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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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Insbesondere, weil diese Frau ja selbst dieses Haus aufsuchte. Sie kannte Mary Scott und wollte Schwierigkeiten machen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil sie ermordet wurde.«
    »Und daraus leiten Sie ab, dass es eine Verbindung zwischen Mary und dieser Frau gibt?«
    »Da brauche ich gar keine Verbindung abzuleiten. Die gibt es nämlich. Die beiden Frauen kannten einander.«
    »Behauptet Declan Scott.«
    »Kann sein, dass er lügt. Ich wüsste allerdings nicht, wieso.«
    Baumann stand auf und trat an ein Schränkchen im asiatisch angehauchten Stil, dessen dunkles Rot fast wie Schwarz wirkte. »Wie wär’s mit einem Drink, Superintendent?«
    »Nein, danke. Inzwischen habe ich bestimmt schon ein Dutzend Tassen Tee intus.« Es war ihm bisher noch nicht so recht geglückt, sich Baumann gewogen zu machen, er hatte ihn im Gegenteil sogar fast abgeschreckt. Deshalb sagte er jetzt: »Sie sind Münzensammler, Mr. Baumann. Diese Stücke sehen ziemlich wertvoll aus.« Er lächelte und deutete mit dem Kopf in Richtung Vorzimmer.
    Baumann schenkte sich einen kleinen Gin in ein kristallenes Stumpenglas. Das fand Jury nun wieder interessant. Er hätte Whiskey erwartet. Gin vor dem Mittagessen! Jury war der Überzeugung, drei Viertel aller Mitmenschen waren Alkoholiker, er selbst vielleicht inbegriffen.
    »Aha, Sie interessieren sich für Münzen, Superintendent?« Er kehrte zu dem schwebenden Schreibtischsessel zurück.
    »Ich kenne mich nicht sehr gut damit aus. Aber ich frage mich schon die ganze Zeit, was das für eine ist, die Sie da zwischen den Fingern drehen.« Es war eine alte, in Acrylglas gegossene Münze, die als Briefbeschwerer diente.
    Baumann hielt sie ihm lächelnd hin. »Die habe ich eigentlich am liebsten: eine griechische Tetradrachme, was so viel heißt, dass sie vier Drachmen wert ist. Es ist Alexander der Große. Eins meiner Lieblingsstücke. Seit ich angefangen habe zu sammeln, habe ich erst zwei von denen gesehen.«
    Jury nahm sie in die Hand. Es überraschte ihn nicht, dass Baumann eine gewisse Affinität zu Alexander verspürte. Der war auf der Münze mit einem Löwenkopf als Helm abgebildet. »Sieht ziemlich wertvoll aus«, sagte Jury und gab sie ihm zurück.
    »Eigentlich nicht. Sie ist natürlich sehr, sehr alt, das hat aber nicht viel zu sagen, was den Wert betrifft.«
    Nachdem er sich wenigstens bis zu einem gewissen Grad Baumanns Gunst wieder gesichert hatte, meinte Jury: »Nun habe ich aber vom Thema abgelenkt. Wir sprachen doch gerade über Declan Scott.«
    Baumann nahm einen Schluck und stellte das schwere Glas hin. »Ich dachte bloß, vielleicht hat Scott deshalb gelogen, weil er von der Beziehung zwischen sich und dieser Frau ablenken wollte, indem er behauptete, sie sei eine Freundin von Mary. Und sich dann diese Geschichte ausdachte, er hätte sie zusammen gesehen. Für diese Begegnung gibt es keine Zeugen, sagten Sie doch, nicht wahr?«
    »Nein, wir haben keine aufgetan. Aber Declan Scott ist nicht der Einzige, der sie gesehen hat -«
    Baumann unterbrach ihn. »Aber Sie sagten doch gerade, es gäbe keine Zeugen.«
    »Bei dem Treffen im Hotel nicht, aber später, als sie zum Haus kam. Und da hat auch nicht Declan Scott sie gesehen, sondern die Köchin der Scotts.«
    So wie Baumann sein leeres Glas in den Händen drehte und wendete, wie er es betrachtete, wollte er offenbar noch einen Drink. »Ach, ist das eine von diesen altgedienten ›Perlen‹, die für die Scotts alles tun würde?«
    »Wollen Sie damit andeuten, sie würde für sie lügen?«
    Achselzuckend stellte Viktor Baumann sein Glas hin. »Könnte doch sein, oder?«
    »Ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Ich glaube, hier hat Sherlock Holmes Recht, wenn er sagt: Die einfachste Erklärung ist die wahrscheinlichste.«
    »Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Wie mir scheint, ziehen Sie nicht alle Möglichkeiten in Betracht.«
    Jury sagte nichts, sondern wartete darauf, dass er weiterredete, was er offensichtlich beabsichtigte.
    »Sie haben sich von ihm beeindrucken lassen, Superintendent. Declan Scott wirkt ja sehr vertrauenerweckend.« Baumann klatschte auf die Lehnen seines Sessels, bevor er sich daraus erhob.
    »Ich kenne Mr. Scott noch gar nicht.«
    »Nun, wenn es soweit ist, werden Sie sehen, was ich meine. Sie entschuldigen mich, aber ich bin um zehn Uhr verabredet.« Er trat an einen Schrank und holte einen Mantel heraus.
    Jury war ebenfalls aufgestanden und sah zu, wie er sich den Mantel zuknöpfte, einen

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