Karma-Attacke (German Edition)
von dieser Polizeimethode gehört hätte. Dann atmete er hörbar aus. «Also für mich war’s das dann. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie mich bitte an. Wir arbeiten unter Hochdruck an dieser Geschichte.»
Ackers wollte mit dem Umschlag und dem Schlüssel gehen. Auch Professor Ullrich hielt sich für erlöst, doch Katrin Reb bat ihn zu bleiben. Es gebe noch ein paar Interna zu klären, die den Kommissar aber vermutlich wenig interessieren dürften.
Ackers war froh, die Tür hinter sich schließen zu können.
Professor Ullrich drehte sich um und stand zwischen den beiden Frauen. Er fürchtete, dass gleich ein Duell beginnen würde, in dem er der Preis war.
Sofort stellte er klar, dass er jetzt Zeit für seine Patienten brauchte. «Es ist Unruhe genug in der Klinik und …»
Sabrina Schumann nickte. Sie kannte diese Sprüche. Sie hatte ihm das immer durchgehen lassen.
Doch Katrin Reb sah das anders. Sie holte aus ihrer Schublade einen weiteren Brief hervor. «Wissen Sie, was das ist? Das ist Post von einem Anwalt. Jochen Prinz-Brandenburger. Der Rechtsbeistand von Vivien Schneiders Vater. Hiermit fordert Herr Schneider das Aufenthaltsbestimmungsrecht für seine Tochter ein. Wir können sie höchstens noch bis morgen Mittag zwölf Uhr hier festhalten. Er will sie zu sich nach Hause holen. Er misstraut Ihnen, Herr Professor. Das dürfte Ihnen ja schon bekannt sein. Weiterhin fordert er, dass seine Tochter von einem neutralen Arzt untersucht wird und …»
Professor Ullrich ließ sie nicht weiterreden. Er ging sofort zum Gegenangriff über. «Und das sagen Sie jetzt? Nachdem der Kommissar gegangen ist? Einen Augenblick mal!»
Professor Ullrich riss die Tür auf und rief hinter Ackers her. Der blieb am Ende des Flurs stehen und drehte sich langsam um. Irgendwie hatte er fast damit gerechnet, noch einmal zurückgerufen zu werden. Wenn diese Leute hier überhaupt keine Patienten hätten, dachte er, könnte der Klinikalltag trotzdem so weiterlaufen. Die hatten genug mit sich selbst und ihren Intrigen zu tun. Das war nicht anders als im Landeskriminalamt.
Ackers schritt bedächtig, fast provozierend langsam, in Katrin Rebs Büro zurück. Dort äußerte Professor Ullrich nun unverhohlen seinen Verdacht.
«Herr Schneider versucht mit allen Mitteln, seine Tochter hier herauszuholen. Dieser Mann ist eine verantwortungslose Persönlichkeit, überhaupt nicht in der Lage, seine Tochter zu versorgen. Er hat sich fast drei Jahre lang nicht um sein Kind gekümmert. Er will mit allen nur möglichen Methoden Vivien zu sich holen. In diesem Brief hier, das können Sie nachlesen, versucht er es mit anwaltlicher Hilfe. Das wird scheitern. Ich garantiere Ihnen: Er hat seiner Tochter diesen Schlüssel geschickt.»
«Wie soll er da herangekommen sein?», fragte Ackers.
Katrin Reb lehnte sich im Stuhl zurück und legte eine Hand auf ihren Magen. Ihr wurde schlecht. Sie spürte, dass hier ein Spiel gespielt wurde, das sie nicht mal im Ansatz durchschaute.
Professor Ullrich sah Sabrina Schumann an.
«Er war vor kurzem hier. Seine Tochter hat einen schlimmen Anfall bekommen, als sie ihn sah. Er hatte die Möglichkeit, an den Schlüssel zu kommen.»
«Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?», zischte Katrin Reb.
«Der Schlüssel ist doch am Körper zu tragen! Ja, hält sich denn hier niemand an die Dienstanweisungen?»
Sie hob demonstrativ resigniert die Hände und ließ sie auf den Schreibtisch fallen. Der Schmerz in ihrem Magen wurde stärker.
Professor Ullrich tat so, als würde er zu Dr.Schumann sprechen. Doch seine Sätze waren für die anderen im Raum bestimmt. Alles, was er von ihr wollte, war, dass sie ihm jetzt nicht widersprach.
«Haben Sie ihm den Schlüssel nicht in meinem Beisein übergeben? Wir waren bei Vivien im Zimmer. Sie hatte ihren Anfall. Wir waren froh, ihn loszuwerden. Er musste zur Toilette. Sie haben mich unterstützt, Vivien zu beruhigen.»
Sabrina Schumann stand starr. Sie wagte nicht zu widersprechen, aber auch nicht zu nicken. Sie wusste, dass das, was er erzählte, frei erfunden war, aber sie wollte ihn nicht enttäuschen. Natürlich hätte Schneider die Möglichkeit gehabt, während seines Aufenthalts in der Klinik an den Schlüssel zu kommen. Aber sie hatte ihm den Schlüssel nicht ausgehändigt.
Sie konnte den Professor jetzt schlecht der Lüge bezichtigen. Zum Glück fragte Ackers dazwischen: «Wieso hat er nicht Viviens Toilette benutzt? Sie hat doch eine in ihrem Zimmer, oder
Weitere Kostenlose Bücher