    Ackers nickte. «Wer fehlt denn noch?»
    Mit einer unbewussten Bewegung nahm Professor Ullrich den Deckel der Milchflasche an sich und befühlte ihn. Das Ding vermittelte seinen Fingern eine Aura klebriger Krankheit. Diesen Deckel musste jemand in der Hand gehabt haben, der bald schon sterben würde. Er fühlte den nahen Tod durch seine Fingerspitzen.
    Aber er wusste, dass er in der Zwangsjacke landen konnte, wenn er versuchte, den Anwesenden mitzuteilen, was seine Fingerspitzen ihm verrieten. Darum behielt er es für sich.
    «Es fehlen praktisch alle, die nach dem ersten März eingestellt wurden, weil sich da unser Personalschlüssel geändert hat. Wir haben das hier noch nicht eingetragen.»
    Katrin Reb stöhnte gequält. Sabrina Schumann nahm ihren Kolbenfüller. Es war ein besonders edles Exemplar mit einer verzierten Goldfeder. Der Professor hatte ihn ihr geschenkt. Später hatte sie in einem Spezialgeschäft nachgesehen und erschrocken festgestellt, dass dieser Füller fast zweitausend Euro gekostet haben musste. Damit setzte sie nun die zusätzlichen Namen auf die Liste.
    Sie kommentierte: «Zwei Schwestern, ein Assistenzarzt in der Inneren und dann natürlich» - das machte ihr besonders viel Spaß - «unsere neue Geschäftsführerin, Frau Katrin Reb.»
    Katrin Reb schloss die Augen. Sie erlebte es fast wie eine Hinrichtung.
    Ackers war zufrieden.
    Professor Ullrich knickte den Milchflaschendeckel zwischen den Fingerspitzen zusammen und schnippte ihn zielgenau in den Papierkorb. Dann wollte er den Briefumschlag anfassen. Er war sich sicher, dass er aus der Berührung herausspüren würde, wer diesen Umschlag beschriftet hatte. Das Material musste eine Geschichte haben. Ein menschlicher Kontakt würde daran haften wie Farbe auf einem Anzug.
    Doch Ackers stoppte ihn. «Bitte nicht berühren!»
    Er zog eine Rolle Plastikbeutel aus der Tasche, streifte sich dünne Handschuhe über und ließ den Umschlag in die Tüte hineingleiten. Dann nahm er den Schlüssel vorsichtig auf und steckte ihn in eine zweite Tüte.
    «Fingerabdrücke», sagte er gewichtig, als ob noch niemand jemals etwas

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