Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Giuliana gesetzt.
Amadeo entzündete mehrere Kerzen, die in Haltern auf einem Tisch standen oder an der Wand hingen. Das Kerzenlicht förderte schonungslos ihr zerschundenes Gesicht zutage. Sie sah sein Erschrecken.
»Was ist mit dir passiert, kleine Schäferin?« Er kniete vor ihr nieder, strich ihr mit einem Finger über die aufgeplatzte Lippe, über die Nase, wischte ihr einen Schmutzfleck von der Wange. Seine Berührung war Balsam auf ihrer wunden Seele. Nimm die Hand nicht weg, nimm die Hand nicht weg, flehte sie stumm. Und es schien, als hätte er sie gehört, denn er strich ihr noch über die Augenbraue und ließ die Hand dann auf ihrer Wange liegen.
»Bist du gestürzt?«
Ja, wollte sie sagen, aber es kam ein Nein heraus. »Ich hatte eine unangenehme Begegnung im Nebel.« Es sollte leicht dahingesagt klingen, aber seine nächsten Worte zeigten ihr, dass sie ihr Ziel verfehlt hatte.
»Das hat jemand getan? Ein Mann? Wenn ich den erwische.« Er quetschte die letzten Worte zwischen den Zähnen hervor.
»Ich war Giulio.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. Durch das Sprechen hatte sie wieder zu bluten begonnen. Sie hatte einen kupfernen Geschmack im Mund. »Er war einfach da. Ich kannte ihn nicht.«
Ein Blutstropfen lief ihr über die Lippe, sie wischte ihn fort. »Bitte hol mir Wasser und ein Tuch.«
»Natürlich, kleine Schäferin. Ich bin gleich wieder da, lauf nicht fort.«
Kaum hatte er den Raum verlassen, da fühlte Giuliana wieder jeden Knochen im Leib. Sie kam sich vor, wie auseinandergerissen und nur grob wieder zusammengeflickt. Bevor sie viel weiter denken konnte, kam Amadeo zurück. Er hatte eine Wasserschüssel dabei und mehrere weiche Tücher. Nachdem er ihr die Schüssel zum Halten gegeben hatte, feuchtete er ein Tuch an und betupfte ihr Gesicht.
Als er den Lappen wieder in die Schüssel tauchte und anschließend auswrang, färbte sich das Wasser rosa. Unendlich sanft säuberte Amadeo ihr Gesicht, und in Giuliana reifte die Hoffnung, dass ihr letztes Gespräch nichts als ein großes Missverständnis gewesen sei.
»Ich hole die Köchin, sie hat eine Salbe für deine Lippe.«
»Nicht, es ist schon viel besser.« Sie wollte nicht, dass jemand ihr Beisammensein störte.
Er stellte die Schüssel auf eine Truhe, und sie lehnte sich im Sessel zurück. Es entstand ein Schweigen zwischen ihnen. Giuliana reckte sich unbehaglich und steif. Schultern und Hüfte schmerzten.
»Hat er dir noch mehr angetan? Ich will alles wissen, kleine Schäferin.«
»Ich bin gestürzt.«
Amadeo half ihr, die Schnüre ihres Wamses zu lösen, streifte es ihr von den Schultern. Das Hemd darunter war zerrissen, die Haut gerötet und voller Kratzer.
»Das Schwein«, entfuhr es Amadeo. Er nahm wieder den Lappen und reinigte ihre Schulter. Sie entspannte sich. Seine sanfte Fürsorge vertrieb die Schmerzen. Er öffnete ihr Hemd am Kragen und zog es über die Schulter herunter, strich zart mit den Fingern über ihre Haut, umrundete sorgfältig die Prellung. Danach ließ er den Finger über den Ansatz ihrer Brüste gleiten, dort wo das straff gewickelte Brustband sie platt drückte.
»Dass du das trägst.« Er schob einen Finger unter das Leinen.
»Ich darf als Giulio keinen Busen haben.«
»Als Giuliana gefällst du mir ohnehin besser.« Er drückte seine Lippen auf ihr Schlüsselbein, fuhr küssend dessen Konturen entlang. Auf der anderen Seite machte er weiter, schob auch hier den störenden Stoff weg und küsste ihr Schlüsselbein. Seine Lippen wanderten oben auf ihrer Schulter über den Hals zum Ohr. Zärtlich knabberte er an ihrem Ohrläppchen.
»Gibt es da noch mehr, was ich wissen sollte?«, flüsterte er.
»Meine Hüfte habe ich mir beim gleichen Sturz angeschlagen.«
»Dann will ich mir das einmal ansehen.«
»Und …?«
»Sprich nicht so viel, kleine Schäferin. Lass uns alles vergessen, was wir je zueinander gesagt haben. Alle Lektionen, das dumme Theater und was ich sonst getan habe.«
»Aber …«
»Dein schrecklicher Widerspruchsgeist gibt einfach keine Ruhe.« Aber er sagte es so, als störe es ihn überhaupt nicht. Dafür verschloss er ihr den Mund mit einem Kuss.
Süß schmeckten seine Lippen und lösten wieder den Schauer in ihrem Leib aus, nach dem sie sich seit dem ersten Kuss sehnte. Sie hieß seine Zunge willkommen, ihre Lippe tat ihr auf einmal nicht mehr weh.
Viel zu früh endete der Kuss.
»Ich muss mich noch um deine anderen Verletzungen kümmern.«
Er zog ihr das Hemd
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